Autorin: Hwang Sok-Yong
Originaltitel: Shim Chong –
Yonkote Gil
Verlag: Europa Verlag
ISBN: 978-3958902626
Euro: 24,00
Veröffentlichungsdatum: Mai
2019
Seiten: 496
Serie: nein
Come in: vorablesen.de
Inhalt
Chong
ist gerade fünfzehn, als sie von ihrer Stiefmutter ohne das Wissen des blinden
Vaters von Korea nach China verkauft wird. Man sagt ihr zwar, sie werde in eine
Ehe gebracht, aber ihr Status ist lediglich der einer Konkubine, die zudem
teuer gekauft wurde. Sie verliert bereits auf dem Schiff ihren Namen und damit
alles, was sie bisher ausgemacht hat, und erhält einen neuen: Lenhwa, Lotosblüte.
Wohin genau man sie gebracht hat, weiß sie nicht, nur dass sie fortan dem
achtzigjährigen Hausherrn zur Verfügung stehen muss. Als dieser stirbt,
zeichnet sich ein düsteres Schicksal für Lenhwa ab. Sie überredet den jüngsten
Sohn des Hauses, sie in die große Stadt mitzunehmen, wo dieser ein Bordell
betreibt. Von dort aus wird fortan ihr Körper ihren Lebensweg bestimmen.
Meinung
Ich
habe den Roman auf Seite 129 (von 490) abgebrochen.
Der
Roman, der direkt aus dem Koreanischen übersetzt wurde, versprach eine ganze
Menge, was er allerdings leider nicht einhalten konnte.
Zunächst
heißt es, sich an die Schreibweise des Autors zu gewöhnen, der sehr ausufernd
formuliert und die eigentliche Handlung immer mal wieder mit langen
Beschreibungen unterbricht, so dass es doch Stehvermögen braucht, um sich durch
diese Abschnitte zu kämpfen. Allerdings ist der historische Hintergrund nicht
nur hervorragend recherchiert, sondern auch detailgetreu wiedergegeben worden.
Der Tee und sein Anbau, aber auch die Lebensweise der Menschen werden
ansprechend geschildert. Übrigens auch diverse (gewöhnungsbedürftige) erotische
Szenen. Daneben kommen allerdings die Charaktere viel zu kurz, insbesondere
Lenhwa. Das Mädchen muss eine Menge durchmachen, der Leser jedoch erfährt
nichts über ihre Gefühle und Gedanken, obwohl größtenteils aus ihrer Sicht
erzählt wird. Das Mädchen bleibt blass und unnahbar, beinahe ist zu vermuten,
dass alles irgendwie an ihr vorbeirauscht und sie gar keine Gefühle besitzt.
Was mir persönlich äußerst sauer aufstieß, war das Frauenbild, das in dieser
Geschichte präsentiert wird. Natürlich ist es klar, dass in so einem Roman
keine Amazone daherkommen kann. Aber die meisten Frauen werden entweder gar
nicht wirklich oder als sehr berechnende Wesen dargestellt. Das reicht von den
Haupt- und Nebenfrauen über Lenhwa selbst bis hin zu Dienerinnen und
Prostituierten. Als Lenhwa beispielsweise erfährt – der Teenager, der gezwungen
wurde, einem sehr alten Mann zu Willen zu sein -, dass sie nach der Trauerzeit
als arme Dienerin enden könnte, verführt sie gekonnt den jüngsten Sohn, der
allerdings auch schon knapp vierzig Jahre alt ist. Warum dieser, der
verheiratet ist und ein ganzes Bordell zur Verfügung hat, ausgerechnet an dem
Mädchen einen Narren zu fressen scheint, wird leider überhaupt nicht deutlich,
denn mit Frauen scheint sich der Autor so gar nicht auszukennen. Sich in eine
hineinzuversetzen, ist ihm jedenfalls absolut misslungen.
Auch
das historische Asien kommt reichlich kurz. Als eine weitere Frau recht
gewöhnungsbedürftig und in ihrem Umfeld nicht nachvollziehbar handelte,
unterbrach ich den Roman und trotz mehrmaligem Ansetzen ist es mir leider nicht
gelungen, mich zum Weiterlesen zu überreden, meine Abneigung war bereits zu
groß.
Darum
kann ich leider keine Empfehlung für den Roman aussprechen. Allerdings mag das
unter Umständen alles eher subjektives Empfinden sein, darum gerne in die
Leseprobe hineinsehen.
Hwang Sok-Yong geb.
1943, wurde mit zahlreichen nationalen und internationalen Literaturpreisen
ausgezeichnet. Sein Werk ist in Teilen auch in Deutschland bekannt. Während der
Militärdiktatur infolge unerlaubter Reisen in den Norden kurzzeitig interniert,
gilt er heute als wichtiger Vertreter Koreas und war als Unterhändler seines
Landes in Nordkorea.
Hallo Daniela,
AntwortenLöschendas Buch hatte ich auch ins Auge gefasst, aber bis jetzt habe ich auch eher nur verhaltene Rezensionen dazu gelesen. Somit kommt es von meiner WL wieder runter...
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
Löschenfür mich klang es auch sehr interessant und die Leseprobe war auch noch sehr gut. Aber es ließ leider immer mehr nach. Meiner Mutter hat es im Übrigen auch nicht gefallen und sie hat noch wesentlich mehr gelesen als ich.
Aber es gibt ja noch anderen Lesestoff :)
LG
Daniela