Samstag, 23. Februar 2019

Wildnis ist ein weibliches Wort - Abi Andrews


Titel: Wildnis ist ein weibliches Wort
Autorin: Abi Andrews
Originaltitel: The Word for Woman is Wilderness
Verlag: Tempo
ISBN: 978-3455004182
Euro: 22,00
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2018
Seiten: 400
Serie: nein
Come in: Vom Verlag










Klappentext:
Erin ist 19 und Feministin. Sie liebt Geschichten von furchtlosen Aussteigern, die alles hinter sich lassen, um ein Leben in der Natur, fernab der Zivilisation zu wagen. Warum eigentlich, denkt sie, sollen diese Abenteuer immer nur Männern vorbehalten sein? Und macht sich auf: mit dem Schiff nach Island, über Grönland und am Polarkreis entlang nach Kanada und schließlich Alaska. Sie ist zu Fuß unterwegs, per Anhalter, mit dem Hundeschlitten und Fischerbooten. Ihre Erfahrungen inmitten der gottverlassenen Wildnis bringen sie an ihre Grenzen, beflügeln sie und lassen sie für immer verändert zurück.


Meinung
In diesem schildert sie unter anderem, wie sie auf die Idee für den Roman gekommen ist, warum an Frauen andere Erwartungen gestellt werden, wenn diese in ein Abenteuer in der Wildnis aufbrechen wollen und was eigentlich noch wild ist in unserer katalogisierten Welt.
Erin nun ist jung, gerade neunzehn Jahre alt, als sie beschließt, es den alten Abenteurern gleichzutun. Sie stammt aus einer typischen englischen Kleinstadt, in der alles streng geregelt ist und wo niemand auf die Idee käme, aus dem altbekannten Dasein auszubrechen. Doch Erin will die Welt sehen, sie will sich selbst testen und an den selbstgestellten Herausforderungen wachsen. Ihre Eltern sind damit nicht einverstanden, können ihr die Reise zwar nicht verbieten, tun aber nichts dazu. Erin wird sie übrigens die ganze Zeit per Telefon und Social Media auf dem Laufenden halten.
Anfangs hat Erin ein wenig viel unerhörtes Glück, wenn sie Menschen trifft, die sie ein ganzes Stück des Weges begleiten und sich so auch stets eine Weiterreisemöglichkeit ergibt. Aber sie erkennt selbst, dass es so nicht funktionieren sollte und je weiter sie kommt, desto mehr ist sie auf sich selbst gestellt. Sie ist eine Frau (kein Wanderer, Abenteurer, usw.) und das wird ihr stets von anderen ins Gedächtnis zurückgerufen, sogar von jenen, die ihr helfen möchten. Leider gibt es auch andere, die ihre Situation, in etwa in der Pampa zu sitzen, ausnutzen wollen. Aber Erin beißt sich durch und weiß sich zu wehren. Daher ist es bereits ein Abenteuer, überhaupt in die Wildnis zu kommen, es scheint mitunter, als wolle alles und jeder (meist männlich) sie davon abhalten. Daneben gibt es allerdings auch noch andere Dinge, die Erin nicht vergessen lassen, dass sie eine Frau ist. In etwa als sie mitten in Grönland mehrere Tage im Hundeschlitten unterwegs ist und ihre Menstruation bekommt.
Die Menschen, die Erin trifft, werden sie nachhaltig beeinflussen und sie verraten eine ganze Menge über den Zustand unserer globalisierten Welt und ganz besonders der Rolle von Frauen darin. Besonders beeindruckt hat mich das Treffen Erins mit einer Native, die an der Straße steht und ihren Körper verkauft, Erin aber eine Nacht bei sich aufnimmt und ihr von den alten, weiblich geprägten Stammesgesetzen berichtet.
Als Erin endlich in der wirklichen Wildnis ankommt – der Weg ist das Ziel, heißt es oft und Andrews weiß das mehr als gekonnt umzusetzen –, erlebt sie, was sie sich erhofft hat – und noch viel mehr. Die Erzählung davon nimmt den letzten Teil des Romans ein.
Abi Andrews hat einen sprachgewaltigen und anspruchsvollen Bildungsroman vorgelegt, das sollte sich der Leser vorab deutlich machen. Er ist weder schnell gelesen, noch verinnerlicht. Zwar liest sich Erins Geschichte sehr zügig weg, weil sie so ansprechend ist, aber das ist kein reiner Unterhaltungsroman, er braucht Zeit und will genossen werden. Zudem schadet ein wenig Allgemeinwissen über den Tellerrand hinaus nicht, schon allein, weil Andrews einige geistige Exkurse aus Wissenschaft, Geschichte und Gesellschaft/Feminismus vornimmt und diese in den Gedanken und Überlegungen Erins aufgreift, um sie dann auch dem Leser als Ideenmaterial zum Hinterfragen vorzulegen.
„Wildnis ist ein weibliches Wort“ überzeugt auf ganzer Linie und sollte nicht im Bücherregal des Abenteurers fehlen.


Abi Andrews wurde 1991 in den Midlands geboren und lebt und arbeitet heute in London. Sie hat Englische Literatur und Kreatives Schreiben studiert. Ihre Stories wurden in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht. Wildnis ist ein weibliches Wort ist ihr erster Roman.


4 Kommentare:

  1. Das klingt definitiv nach einem Buch für mich. Ich liebe ja Bücher über Reisen und die Exkurse klingen auch sehr spannend. Zumindest in der Übersetzung gibt es den Roman in der Bücherei - das kommt also gleich mal auf meine Liste.

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    1. Ich mochte das Buch sehr. Die werte Frau Mama hat es allerdings abgebrochen, darum gern den letzten Absatz beachten. :) Bin gespannt, was Du sagen wirst!

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  2. Das klingt nach einem Buch, dass ich auf meine Liste packe. Wenn der SuB nur nicht immer so hoch wäre...

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    1. Kenne ich ;-) Darum suche ich immer, was nach oben sollte und was aussortiert.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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