Dienstag, 14. Mai 2019

(Buchgedanken) Die Post erhöht ihre Preise für Büchersendungen – und was das mit Bloggern zu tun hat



Ende April wurde bekannt gegeben, dass die Deutsche Post ihre Richtlinien und Preise für Bücher- und Warensendungen ändern wird. In Kraft treten sollen diese bereits im Juli 2019 und das, obwohl es bereits kein Jahr zuvor eine ähnliche Preissteigerung gegeben hat. Zu den rund sechzig Prozent, die der Kunde mehr auf den Tisch legen muss, kommt diesmal aber eine neue Sache hinzu: Die Sendungen dürfen nicht mehr höher als fünf Zentimeter sein.
Der Ärger vor allem bei Geschäftskunden (z.B. Verleger) war groß. Aber auch private Versender trifft es hart, deswegen soll dieser Beitrag sich besonders um sie drehen. Warum sollte eine Preisänderung bei der Post auch und vor allem uns Buchblogger interessieren?

Zunächst einmal darf nicht außer Acht gelassen werden, warum es überhaupt eine preiswerte Version dieser Versendungsart gibt. Der Weltpostverein, 1874 gegründet und als eine Art Regler für die internationale Zusammenarbeit von Postbehörden zu verstehen, hat in den Fünfzigerjahren beschlossen, die Bildung der Bürger hervorzuheben und gesonderte Tarife für Büchersendungen einzuführen. In Deutschland passte man sich dem 1954 an, indem eine dauerhafte preisreduzierte Möglichkeit eingerichtet wurde, Bücher versenden zu können. Grund: die Förderung des Kulturguts Buch.
Es gibt sicher einige, die in den letzten Jahren den Schwund an Lesern allgemein mit großer Sorge verfolgt haben. Und nun scheint es festzustehen: Bücher lesen ist obsolet geworden, denn sie werden auch bei der Post nicht mehr als zeitgemäß empfunden. Oder bildet Lesen schlicht nur nicht mehr?
„Uns geht es dabei vor allem um zwei Aspekte – zum einen darum, die Komplexität in diesem Teil unseres Portfolios zu reduzieren und Prozesse zu vereinfachen, zum anderen aber auch um die Wirtschaftlichkeit. (…)Wir wollen alle Kollegen fair entlohnen und zahlen in der Regel signifikant höhere Löhne als unsere Wettbewerber.“
Ich habe vor vielen Jahren neben dem Studium selbst einmal bei der Post gearbeitet, im Innendienst, der leider nie erwähnt wird. Bevor ein Zusteller mit seinem Rad überhaupt hinausfahren kann, muss alle im Stützpunkt anlaufende Post auf die einzelnen Touren (die Strecke, die der Zusteller jeden Tag fährt) verteilt werden. Und eben dieser Job „Verteiler“ ist in den letzten Jahren stark ausgedünnt worden. Maschinen übernehmen bereits großflächig diese Arbeit, wenn sie auch nicht so zuverlässig wie menschliche Hände und Augen sind. Ein Blick in das Postsystem anderer Länder, gerne auch mal über Ozeane hinweg, legt offen, wohin der Weg führen wird. Kleine Roboter verteilen dank modernster Computertechnik die ankommende Post in die entsprechenden Stützpunkte, wo ähnliche Maschinen das gleiche für jede Tour machen. Menschlich muss dann nur noch der Techniker sein. Faire Löhne fallen dementsprechend weg, da es keine dazu passenden Mitarbeiter mehr gibt. Was das bedeuten kann, wenn man noch weiter denkt, überlasse ich dem geneigten Leser selbst.
Auch der Punkt, dass Büchersendungen zukünftig verschlossen sein dürfen, nutzt dem Kunden nicht so viel wie der Post. Denn die (metallenen) Klammern, mit denen die Sendungen bisher verschlossen waren, behindern gern einmal die eben erwähnten Maschinen.
Wie versenden eigentlich Verlage zukünftig ihre Bücher? Können wir Leser darauf bauen, dass die Buchpreise stabil bleiben, wenn auch die eigentlichen Büchermacher wirtschaftlich denken müssen? Die Antwort liegt auf der Hand und übelnehmen kann man das sicher keinem. Und was genau bedeutet das für Rezensionsexemplare, wenn deren Versand ihren Nutzen sprengt? (Seiten wie vorablesen.de inklusive.)
Aber nicht nur Verlage versenden Bücher, auch Buchhandlungen oder Antiquariate, nicht zuletzt auch Gebrauchthändler wie medimops müssen sich den neuen Preisen (und Formaten!) beugen. Letztendlich wird auch hier der Kunde tiefer in die Tasche greifen müssen.
Die Konditionen bei Großkonzernen wie Amazon stehen noch auf der Kippe, weil vermutlich Sonderkonditionen ausgehandelt wurden. Wenn nicht, wird der Pauschalpreis von drei Euro wohl ebenfalls nicht länger zu halten sein.
Wer gern einmal seine gelesenen oder aussortierten Bücher mit anderen tauscht, wird darüber nachdenken müssen, ob und inwiefern es sich noch lohnt. Im www gibt es einige Seiten wie z.B. tauschticket.de, in denen Bücher und Waren aller Art mit anderen nach einem bestimmten Punktesystem getauscht werden können. Macht es zukünftig vielleicht mehr Sinn, die Sachen zu spenden, verschenken oder gar wegzuwerfen? Und das in Zeiten, wo „Nachhaltigkeit“ zu einer Art Kampfbegriff geworden ist.
Was eine vorherige Genehmigung der Bundesnetzagentur anbelangt, können Versender in diese keine großen Hoffnungen setzen, denn im erwähnten Interview heißt es dazu: „Im Gegensatz zu den Brief-Kommunikationsprodukten unterliegen Bücher- und Warensendungen keiner Preisgenehmigungspflicht im Vorfeld.“
Warum das Thema der Portoerhöhung keine größeren Wellen schlägt, erschließt sich mir leider nicht. Ich habe für diesen Blogpost das Thema und seine Auswirkungen nur sehr eng eingegrenzt. Die Bedeutung für Geschäftskunden oder unsere Gesellschaft im Allgemeinen, habe ich dabei nur angekratzt.
Letztendlich scheint es aber so, dass sich die neuen Richtlinien und Preise massiv aufs Lesen, aber insbesondere auch die Arten, wie wir Leser an eben den begehrten Stoff kommen, auswirken wird.
Oder wird es letztendlich gar nicht so schlimm?

