Titel: Die Geschichte des Wassers
Autorin: Maja Lunde
Originaltitel: Blå
Verlag: btb
ISBN: 978-3442757749
Euro: 20,00
Veröffentlichungsdatum: März 2018
Seiten: 480
Kein Serientitel
Come in: vorablesen
Inhalt
Norwegen
2017. Die 70-jährige Umweltaktivistin Signe Hauger macht sich mit ihrem
kleinen Boot "Blau" auf den Weg von ihrer Heimatstadt nach Frankreich.
Dort lebt ihre alte Jugendliebe Magnus, der sich aktiv am Raubbau der
Gletscher und des dortigen Wassers beteiligt. Wenn sie ihn nicht zum
Umdenken bewegen kann, da ist sie sich ganz sicher, wird es bald nur
noch Dürre geben, denn der Eingriff in die Natur ist zu gewaltig, als
dass diese das weiterhin aushalten könnte.
Frankreich 2041. Der 25-jährige David ist mit seiner 5-jährigen Tochter Lou auf dem Weg in den Norden Frankreichs, weil es dort noch Wasser geben soll. Er hat seine Frau und seinen Sohn auf der Flucht aus den Augen verloren und hofft, sie im Flüchtlingscamp wiederzutreffen. Als das Leben dort zu eng für ihn wird, geht er mit Lou außerhalb des Lagers spazieren. Bei einem verlassenen Hof finden sie ein altes Boot, auf dem sie viel Zeit verbringen. Derweil platzt das Camp aus allen Nähten, es kommen keine Vorräte mehr und Gewalt greift um sich. Was soll David nur tun?
MeinungFrankreich 2041. Der 25-jährige David ist mit seiner 5-jährigen Tochter Lou auf dem Weg in den Norden Frankreichs, weil es dort noch Wasser geben soll. Er hat seine Frau und seinen Sohn auf der Flucht aus den Augen verloren und hofft, sie im Flüchtlingscamp wiederzutreffen. Als das Leben dort zu eng für ihn wird, geht er mit Lou außerhalb des Lagers spazieren. Bei einem verlassenen Hof finden sie ein altes Boot, auf dem sie viel Zeit verbringen. Derweil platzt das Camp aus allen Nähten, es kommen keine Vorräte mehr und Gewalt greift um sich. Was soll David nur tun?
(Nicht
Spoilerfrei!) Maja Lunde hat sich ein hochaktuelles Thema für ihren
neuen Roman ausgesucht, das bereits jetzt unsere Welt gewaltig
verändert. Ihre Geschichte erzählt sie in zwei Zeitebenen, die sich sehr
anschaulich mit eben diesem Thema auseinandersetzen. Leider verlaufen
diese im letzten Drittel sehr enttäuschend im Nichts. Aber vielleicht
ist der Weg das Ziel; dennoch können die sehr hohen Erwartungen nicht
zufriedengestellt werden.
Im Prinzip sind es zwei Geschichten, die
erzählt werden. Auf der einen Seite ist da Signe, die tapfer mit ihrem
kleinen Boot, das bereits über fünfzig Jahre alt ist, übers Meer
schippert. Bei Sturm und Regen, vorbei an anderen Schiffen und den
zahlreichen Ölplattformen. Dabei denkt sie über ihre Kindheit und jungen
Jahre nach, die ansprechend in Rückblicken erzählt werden. Ihr Vater
war bereits eifriger Verfechter der Umwelt und des Wasser, die kleine
Signe gerät nach ihm. Aber der "Fortschritt" lässt sich nicht aufhalten
und so wird Liter für Liter abgepumpt und weggebracht, Flüsse werden
still- oder umgelegt und die Natur verändert sich nachhaltig. Aus Signe
und Magnus wird fast zwangsläufig ein Paar, Lunde zeichnet gekonnt eine
harmonische Beziehung, die aber unter keinem guten Stern steht. Signe
gibt nie auf, das ist etwas, das die Figur wirklich auszeichnet. Doch
aus irgeneinem Grund scheint sie ganz am Ende zu kapitulieren, eben
just, als sie und das Boot stranden. Weil es nichts mehr aufzuhalten
gibt? Weil ihr plötzlich nach all den Jahrzehnten die Luft ausgeht? Weil
da nichts mehr zu retten ist? Es ist nur schwer verständlich.
