Freitag, 21. Februar 2020

(Autorenplausch) KRYONIUM. Die Experimente der Erinnerung – Matthias A. K. Zimmermann

Titel: KRYONIUM. Die Experimente der Erinnerung 
Autor: Matthias A. K. Zimmermann
Originaltitel, 324 Seiten
ISBN: 978-3-86599-444-8
Euro: 19,90 (Hardcover)
www.matthias-zimmermann.ch












Vielleicht hat sich der eine oder die andere schon mal überlegt, wie es wohl wäre, in einen Spiegel hineinzufallen. Einfach so. Wie mag sich das anfühlen? Der Moment, in dem man in das Glas eintaucht, als wäre es flüssig, und auf der anderen Seite wieder rauskommt. Natürlich ist das unmöglich. Aber was wäre wenn? Was wäre das für eine Welt? Natürlich eine spiegelverkehrte Dimension. Ihre Bewohner hätten seitenverkehrte Organe. Vielleicht würden sie rückwärts sprechen – denn Wörter wären ja ebenfalls spiegelverkehrt.
Spinnen wir diesen Gedanken also weiter und fragen uns, wie es wäre, sich in einem Spiegel zu befinden, dem gegenüber ein zweiter Spiegel steht. Aus den zwei gegeneinandergestellten Spiegeln würde sich ein endloser Korridor ergeben. Und in welche Richtung wir auch liefen, wir wären im Unendlichen gefangen. Hier stellt sich die spannende Frage: wie ließe sich das Unendliche überwinden und welche Wege führten aus ihm heraus? 

Diese und ähnliche Gedanken bringen mich immer wieder auf Ideen, die ich mir in einem quadratischen, schwarzen Skizzenbuch notiere. So auch an einem Dezembertag vor vielen Jahren, als ich frühmorgens im Zug saß, noch halb verschlafen, und vor dem Fenster ein Schneesturm tobte. Ich kann mich noch sehr genau an diesen Tag erinnern. Denn der Zug blieb plötzlich auf halber Strecke stehen. Als ich da also inmitten vieler Leute saß, kam mir ganz plötzlich die Idee von einem schneeverwobenen Schloss in den Sinn. Und dann war ich gedanklich auch schon mittendrin in seiner kugeligen Architektur mit ihren schier unendlich vielen Türen. Die Gänge und Räume bildeten ein komplexes Netz, waren eigenartig ineinander verwinkelt und machten es seinen Bewohnern unmöglich, aus dem Schloss auszubrechen. Und dann gab’s da irgendwo noch eine Schneekugelsammlung, welche die geheimnisvollen Vorgänge auf diesem bizarren Schloss im Verborgenen lenkte. Das Schloss stand inmitten eines Waldes, der von wilden Tieren und Fabelwesen bevölkert wurde – gefräßige Gnome, Trolle und Kobolde, aber auch Einhörner, einen feuerspeienden Drachen und, und, und. Die Ideen purzelten nur so aus mir heraus. Die größte Gefahr in dieser Welt ging aber von der Landschaft selbst aus. In meiner Vorstellung war sie in sich gekrümmt und verschlungen und trieb jeden, der sich dort verirrte oder fliehen wollte, zum Schloss zurück. Ein nebulöses Ungeheuer beherrschte zudem den Ort. Und um das Allerschlimmste zu vermeiden und dieses Wesen vom Schloss fernzuhalten, wurden rund um die Uhr Glühbirnen produziert, mit denen die Türme und Mauern zum Schutz verhangen wurden.
Das also war die Geburtsstunde meines Debütromans KRYONIUM, der viele Jahre später in einem Verlag erscheinen sollte. Eine von Paranoia durchtriebene Fluchtgeschichte, die nicht das ist, was sie vorzugeben scheint. Ich bin Künstler. Über das Malen großformatiger Leinwände und das Komponieren digitaler Bilderwelten habe ich auf Umwegen zum Schreiben gefunden. Meine künstlerischen Themen sind die Virtualität, das Unendliche und die Zeit. Für meinen Roman suchte ich nach einem Klang und einer Erzählform, die den Leser immer wieder aufs Neue überrascht und regelrecht mit seinem Verstand spielt. Nach vielen Skizzen, Zeichnungen und Textversionen war mein Roman dann nach langen Jahren endlich, endlich, endlich fertig. Wer unvorhergesehene Wendungen mag, neuartige Erzählformen und ein ungewöhnliches Setting liebt, der wird an KRYONIUM große Freude finden und sich, so hoffe ich, ganz darin verlieren.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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