Autorin: John Crowley
Originaltitel: Ka: Dar
Oakley in the Ruin of Ymr
Verlag: Golkonda
ISBN: 978-3946503453
Euro: 24,90
Veröffentlichungsdatum:
Oktober 2018
Seiten: 576
Kein Serientitel
Come in: vorablesen
Inhalt
In
einer dystopisch anmutenden, zukünftigen Welt findet ein alter Mann eine
verletzte Krähe, nimmt sie mit und pflegt sie gesund. Als sie sich aneinander
gewöhnt haben, erzählt sie ihm ihre Geschichte – und er schreibt sie auf. Hier
beginnt die Erzählung um Dar Eichling, der ersten Krähe, die einen Namen
erhielt. Sie beginnt vor unendlich langen Zeiten, als die Menschen gerade erst
anfingen, sesshaft zu werden, berichtet von Eichling, der sich mit einigen
Menschen anfreundet, da er merkt, dass sie ihn verstehen können. Er stiehlt
unabsichtlich das höchst kostbare Ding
und wird unsterblich – etwas, das ihn nicht glücklich machen wird. Die Zeit
fließt fortan an ihm vorbei. Er schließt sich den verschiedensten Menschen an,
versucht, ihr Wesen und ihr Wirken zu begreifen, was ihn von seiner eigenen Art
immer weiter entfernt. Schließlich trägt es ihn sogar nach Amerika, bis er
beschließt, seinem Leben ein Ende zu bereiten.
Es
ist schwierig, den fast sechshundert Seiten starken Roman angemessen zu
beschreiben, man muss es tatsächlich selbst gelesen haben. Die eigentliche
Geschichte um Eichling ist in eine Rahmenhandlung eingebettet, die sich beide
gut ergänzen, wenn letztere vielleicht auch ein wenig vorhersehbar ist. Crowley
ist es gelungen, ein in jeder Hinsicht starkes Werk vorzulegen, das jedoch
leider nicht nur einen äußerst aufmerksamen Leser verlangt, sondern auch einen
historisch sehr versierten. Die Geschichte wird zwar von dem alten Mann
aufgeschrieben, aber immer aus der Krähenperspektive geschildert, die ihre
eigene Sicht auf die Dinge mitbringt. Das führt dazu, dass diese nicht immer
klar benannt, sondern oft ein wenig schablonenhaft geschildert werden, was
nicht das Problem wäre, wenn die historische Zeit oder die dargestellten
Personen bekannt wären. „Der Mönch“ und andere könnten so besser verstanden,
die Grundaussage besser verinnerlicht werden. Selbst historische Personen, die
namentlich genannt werden, sind in unseren Breitengraden leider nicht sehr
populär, was den Zugang zu ihnen und damit der gesamten Erzählung sehr stark erschwert.
So lässt es sich leider nicht umgehen, dass der Roman starke und weite Längen
ausprägt, die sich nicht überlesen lassen und ein Querlesen begünstigen. Es
scheint eine sehr starke Aussage in Crowleys Werk zu stecken, die ich neben der
Idee für etwas ganz Besonderes halte. Allein, es ist nicht an diese
heranzukommen, die Schilderung bleibt zu fremd und begünstigt den Zugang zu ihr
durch die Vogelperspektive – von hoch oben zurück – nicht.
Crowley
hat sehr viel Recherche in seinen Roman gesteckt, die Krähensicht ist glaubhaft
und konstant, nicht nur, wenn Eichling „schnabelwärts“ (nach Norden) fliegt.
Vieles ist durch ein sehr aufmerksames Autorenauge und genaue Beobachtung
dieser Vogelart entstanden. Dabei greift er jedoch nicht nur auf die Biologie
und Lebensweise der Tiere zurück, sondern auch stark auf deren mythologische
Bedeutung. Überhaupt spielt der Tod, das Leben nach ihm und das „ewige Leben“ (und
die Faszination aus allem auf die Menschheit) eine große Rolle. Mir ist es
leider nicht gelungen, die innere Aussage der Geschichte zu erfassen, aber es
steckt eine ganz spezielle darin, das ist zumindest zu spüren. Positiv zu
erwähnen ist im Übrigen auch die sehr gelungene Arbeit der Übersetzung. Nicht
nur die Ausdruckseigenarten der Krähe waren vermutlich eine kleine
Herausforderung, Crowley schreibt insgesamt anspruchsvoller, bildhaft.
Ebenfalls
legt der Verlag ein hochwertiges Hardcover mit goldenem Lesebändchen, stabilem
Umschlag und einigen Illustrationen im Inneren vor.
„KA
- Das Reich der Krähen“ als reinen Fantasyroman zu klassifizieren, fällt
schwer, es steckt weit mehr darin. Darum kann er auch nicht für den
Schnellleser aus dem Mainstream geeignet sein. Trotzdem gehört er, nicht nur
aufgrund der ansprechenden Verpackung, ins Buchregal.
John Crowley ist
Science-Fiction- und Fantasy-Autor, Produzent und Drehbuchautor für
Dokumentarfilme, sowie Dozent an der Yale University. Er studierte an der
Indiana University. Sein bekanntestes Werk ist der Roman »Little, Big oder das
Parlament der Feen.« 2006 erhielt er für sein Lebenswerk den World Fantasy
Award.
Aloha, Daniela.
AntwortenLöschenEin Roman als Gesamtblick auf menschliches Handeln & Fühlen - aus der Sicht eines nie wirklich dazu Gehörenden. Der ewige Wanderer, der erkennen muss, dass Enttäuschung die einzige Konstante der Geschichte (Historie) scheint. Ein komplexer Ansatz für einen Roman.
Spontan denke ich ein wenig an Leo Perutz & sein Buch "Nachts unter der steinernen Brücke. Allerlei Einzelgeschichte, über die Zeit verteilt, die mit der letzen Geschichte allerdings zu einem Ganzen verbunden werden.
bonté
Komplex ist er wohl und zu lesen hat man auch eine Menge. Was aber wieder gut ist, denn ganz preiswert ist das Buch leider nicht. Hochwertig aber in jedem Fall!
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