Dienstag, 20. November 2018

Raum - Emma Donoghue

Titel: Raum
Autorin: Emma Donoghue
Originaltitel: Room
Verlag: Piper
ISBN: 978-3492301299
Euro: 11,00
Veröffentlichungsdatum: November 2012
Seiten: 416
Kein Serientitel
Come in: Tausch










Inhalt

Jack feiert seinen fünften Geburtstag in Raum, wo er mit seiner Mutter lebt. Es ist gerade mal Platz für Tisch, Stuhl, Bett, Teppich, Toilette, Badewanne, Fernseher und Küchenzeile. Jack kennt es nicht anders und glaubt, dass das, was er im TV sieht, nur Fantasie sei. Der Junge nimmt seine kleine Welt an, wie sie ist und er ist glücklich. Außer nachts, denn da kommt "Old Nick", vor dem er sich im Schrank verstecken muss und der sich immer zu seiner Mutter ins Bett legt.
Doch dann erklärt Jacks Mutter ihm, dass das Draußen ganz real ist und sie beide versuchen müssen, genau dorthin zu fliehen. Ein Schock für den Jungen.


Meinung

Ich entschied mich, dieses Buch zu lesen, nachdem es in der Liste von Bestsellern in "Der Bestseller-Code" auftauchte, jenem darin beschriebenen, von Literaturaffinen entwickelten Algorithmus, der zu über neunzig Prozent einen Bestseller vorhersagen kann. Es scheint auch in diesem Fall funktioniert zu haben, denn der Roman stand lange auf der New-York-Times-Bestsellerliste und wurde 2016 verfilmt.
Die Geschichte im Buch wird ausschließlich von Jack erzählt, was dieser einen einzigartigen Blickwinkel verschafft. Jacks Welt ist klein und er versteht die meisten Dinge noch nicht. Aber seine Mutter behütet ihn sehr und lehrt ihn alles, was sie selbst weiß. Daher kennt der Fünfjährige bereits recht schwierige Worte, die er auch zu schreiben vermag und kann diese ebenfalls zu völlig neuen Begriffen zusammensetzen. Auf der anderen Seite gelingt ihm das Beugen der Verben nicht recht: "Hab ich vergesst", was im Zusammenspiel ein wenig seltsam anmutet. Daher macht diese Erzählung im Original sicher etwas mehr Spaß, auch wenn die Übersetzung insgesamt gelungen ist.
Die Brisanz seiner Situation, die er selbst nicht erfassen kann, schildert er mit kindlicher Naivität, was ihr viel Authentizität verschafft. Am Bedeutungsvollsten ist sicher das Verhältnis zu seiner Mutter, das enger nicht sein könnte, ohne ins Extrem abzugleiten. Sie verhätschelt ihn nicht, verwöhnt ihn aber mit einfachsten Mitteln, gibt ihm all ihre Liebe und das bisschen Schutz, das sie ihm bieten kann. Doch langsam wird er zu groß, "Old Nick" immer gefährlicher. Also denkt Ma sich etwas aus, das nur Jack schaffen kann. Und plötzlich ist alles anders - sie sind im Draußen. War Jacks Welt bis dato knapp zehn Quadratmeter groß, ist er nun - ab hier beginnt die zweite Hälfte der Geschichte - stark überfordert. Donoghue verlässt den kindlichen Blickwinkel nie, bleibt aber immer glaubhaft. Am Ende ist es duchaus denkbar, dass für den Jungen alles gut enden wird.
Eindringlich und schnell gelesen, die Familie steht sehr stark im Vordergrund.


Emma Donoghue, 1969 als jüngstes von acht Kindern in Dublin geboren, war von Geburt an von Büchern umgeben. Dafür sorgte der Beruf ihres Vaters – Literaturkritiker und Universitätsprofessor Denis Donoghue. Seit ihrem 23. Lebensjahr verdient Emma Donoghue, die an der University of Cambridge promovierte, selbst ihren Lebensunterhalt als Autorin, ohne sich einem bestimmten Genre verpflichtet zu fühlen. Mit dem mittlerweile auch verfilmten Roman »Raum« wurde sie zur internationalen Bestsellerautorin. Emma Donoghue lebt heute mit ihrer Partnerin und ihren beiden Kindern in Kanada.

2 Kommentare:

  1. Servus, Daniela.
    Ein Abgrund männlichen Besitzdenkens (die Frau als ständig verfügbare Sklavin) & leider Teil einer realen Welt. Yikes.
    Anmerkenswert noch (zusammenhänglich), dass eine aktuelle Ministerin wohl Schwierigkeiten mit der Vorstellung hegt, dass Emma Donoghue mit Ihrer Partnerin zwei Kinder großzieht...
    Indeed yikes!

    bonté

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    1. In diesem Fall ist sie leider genau das, was der Junge allerdings nicht begreift. Ihnen gelingt die Flucht - immerhin. Auch ein bisschen Faszination, dass der Junge es so kindlich naiv schildert, eben nicht voller explodierender Emotionen, man aber trotzdem sehr stark bei ihm und seiner Mutter ist.
      Die große Welle rund um die Autorin habe ich auch gelesen, schade. Aber sie macht das gut und ihre Geschichte(n) kommen bei den Lesern an. Was interessiert da noch so eine Ministerin? ;-)

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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