Titel: Blut und Gold
Autorin: Snorri Kristjánsson
Originaltitel: Kin
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3499274305
Euro: 16,99
Veröffentlichungsdatum: September 2018
Seiten: 368
Serie: Helga Finnsdottir 01
Come in: Vom Verlag
Inhalt
Helga
Finnsdottir lebt im Skandinavien des Jahres 970 als Zietochter auf dem
Hof von Unnthor Regnisson und seiner Frau Hildigunnur. Einst war Unnthor
ein großer Krieger, der einen großen Goldschatz erbeutet und versteckt
haben soll. Das treibt seine leiblichen vier Kinder, die inzwischen
lange erwachsen sind, dazu, seiner Einladung zu folgen auf den
elterlichen Hof zurückzukehren. Doch schon kurz nach der Ankunft geraten
die beiden älteren Söhne Karl Und Björn in Streit und der Jüngste Aslak
wagt kaum, seiner herrischen Frau zu widersprechen. Die einzige Tochter
Jorunn, die einen Schweden geheiratet hat, mischt kräftig mit. Sie alle
brauchen das Gold, aber ihr Vater weigert sich, das Versteck zu nennen.
Und dann geschieht ein Mord. Die scharfsinnige Helga, die nicht beim
Zerfall einer Familie zusehen möchte, begibt sich auf Spurensuche. In
dieser Familie nicht ungefährlich ...
Eine
raue Landschaft und harte Lebensbedingungen bringen nur raue und harte
Menschen hervor. Snorri Kristjánsson hat es großartig verstanden, eben
solche in seine Geschichte einzuweben und trotzdem nicht in Klischees zu
verfallen. Besonders hervorzuheben ist das Frauenbild; zwar gibt es
historische Ungerechtigkeiten, aber keine der gezeigten Frauen weicht
von ihren Rechten ab, jede einzelne, auch die jüngeren, wissen sich zu
behaupten und durchzusetzen. Jorunn begibt sich sogar in den vom Vater
veranstalteten Wettbewerb mit ihren Brüdern, laufen, hacken, stechen -
und steht ihnen in nichts nach. Besonders die Mutter, Hildigunnur, ist
eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit, die vieles händeln muss.
Der
Autor beginnt gemächlich mit der Ankunft der einzelnen Figuren und zeigt
bereits mit deren Einzug wesentliche Charakteristika auf. Überhaupt war
es faszinierend, bei den Figurenbeziehungen zuzuschauen. Die größere
Anzahl an Personen, Enkel gibt es auch bereits, verlangt ein sehr
aufmerksames Lesen, das keine längere Unterbrechung verträgt. Helga
indes unterscheidet sich von ihrer Ziehfamilie, sie ist verständig, aber
gutherzig mit scharfem Gerechtigkeitssinn, dem nicht zuerst das eigene
Wohl am Herzen liegt.
Die Kriminalgeschichte ist geschickt aufgebaut
und rund um die Figurenbeziehungen gekonnt angelegt. Dahinter verlieren
sich genaue Beschreibungen von Kleidung, Nahrung oder allgemeiner
Lebensweise. Wer also nur deswegen zugreift, wird vermutlich enttäuscht
sein. Alles andere entschädigt jedoch dafür. Für Fans vom Mitraten ist
"Blut und Gold" genau das Richtige, es dauert, ehe Helga dahinterkommt
und der Leser steht ihr in nichts nach.
Der Roman, obwohl erster
einer Serie, ist in sich abgeschlossen und endet somit nicht mit einem
fiesen Cliffhanger. Wer spannende Krimis, komplizierte Familiendynamiken
und den hohen Norden mag, ist mit Kristjánsson gut beraten. Wer
allerdings mehr historische Details und auch verbriefte Ausdrucksweise
sucht, sollte zu einem anderen Roman greifen. "Blut und Gold" ist sehr
unterhaltsam und schnell gelesen, damit gern empfohlen.
Snorri
Kristjánsson, 1974 in Island geboren, verlebte seine Jugend in
Norwegen. Später kehrte er in sein Heimatland zurück, wo er Englisch
studierte, in einer 80er-Coverband spielte, Zement abpackte und dem
britischen Botschafter Isländisch beibrachte. Inzwischen lebt
Kristjánsson in Edinburgh. Dort gibt er Englisch- und
Schauspielunterricht, wenn er sich nicht gerade neue Geschichten um
Helga Finnsdottir ausdenkt.
Interessantes Setting für einen Krimi, aber schade, dass dabei anscheinend genau dieses Setting etwas zu kurz kommt. Mal sehen, ob ich das in der Bücherei finde.
AntwortenLöschenJa, ich habe auch deswegen zugegriffen und weil ich es bereits im Original auf einigen Blogs gesehen habe. Es war nicht ganz, was ich erwartet hatte, aber habe dennoch eine Menge bekommen. Das glich sich dann irgendwie wieder aus. :)
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