Titel: Raum
Autorin: Emma Donoghue
Originaltitel: Room
Verlag: Piper
ISBN: 978-3492301299
Euro: 11,00
Veröffentlichungsdatum: November 2012
Seiten: 416
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Inhalt
Jack
feiert seinen fünften Geburtstag in Raum, wo er mit seiner Mutter lebt.
Es ist gerade mal Platz für Tisch, Stuhl, Bett, Teppich, Toilette,
Badewanne, Fernseher und Küchenzeile. Jack kennt es nicht anders und
glaubt, dass das, was er im TV sieht, nur Fantasie sei. Der Junge nimmt
seine kleine Welt an, wie sie ist und er ist glücklich. Außer nachts,
denn da kommt "Old Nick", vor dem er sich im Schrank verstecken muss und
der sich immer zu seiner Mutter ins Bett legt.
Doch dann erklärt Jacks Mutter ihm, dass das Draußen ganz real ist und sie beide versuchen müssen, genau dorthin zu fliehen. Ein Schock für den Jungen.
Doch dann erklärt Jacks Mutter ihm, dass das Draußen ganz real ist und sie beide versuchen müssen, genau dorthin zu fliehen. Ein Schock für den Jungen.
Ich
entschied mich, dieses Buch zu lesen, nachdem es in der Liste von
Bestsellern in "Der Bestseller-Code" auftauchte, jenem darin
beschriebenen, von Literaturaffinen entwickelten Algorithmus, der zu
über neunzig Prozent einen Bestseller vorhersagen kann. Es scheint auch
in diesem Fall funktioniert zu haben, denn der Roman stand lange auf der
New-York-Times-Bestsellerliste und wurde 2016 verfilmt.
Die
Geschichte im Buch wird ausschließlich von Jack erzählt, was dieser
einen einzigartigen Blickwinkel verschafft. Jacks Welt ist klein und er
versteht die meisten Dinge noch nicht. Aber seine Mutter behütet ihn
sehr und lehrt ihn alles, was sie selbst weiß. Daher kennt der
Fünfjährige bereits recht schwierige Worte, die er auch zu schreiben
vermag und kann diese ebenfalls zu völlig neuen Begriffen
zusammensetzen. Auf der anderen Seite gelingt ihm das Beugen der Verben
nicht recht: "Hab ich vergesst", was im Zusammenspiel ein wenig seltsam
anmutet. Daher macht diese Erzählung im Original sicher etwas mehr Spaß,
auch wenn die Übersetzung insgesamt gelungen ist.
Die Brisanz seiner
Situation, die er selbst nicht erfassen kann, schildert er mit
kindlicher Naivität, was ihr viel Authentizität verschafft. Am
Bedeutungsvollsten ist sicher das Verhältnis zu seiner Mutter, das enger
nicht sein könnte, ohne ins Extrem abzugleiten. Sie verhätschelt ihn
nicht, verwöhnt ihn aber mit einfachsten Mitteln, gibt ihm all ihre
Liebe und das bisschen Schutz, das sie ihm bieten kann. Doch langsam
wird er zu groß, "Old Nick" immer gefährlicher. Also denkt Ma sich etwas
aus, das nur Jack schaffen kann. Und plötzlich ist alles anders - sie
sind im Draußen. War Jacks Welt bis dato knapp zehn Quadratmeter groß,
ist er nun - ab hier beginnt die zweite Hälfte der Geschichte - stark
überfordert. Donoghue verlässt den kindlichen Blickwinkel nie, bleibt
aber immer glaubhaft. Am Ende ist es duchaus denkbar, dass für den
Jungen alles gut enden wird.
Eindringlich und schnell gelesen, die Familie steht sehr stark im Vordergrund.
Emma
Donoghue, 1969 als jüngstes von acht Kindern in Dublin geboren, war von
Geburt an von Büchern umgeben. Dafür sorgte der Beruf ihres Vaters –
Literaturkritiker und Universitätsprofessor Denis Donoghue. Seit ihrem
23. Lebensjahr verdient Emma Donoghue, die an der University of
Cambridge promovierte, selbst ihren Lebensunterhalt als Autorin, ohne
sich einem bestimmten Genre verpflichtet zu fühlen. Mit dem mittlerweile
auch verfilmten Roman »Raum« wurde sie zur internationalen
Bestsellerautorin. Emma Donoghue lebt heute mit ihrer Partnerin und
ihren beiden Kindern in Kanada.
Servus, Daniela.
AntwortenLöschenEin Abgrund männlichen Besitzdenkens (die Frau als ständig verfügbare Sklavin) & leider Teil einer realen Welt. Yikes.
Anmerkenswert noch (zusammenhänglich), dass eine aktuelle Ministerin wohl Schwierigkeiten mit der Vorstellung hegt, dass Emma Donoghue mit Ihrer Partnerin zwei Kinder großzieht...
Indeed yikes!
bonté
In diesem Fall ist sie leider genau das, was der Junge allerdings nicht begreift. Ihnen gelingt die Flucht - immerhin. Auch ein bisschen Faszination, dass der Junge es so kindlich naiv schildert, eben nicht voller explodierender Emotionen, man aber trotzdem sehr stark bei ihm und seiner Mutter ist.
LöschenDie große Welle rund um die Autorin habe ich auch gelesen, schade. Aber sie macht das gut und ihre Geschichte(n) kommen bei den Lesern an. Was interessiert da noch so eine Ministerin? ;-)