#westbalkon im Juni/Juli 2020: dunkle Regenwolken und zaghafte Früchte

Im Juni ist die Balkonplauderei aus zeitlichen Gründen leider ausgefallen, aber ich hoffe, ich kann im Nachhinein das Wichtigste zusammenfassen.

Was mir schon Ende Mai aufgefallen ist – und der Eindruck hat sich seither verstärkt –, ist, dass es in diesem Jahr scheinbar deutlich weniger Insekten gibt. Oder dass diese sich gegenseitig besser in Schach halten. Kein Kohlweißling hat sich blicken lassen, die Blattläuse waren schnell verschwunden und sind nicht wiedergekommen. Da, wo es im letzten Jahr ständig gesummt hat, verirrt sich in diesem nur selten eine Biene, Hummel oder gar Wespe hin. Spinnen allerdings, die machen es sich scheinbar bei mir bequem. Schwebfliegen sehe ich auch oft und zumindest eine Mücke hat sich nachts in die Wohnung geschlichen. Aber sonst?

In Berlin war die Zeit bis Mitte Juli mehrheitlich grau und düster. Ich musste sogar für die Zimmerpflanzen die Zusatzbeleuchtung, die ich eigentlich nur im Winter verwende, herauskramen. Die Temperaturen haben mir gut gefallen, mehr als fünfundzwanzig Grad müssen es nicht sein, aber die Sonne hat gefehlt. Das war auch bei den Balkonpflanzen zu spüren. Zwar scheint es DAS Gurkenjahr zu sein, denn die mögen es ja feucht (und das war es …), aber dafür waren alle anderen Pflanzen nicht so begeistert. Zu ernten gibt es trotzdem etwas.

Kohlrabi

Der erste Kohlrabi auf dem Balkon – als Test bereits am 24.02. einzeln im Baumarkt gekauft und in den Kasten gesetzt – blieb seither nicht der Einzige. Wie viele ich inzwischen geerntet habe, kann ich leider gar nicht sagen. Aber es waren eine Menge.

Von den irrtümlich gekauften Superschmelz allerdings musste ich zwei entsorgen. Die haben den kleineren Kasten so gründlich durchwurzelt, dass keine Erde mehr drin war und blieben zudem leider im Entwicklungsstadium hängen. Die drei anderen jedoch wuchsen – sogar als ich testweise stetig die unteren Blätter abgeschnitten habe (oben kamen ja immer neue heraus). Ende Juli wurde der in der Mitte geerntet – ein wahrer Kraftakt, denn der Strunk ist ziemlich dick. Geschmeckt hat er wohl, wenn seine Schale auch relativ hart war. Mal sehen, ob die anderen beiden wegen des neuen Platzes noch etwas wachsen.

Erdbeeren!

Jeden Tag gab es bei drei Pflanzen über mehrere Wochen eine Handvoll Erdbeeren zu ernten, die sogar geschmeckt haben. Aber dann kam die Zeit Anfang Juli, als Korona plötzlich anfing zu mickern. Und schließlich nicht mehr zu retten war. Wenn ich an etwas wie Zeichen glauben würde … aber es ist nur ein verdammter Name und hat nichts zu bedeuten. Richtig?

Dafür hat sich die Sengana so dufte gemacht, dass ich noch vier neue Pflanzen gekauft habe. Eine kam in die Stelle von Korona und die anderen drei in einen freigewordenen Kasten. Die lassen sich auch prima im Frühbeet überwintern.

Chilis und Paprika

Durch das dunkle Wetter wollten sie erst nicht. Die ersten Blüten warfen sie stetig ab, so dass ich schon die Hoffnung aufgab, jemals etwas ernten zu können. Fleißig habe ich mich belesen und bin mit einem Pinsel bestäuben gegangen. Brachte leider nichts. Doch dann kamen einige recht windige Tage, die irgendetwas in den Pflanzen ausgelöst haben. Urplötzlich hingen kleine Früchtchen dran. Dabei ging es bei den gekauften Pflanzen deutlich schneller. Dafür sind die selbstgezogenen sichtbar mehr verzweigt.

