Ende April wurde bekannt gegeben, dass die Deutsche Post ihre Richtlinien und Preise für Bücher- und Warensendungen ändern wird. In Kraft treten sollen diese bereits im Juli 2019 und das, obwohl es bereits kein Jahr zuvor eine ähnliche Preissteigerung gegeben hat. Zu den rund sechzig Prozent, die der Kunde mehr auf den Tisch legen muss, kommt diesmal aber eine neue Sache hinzu: Die Sendungen dürfen nicht mehr höher als fünf Zentimeter sein.
Der Ärger vor allem bei Geschäftskunden (z.B. Verleger) war groß. Aber auch private Versender trifft es hart, deswegen soll dieser Beitrag sich besonders um sie drehen. Warum sollte eine Preisänderung bei der Post auch und vor allem uns Buchblogger interessieren?
Zunächst
einmal darf nicht außer Acht gelassen werden, warum es überhaupt eine
preiswerte Version dieser Versendungsart gibt. Der Weltpostverein, 1874
gegründet und als eine Art Regler für die internationale Zusammenarbeit von
Postbehörden zu verstehen, hat in den Fünfzigerjahren beschlossen, die Bildung
der Bürger hervorzuheben und gesonderte Tarife für Büchersendungen einzuführen.
In Deutschland passte man sich dem 1954 an, indem eine dauerhafte
preisreduzierte Möglichkeit eingerichtet wurde, Bücher versenden zu können.
Grund: die Förderung des Kulturguts Buch.
Es
gibt sicher einige, die in den letzten Jahren den Schwund an Lesern allgemein
mit großer Sorge verfolgt haben. Und nun scheint es festzustehen: Bücher lesen
ist obsolet geworden, denn sie werden auch bei der Post nicht mehr als
zeitgemäß empfunden. Oder bildet Lesen schlicht nur nicht mehr?
In
einem Interview, das der Börsenverein mit Alexander Schauer, AbteilungsleiterProduktmanagement Geschäftskunden / Warenversand bei DHL Paket, geführt hat,
ist nachzulesen:
„Uns
geht es dabei vor allem um zwei Aspekte – zum einen darum, die Komplexität in
diesem Teil unseres Portfolios zu reduzieren und Prozesse zu vereinfachen, zum
anderen aber auch um die Wirtschaftlichkeit. (…)Wir wollen alle Kollegen fair
entlohnen und zahlen in der Regel signifikant höhere Löhne als unsere
Wettbewerber.“
Ich
habe vor vielen Jahren neben dem Studium selbst einmal bei der Post gearbeitet,
im Innendienst, der leider nie erwähnt wird. Bevor ein Zusteller mit seinem Rad
überhaupt hinausfahren kann, muss alle im Stützpunkt anlaufende Post auf die
einzelnen Touren (die Strecke, die der Zusteller jeden Tag fährt) verteilt
werden. Und eben dieser Job „Verteiler“ ist in den letzten Jahren stark
ausgedünnt worden. Maschinen übernehmen bereits großflächig diese Arbeit, wenn
sie auch nicht so zuverlässig wie menschliche Hände und Augen sind. Ein Blick
in das Postsystem anderer Länder, gerne auch mal über Ozeane hinweg, legt
offen, wohin der Weg führen wird. Kleine Roboter verteilen dank modernster
Computertechnik die ankommende Post in die entsprechenden Stützpunkte, wo
ähnliche Maschinen das gleiche für jede Tour machen. Menschlich muss dann nur
noch der Techniker sein. Faire Löhne fallen dementsprechend weg, da es keine
dazu passenden Mitarbeiter mehr gibt. Was das bedeuten kann, wenn man noch
weiter denkt, überlasse ich dem geneigten Leser selbst.
Auch
der Punkt, dass Büchersendungen zukünftig verschlossen sein dürfen, nutzt dem
Kunden nicht so viel wie der Post. Denn die (metallenen) Klammern, mit denen
die Sendungen bisher verschlossen waren, behindern gern einmal die eben
erwähnten Maschinen.