2 Kommentare:

  1. Hallo!
    In Österreich gibt es diese regel schon lange und reine Büchersendungen gab e snie! Bei uns sind es sogar nur 2 cm...und deshalb tausche ich nie ins Ausland, weil das Porto 14,90 kostet und teurer als ein Taschenbuch selbst ist. Nachdem die Bücher generell teurer geworden sind und aus taschenbüchern Klappbroschüren werden...
    Wie es dann mit den Reziexemplaren und Händlern wie medimops und rebuy sein wird...:(....da ahne ich Schlimmes!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      das habe ich mir auch mal genauer angesehen und es ist nicht so schön. Am meisten stört mich persönlich, dass das Medium "Buch" offenbar seine besondere Wertschätzung verloren hat. Nur was bedeutet das? Das in Zeiten, in denen jeder etwas veröffentlichen kann, lesen ohnehin nicht mehr bildet? Warum schaltet sich die Politik nicht ein, die ja einst für den besonderen Status gesorgt hat?
      Und wow, ich versuche gerade mit den 5 cm zu dealen - jeder Fantasyleser wird verstehen, dass das nicht so einfach ist. Da ich viele Bücher tausche, muss ich mir wohl tatsächlich etwas einfallen lassen, um zukünftig günstig an Lesestoff zu kommen. Gebrauchtkauf muss man dann ja auch abwarten.
      Ich bin gespannt, wie es sich entwickeln wird, in jedem Fall muss ich versuchen, vor Einführung noch so viel abzuwickeln wie möglich.
      Danke für Deinen Besuch! :)

      LG
      Daniela

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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