Eine Pflanze, die selbstgezogen ist und einen sehr dicken Stamm ausgebildet hat, brachte als Erste mehrere Früchte hervor – und blieb dann stehen. Zwar gab es neue Blüten, aber die Früchte wuchsen nicht mehr. Das Internet scheint so einen Fall nicht zu kennen und ich weiß nicht, was man da machen kann. Wir reden hier über mindestens zweieinhalb Wochen, in denen nur Fruchtansätze da sind, diese aber nicht größer werden. Ich habe Mitte des Monats dann mal die sog. Königsblüte (mit Frucht!) entfernt und gehofft, dass das etwas bringt.
Die Habanero Orange hat längliche Früchte ausgebildet (de Cayenne?), die deutlich anzeigen, dass es sich nicht um die von mir anvisierte Sorte handelt. Ärgerlich, weil das zwei gekaufte Pflanzen waren.

Späte Früchte, aber immerhin.

Thai Chili

Früchte wachsen einfach nicht.

Tomaten

… waren in diesem Jahr alle selbstgezogen. Allerdings muss ich mich unbedingt mal schlau machen, denn die meisten wuchsen sehr hoch, bildeten aber keine Blütenansätze aus. Die kamen oft, wenn die Pflanze mir schon bis zum Hals reichte. Dafür habe ich mich umso mehr gefreut, als ich dicke und gleich mehrere Dolden an der Tigerella gefunden habe. Wenn da wenigstens noch ein paar Früchte kommen und ausreifen, hat es sich gelohnt.

Die Honigtomate neben ihr musste ich allerdings nach einigen Wochen komplett entfernen. Sie wuchs rasant in die Höhe, jeden Tag sichtbar, aber bekam keine Blütenansätze. Als sie anderthalb mal so groß war wie ich, schnitt ich sie zurück und grub sie schweren Herzens aus. Da es sich aber abgezeichnet hat, ließ ich einen Seitentrieb der Tigerella etwas größer werden und stellte ihn nach dem Abschneiden in ein Glas Wasser. Er bewurzelte und ich setzte ihn neben die Mutterpflanze. Daumen drücken.

Ansonsten eher dürftig alles. Das draußen Vergessen in einer frostigen Nacht haben sie mir nicht verziehen. Dürre Stängelchen, späte Blüten. Aber gut, solange da überhaupt noch etwas wächst, will ich zufrieden sein.

Lang und dürr

Lieber spät als nie

Winzige Früchte

Bohnen

… versuche ich dieses Jahr das erste Mal. Und mache prompt irgendetwas falsch, denn obwohl die Pflanzen üppig wachsen, haben sie nicht eine einzige Blüte ausgebildet. Kommen die noch, oder kann ich das Experiment abhaken?
Edit Ende Juli: Nur zwei Tage nach dem Schreiben dieses Beitrags leuchtete etwas Weißes durch die Blätter und es mehrten sich die Blüten. Inzwischen hängen zahlreiche Böhnchen an den Pflanzen. Wie lautet die erste Regel eines Gärtners? Geduld haben.

Gurken

Erst spät habe ich mich entschlossen, noch zwei Gurkensamen in Erde zu stecken und doch noch diese Frucht auf den Balkon zu bringen. Beiden Pflanzen geht es gut, wobei eine allerdings schneller wächst und auch früher Gürkchen ausgebildet hat. Die zweite Kleinere hat sich dann Mitte Juli leider Spinnmilben eingefangen (ja, sie leben noch …). Ich bin dann aber mit einer Wasser/Kernseife-Mischung rangegangen und das scheint tatsächlich funktioniert zu haben.

 

Die gekaufte Gurkenpflanze, die bereits beim Kauf sehr dürftig aussah, ist nach zwei Wochen eingegangen. Sie hat weder neue Wurzeln ausgebildet, noch konnte sie das Weißwerden verhindern. Sie ist dann den Weg alles Irdischen gegangen. Umso fester ist mein Entschluss, im nächsten Jahr wirklich nichts Gekauftes auf den Balkon zu setzen. Nun, bis auf das Knollenzeug natürlich.

Die mexikanische Gurke, deren Früchte wie kleine Oliven aussehen sollen, schwächelt so vor sich hin. Was sie hat, kann ich leider nicht genau sagen, aber obwohl sie schnell wächst sind ihre Blätter kränklich, gelb und weißlich. Bisher sieht es zumindest noch dekorativ aus, so dass sie noch hängt. An Früchte glaube ich nicht mehr, zudem ich nicht wüsste, wo diese wachsen sollten.

Wie der Juli endet?

Die Hundstage nahen. Auch wenn ich nicht scharf auf Bullenhitze bin, würde ich den Pflanzen eine sonnige Zeit wünschen. Aber auch heute, am 19.07., wenn ich diesen Bericht schreibe, gibt es endlich Wärme und Sonnenschein. Allerdings wohl nur bis morgen.