Titel: Central Station
Autorin: Lavie Tidhar
Originaltitel: Central Station
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453318816
Euro: 9,99
Veröffentlichungsdatum: Januar 2018
Seiten: 352
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Meinung
In
Tel Aviv steht die große Central Station, von der die Menschen aus ins
All expandiert haben. Der Mars ist besiedelt, es gibt die große
UNTERHALTUNG, die nächste Steigerung vom world wide web, "Influencer"
mit mehr als neun Milliarden Followern allweit. Künstlich geschaffene
Kinder aus dem Labor, neue Arten des (Zusammen-)Lebens. Die Anderen,
Menschen mit diversen künstlichen Gliedmaßen, bis kaum noch humanoides
Material vorhanden ist. Menschen, die nach ihrem Tod in Robotniks
gewandelt wurden, um in einem der Kriege verheizt zu werden und sich
kaum noch an ihr einstiges menschliches Leben erinnern. Dutzende (auch
neue) Religionen, die um Gläubige buhlen. Es ist eine wahrlich bunte
Mischung, in die Tidhar seine Leser hineinwirft. Wer nach einer Handlung
sucht, wird enttäuscht sein. In "Central Station" werden verschiedene
Charaktere näher betrachtet, wird ein kleiner Ausschnitt aus ihrem Leben
näher beleuchtet.
Miriam Jones, die mit ihrem Zögling Kranki jede
Woche zum Bahnhof geht, weil seine Mutter ihm vor dem Tod sagte, sein
Vater käme an einem Freitag zurück. Es ist jedoch Boris Chong, ihre alte
Jugendliebe, die ihnen entgegenkommt. Er, der er einst in der
Geburtsklinik gearbeitet hat und dann in die Weiten des Alls
aufgebrochen ist, kommt wegen des schlechten Gesundheitszustands seines
Vaters zurück. Die beiden lassen ihren alten Gefühlen freien Lauf. Die
Geschichte der Familie Chong wird näher betrachtet, ebenso wie
verschiedene Beziehungsformen. Miriams Bruder verliebt sich in einen
weiteren Ankömmling der Central Station: Eine Frau, die vom
Strigoi-Virus infiziert wurde; sie saugt Daten von Menschen ab.
Diese
und weitere Charaktere verflechten ihre Leben, ihre Entscheidungen,
ihre Zukunft miteinander, bis sich ein großes buntes Bild einer
möglichen künftigen Zeit erschließt und lose Enden zusammenfinden. Es
sind also mehr Kurzgeschichten in Kapitelform, in denen auch am Rande
die Figuren aus den anderen Kurzgeschichten auftauchen und sich wie
ineinander verflochtene Finger miteinander verweben und etwa eine Woche
dieses Zukunftsfensters öffnen, immer im Mittelpunkt die Central
Station. Die Mischung ist bunt, aber durchaus denkbar. Die Menschen sind
die gleichen geblieben und das ist vielleicht das Erschreckendste
daran; Technik, Soziologie, Gesetze mögen sich verändern, aber im Herzen
bleiben wir doch alle gleich. Tidhar zeigt, was möglich wäre, ohne
utopisch oder dystopisch zu werden. Es ist ein Wimpernschlag, den er uns
gewährt - und viele Dinge in diesem Möglichen, über die nachzudenken es
sich durchaus lohnt.
Tidhars Art zu schreiben, seine Art, Dinge zu
zeigen, ist sehr intensiv und nie beschönigend, eben passend zu dem, was
er zu erzählen hat. Für den Mainstreamleser ist dieser
Science-Fiction-Roman eher nichts. Auch wer es entspannend und einfach
sucht, Action benötigt oder sofort ersichtliche Motive und Emotionen ist
eher schlecht beraten. Wer sich jedoch ein Bild mit Worten malen lassen
will und gern die grauen Zellen anstrengt, sollte nicht vorbeigehen.
Lavie
Tidhar wuchs in einem israelischen Kibbuz auf und lebte unter anderem
in Vanuatu, Laos, und Südafrika. Mit seinen Romanen gewann er den
British Science Fiction und den World Fantasy Award. Derzeit lebt er in
London.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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