Wie
versenden eigentlich Verlage zukünftig ihre Bücher? Können wir Leser darauf
bauen, dass die Buchpreise stabil bleiben, wenn auch die eigentlichen
Büchermacher wirtschaftlich denken müssen? Die Antwort liegt auf der Hand und
übelnehmen kann man das sicher keinem. Und was genau bedeutet das für
Rezensionsexemplare, wenn deren Versand ihren Nutzen sprengt? (Seiten wie
vorablesen.de inklusive.)
Aber
nicht nur Verlage versenden Bücher, auch Buchhandlungen oder Antiquariate,
nicht zuletzt auch Gebrauchthändler wie medimops müssen sich den neuen Preisen
(und Formaten!) beugen. Letztendlich wird auch hier der Kunde tiefer in die
Tasche greifen müssen.
Die
Konditionen bei Großkonzernen wie Amazon stehen noch auf der Kippe, weil
vermutlich Sonderkonditionen ausgehandelt wurden. Wenn nicht, wird der
Pauschalpreis von drei Euro wohl ebenfalls nicht länger zu halten sein.
Wer
gern einmal seine gelesenen oder aussortierten Bücher mit anderen tauscht, wird
darüber nachdenken müssen, ob und inwiefern es sich noch lohnt. Im www gibt es
einige Seiten wie z.B. tauschticket.de, in denen Bücher und Waren aller Art mit
anderen nach einem bestimmten Punktesystem getauscht werden können. Macht es
zukünftig vielleicht mehr Sinn, die Sachen zu spenden, verschenken oder gar
wegzuwerfen? Und das in Zeiten, wo „Nachhaltigkeit“ zu einer Art Kampfbegriff
geworden ist.
Was
eine vorherige Genehmigung der Bundesnetzagentur anbelangt, können Versender in
diese keine großen Hoffnungen setzen, denn im erwähnten Interview heißt es dazu:
„Im Gegensatz zu den Brief-Kommunikationsprodukten unterliegen Bücher- und
Warensendungen keiner Preisgenehmigungspflicht im Vorfeld.“
Warum
das Thema der Portoerhöhung keine größeren Wellen schlägt, erschließt sich mir
leider nicht. Ich habe für diesen Blogpost das Thema und seine Auswirkungen nur
sehr eng eingegrenzt. Die Bedeutung für Geschäftskunden oder unsere
Gesellschaft im Allgemeinen, habe ich dabei nur angekratzt.
Letztendlich
scheint es aber so, dass sich die neuen Richtlinien und Preise massiv aufs
Lesen, aber insbesondere auch die Arten, wie wir Leser an eben den begehrten
Stoff kommen, auswirken wird.
Oder wird es
letztendlich gar nicht so schlimm?
Hallo!
AntwortenLöschenIn Österreich gibt es diese regel schon lange und reine Büchersendungen gab e snie! Bei uns sind es sogar nur 2 cm...und deshalb tausche ich nie ins Ausland, weil das Porto 14,90 kostet und teurer als ein Taschenbuch selbst ist. Nachdem die Bücher generell teurer geworden sind und aus taschenbüchern Klappbroschüren werden...
Wie es dann mit den Reziexemplaren und Händlern wie medimops und rebuy sein wird...:(....da ahne ich Schlimmes!
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
Löschendas habe ich mir auch mal genauer angesehen und es ist nicht so schön. Am meisten stört mich persönlich, dass das Medium "Buch" offenbar seine besondere Wertschätzung verloren hat. Nur was bedeutet das? Das in Zeiten, in denen jeder etwas veröffentlichen kann, lesen ohnehin nicht mehr bildet? Warum schaltet sich die Politik nicht ein, die ja einst für den besonderen Status gesorgt hat?
Und wow, ich versuche gerade mit den 5 cm zu dealen - jeder Fantasyleser wird verstehen, dass das nicht so einfach ist. Da ich viele Bücher tausche, muss ich mir wohl tatsächlich etwas einfallen lassen, um zukünftig günstig an Lesestoff zu kommen. Gebrauchtkauf muss man dann ja auch abwarten.
Ich bin gespannt, wie es sich entwickeln wird, in jedem Fall muss ich versuchen, vor Einführung noch so viel abzuwickeln wie möglich.
Danke für Deinen Besuch! :)
LG
Daniela