Donnerstag, 20. September 2018

Wolfsthron - Leo Carew

Titel: Wolfsthron
Autorin: Leo Carew
Originaltitel: The Wolf
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3442487356
Euro: 14,00
Veröffentlichungsdatum: September 2018
Seiten: 576
Serie: Under the Northern Sky 01
Come in: Vom Verlag









Inhalt

Roper ist neunzehn, als er seinen Vater zum ersten Mal in die Schlacht begleitet. Die Armeen des Südens sind in den Norden eingefallen, um diesen zu unterjochen. Der jahrhundertealte Frieden zerbricht - genau wie Ropers Vater, der den Kampf nicht überlebt. Der junge Mann sieht nur eine Chance für den Rest seiner Kämpfer: Er ordnet den Rückzug an. Ein Frevel im Norden, ihr neuer Herrscher ein Feigling?
Doch nicht nur die brandschatzenden Südländer machen es Roper schwer, auch in den eigenen Reihen brodelt es, denn Uvoren will sein eigenes Haus auf den Thron bringen und blockiert Roper, der sein Land und die Menschen darin schützen will. Schließlich sieht der junge Wolf nur eine Chance: Er spaltet das Heer und riskiert den Bürgerkrieg, um die Südländer zu vertreiben. Ob der Norden beides unbeschadet übersteht, liegt nun nicht mehr allein in Ropers Hand.



Meinung

Leo Carew hat einen soliden Fantasyroman in anschaulicher Sprache geschrieben, der aber leider nicht komplett zu überzeugen weiß.
Das liegt an der sehr überschaubaren Anzahl an Charakteren und dem fröhlichen Spaziergang, den Roper vorlegt, ohne es auch nur annähernd mit einem wirklichen Gegner zu tun zu bekommen.
Roper ist neunzehn, lebt im Norden und wird nach dem Tod seines Vaters Herrscher von eben diesem. Es ist schwer, sich die Unterschiede der beiden rivalisierenden Armeen deutlich zu machen, denn außer nordisch klingenden Namen (die auch recht wahllos verwurstet wurden) deutet nichts darauf hin. Auch das alltägliche Leben, die Nahrung, Kleidung usw. werden kaum näher beleuchtet, so dass das Volk dem Leser fremd bleibt.
Roper nun kehrt aus der ersten Schlacht zurück, begeht mehrere Fehler und beschließt dann, sich Verbündete, die er leider aus ungeklären Gründen bisher nicht besitzt - es stand immer fest, dass er neuer Herrscher wird! -, zu suchen. Das läuft mehrmals hintereinander so ab: Roper geht zu Person X und fragt, ob diese sein Freund sein will. Ja, genau auf den Kopf zu. Diese schaut ihn an, findet ihn zu jung, merkt dann allerdings an, dass sie Uvoren noch weniger leiden kann und stimmt zu. Einer dieser neuen Freunde rät ihm dann, sich eine Ehefrau zu suchen, die er in Keturah, Tochter des mächtigen Hauses Vidarr auch findet. Sie ist übrigens die einzige weibliche Figur im Norden, die mitspielen darf, aber auch sie kommt viel zu kurz. Nachdem das erste Drittel damit vorbeigegangen ist, es keine Widerworte oder "irgendetwas" gab, sank mein Interesse an der Story gegen null. Dabei hat Carew sich einiges einfallen lassen, eine überzeugende Grundidee, ein interessantes Setting sowie Ausgangslage und auch gewisse politische Verbindungen. Nur leider nutzt er nichts davon. Denn als Roper seine neuen Spielkameraden hat, spaltet er das Heer und zieht gegen die Südländer. Hier wird er leider extrem langweilig charakterisiert, es wird viel gesagt, aber wenig gezeigt. Er wird eben ein grundheraus aufrechter Kerl, den alle mögen und wiederholt mehrmals, wie sehr er den Kampf doch genießt, obwohl er das wohl eigentlich nicht sollte. Daraufhin wird er stets bestätigt mit: "Du bist eben ein echter Nordländer". Die eigentlichen Scharmützel gegen einen dreimal so starken Gegner laufen fast im Hintergrund ab, die entscheidende Schlacht wird gar in nur einem Absatz erwähnt. Dann spaziert Roper fröhlich weiter, erhält sein persönliches Geschenk, seine Gegener fallen, ohne dass nachzuvollziehen wäre weshalb - es wird erwähnt, er hätte da jemanden gefunden, der das für ihn erledigt - und am Ende hat er alles gewonnen. Gähn.
Die Geschichte ist solide, aber hätte in mehr Seiten erzählt werden sollen, denn dann hätte es auch mehr Raum für Verwicklungen, Scharaden und Co. gegeben. Es läuft einfach alles viel zu glatt, Roper hat nie etwas zu befürchten, obwohl es zwei Anschläge auf sein Leben gibt. Es gelingt ihm alles - was ihm keinen Raum gibt, sich beweisen zu können. Nur Glück zu haben, macht keinen Helden und schon gar keine interessante Figur, von der man unbedingt mehr erfahren möchte. Das Gleiche gilt leider auch für die anderen Charaktere und es gibt ja auch noch die Südländer, aus deren Sicht kurze Abschnitte erzählt werden.
Für Anfänger im Genre ist der Roman durchaus zu empfehlen, gestandene Leser werden aber vermutlich keinen Spaß daran finden.