Auf
der anderen Seite haben wir den jungen Mann und Vater David, der eine
wesentlich ältere Schwester und einen Vater hat, die bereits lange vor
ihm aufgebrochen sind und von denen er im Chaos der Welt nichts mehr
gehört hat. Seine Frau und er sind geblieben, damit er in der Salzanlage
arbeiten konnte, die aus dem Salzwasser des Meeres trinkbares Süßwasser
macht. Doch dann bleibt oft tagelang der Strom weg, die Lebensmittel
werden knapp ... sie haben keine Wahl, sie müssen fliehen. David ist bis
auf die wenigen Informationen leider sehr grau geblieben, obwohl er
seine Geschichte selbst erzählt. Das Leben im Lager wird sehr
realistisch dargestellt, Lunde schreibt in der Danksagung, dass sie sich
ein real existierendes Flüchtlingscamp in Spanien angeschaut hat, was
es noch fassbarer macht. Rund ums Boot geschieht eigentlich nichts
Aufregendes, die meisten Themen werden nicht wirklich angefasst. Die
Zuspitzung im Lager selbst, als die Rationen kleiner und die Helfer
abgezogen werden, ist jedoch geglückt. Als David von der Salzanlage
spricht, geschieht das leider nur sehr hintergründig, obwohl das beim
Thema Wasser sicher nichts ist, was nur lohnt am Rande erwähnt zu
werden. Generell das Thema "Meer" kommt reichlich kurz. Natürlich sind
offenbar die Gletscher weiter geschmolzen, das Meer hat sich ins Land
gefressen und dieses ist durch den Salzgehalt unbrauchbar geworden.
Warum wird nicht weiter gefördert oder nur in diesem Land? Was ist mit
den Fischen? Welche Länder bilden "den Norden", wenn Frankreich zu den
südlichen Ländern gehört?
Leider verbinden sich die beiden
Geschichten nicht. Signe und David haben nichts gemeinsam, allenfalls
das Boot vereint beide. Vermutungen, die sich zwecks der Familienbande
ergeben, verlaufen wie alles andere im Sand.
Die Autorin erzählt
durchaus eindringlich und sehr angenehm, wenn auch oft die Dialoge
überhandnehmen. Aber es wirkt, als sei hier irgendwie nicht ganz zu Ende
gedacht worden, als fehle etwas und zwar der wichtigste Teil von allem.
Auch David erhält kein wirkliches Ende, eher wirkt es wie
abgeschnitten. Was geschieht nun? Am ärgerlichsten war die Frau, die er
im Lager kennenlernt. Welche Funktion soll diese haben? Alles was er mit
ihr tut ist, sie ausdauernd und genau beschrieben zu beschlafen.
Welchen Zweck hat dieser Teil der Erzählung, wenn er sie doch am Ende
wegjagt?
Obwohl Maja Lunde hervorragend recherchiert hat, hat sie
das Thema, welches sie bearbeiten wollte, leider nicht gefunden und
schreibt quasi daran vorbei. Sie kommt leider auch nicht auf den Punkt,
hält keine Fabel, keinen Hinweis, keinen Zeigefinger bereit.
Letztendlich steht die Frage im Raum, was die Autorin eigentlich sagen
wollte.
Dennoch ist das Buch auch wegen der recht wenig beschriebenen
Seiten in kürzester Zeit ausgelesen und regt dazu an, sich einmal näher
mit dem Thema Wasser(-verschwendung) zu befassen. Nur eine Empfehlung
ist dieses zweite Buch - nach dem Vorgänger "Die Geschichte der Bienen" -
im geplanten Klima-Quartett nicht geworden. Von der Autorin würde ich
jedoch jederzeit wieder etwas lesen.
Maja
Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer
Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und
Jugendbuchautorin. Die Geschichte der Bienen ist ihr erster Roman für
Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für
Furore sorgte. Er stand monatelang auf der norwegischen Bestsellerliste
und wurde mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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