Under the Northern Sky
1. The Wolf (Wolfsthron)
2. The Spider (April 2019)


Leo Carew, geboren 1991, studierte in Cambridge Biologische Anthropologie und spezialisiert sich aktuell auf Polarmedizin. Neben dem Schreiben gilt seine Leidenschaft Expeditionen. So verbrachte er ein Jahr in der Arktis, wo er sich zum Polar-Guide ausbilden ließ. »Wolfsthron« ist sein Debüt.

6 Kommentare:

  1. Góðan daginn, Daniela.
    Wenn ich mich durch die Zeilen Deines linden Verrißes lese, kommt in mir der Gedanke, der Autor, Anthropologe & frische Polar Guide hätte sich vielleicht auch noch zu einem Schreibkurs anmelden sollen.
    Ein Pappkamerade stolpert durch die Kulissen einer angedachten Handlung & verströmt sonore Langeweile. Auf soviel Leseabenteuer scheint keiner wirklich gewartet zu haben.
    :-)

    bonté

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    1. Hallo Rob,
      es ist immerhin ein Roman, der sich gut und angenehm lesen lässt, sprachlich gelungen. Nur eben inhaltlich nicht so richtig. Ich vermute, dass hier zu viel Schreibkurs drinsteckt und der Autor (ist immerhin sein Debüt) erst lernen muss, dass getrost auch mal "ausbrechen" darf. Kann was werden.
      LG
      Daniela

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    2. ...die wesentliche Lektion aus einschlägigen Schreibkursen ist ja, sie nicht sklavisch zu befolgen. Korsett & Kreativität stehen sich öfter linkisch auf den Füssen herum. Schreiben ist ein Tango, bei dem die Phantasie führt.
      Das dezente Einbremsen übernimmt dann, in Ideal der Fälle, ein einfühlsames Lektorat. :-)

      bonté

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    3. Eben. Lernt er sicher noch ;-)

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  2. Hallo,
    höre gerade das Hörbuch und warte seit gefühlten Stunden auf die erste weibliche Figur, die mehr tun darf als wiegend zu schreiten. Nach deiner Besprechung weiß ich: Kommt nicht mehr...
    Schade! 2018 erwarte ich dann doch ein bisschen mehr von einem Buch.
    Viele Grüße
    Mareike

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    1. Hallo Mareike und willkommen im Blog,

      es gibt genau zwei Frauen, die Königin des Südens und eben Keturah. Obwohl die beiden jeweils Dinge anstoßen, sind sie quasi nicht vorhanden. Und gerade die Darstellung der Königin des Südens hat mir zudem auch sauer aufgestoßen, darum habe ich sie gar nicht weiter erwähnt.
      Aber vielleicht gefällt Dir ja der Rest?

      LG
      Daniela

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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