Der literarische Rückblick (Klick):
2015
hat es gar keinen literarischen (Blog-)Rückblick gegeben. Zum einen war
ich extrem mit Arbeit ausgelastet und zum anderen wusste ich noch
nicht, ob es den Blog 2016 noch geben würde. Das hat sich lange Zeit
auch im Blog gezeigt, denn ich war reichlich unentschlossen und
wankelmütig. Nicht nur, dass ich mit dem Design sehr unzufrieden war,
aber kaum dazu kam, das Problem anzugehen, auch fehlte mir die straffe
Linie, der rote Faden im Content. Erst gegen Ende des Jahres hatte ich
mich dann soweit gefangen, dass ich es nicht mehr nur laufen ließ,
sondern wieder aktiv am Blog und dem Leben darum teilnahm.
Nicht
zuletzt hat sich auch so viel in meinem Leben getan, dass ich glaubte,
ich könnte, ja ich dürfe mich nicht mehr zum Blog äußern, weil ich ja
garantiert kein Blogger im Grundtenor sei. Inzwischen weiß ich aber,
dass es eine Menge Blogger gibt, die rundherum im Buchgeschäft arbeiten,
entweder selbst Lektoren sind oder Buchhändler oder zumindest im
Studium, um einmal einen Buchjob zu ergattern. Liegt ja auch irgendwie
nahe ...
2016. Die meiste Zeit, das gebe ich offen zu, habe ich
vor dem PC gesessen. Ein Brotjob, der das bedingt und ein zweites
Riesenprojekt, das sich sogar als größer herausgestellt hat, als ich es
zunächst vermutet hatte. Die Freizeit kam da deutlich zu kurz und es hat
lange, sehr lange gedauert, das alles unter einen Hut zu bringen. Was
ich gelernt habe, ist, dass Rückzugsorte und "Feierabend" enorm wichtig
sind und diese freien Zeiten unbedingt in den Tagesplan hineingehören,
sonst geht man am Ende kaputt. Sich das aber zu organisieren will
gelernt sein, es gab Zeiten, da sah mein Haushalt aus wie "unterm Sofa",
die Wäsche stapelte sich und ich hatte nicht mal etwas Essbares im
Haus. Familien- oder Freundesfeiern kamen da so extrem kurz, dass ich
die ein oder andere Standpauke über mich ergehen lassen musste.
Letztendlich waren es aber auch genau diese Leute, die mich in allem
unterstützt haben und dafür sorgten, dass ich wieder Land gesehen habe.
Gelesen
habe ich in dieser Zeit viel, dafür bin ich schließlich bezahlt worden,
nur eigenes Lesen gab es kaum. Selbst wenn ich hier und da mal ein
Minütchen fand, in etwa im Wartezimmer beim Arzt, waren es mehr halbe
Studien. Anfang 2016 sind vermutlich die vielen Jugendromane
aufgefallen, die oft als Bestseller gelten. Nicht alle konnten mich
überzeugen, wenn ich auch die Muster verstanden habe, nach denen sie
funktionieren. Entsetzt war ich vor allen Dingen vom Frauenbild, das ja
so schon in ganz junge Hände gelangt. Auch wie ich diese Zeilen
schreibe, lese ich ein Buch, das in einem bekannten Jugendverlag im
Januar erscheinen wird und bei dem die Filmrechte bereits verkauft
wurden. Ja, die Charaktere sehen alle blendend aus, leiden vor sich hin,
rebellieren, und leben derweil in - einem Bordell. Der Prota wird zwar
gesagt, sie müsse dort nicht mitarbeiten, aber unterschwellig schwingt
immer ein "stell dich nicht so an" mit. Ich weiß noch nicht, ob sie es
tun wird, immerhin wird ja eigentlich auch auf Jungfräulichkeit wieder
vermehrt Wert gelegt. Ich bin über so einige Bücher gestolpert, bei
denen das Geschehen ähnlich angelegt ist.
Ich habe dann versucht
gegenzusteuern und einige Romane zu lesen und vorzustellen, in denen es
anders ist. Entsetzt musste ich jedoch feststellen, dass diese als
"langweilig" und "nicht mein Fall" abgetan wurden, während die anderen
weiter gehypt wurden. Noch habe ich den Grund nicht herausgefunden,
hoffe aber, dass es nicht daran liegt, dass YA schlicht einfacher
aufgebaut ist und mehr Klischees bedient.
Ein wirkliches
Jahreshighlight kann ich nicht benennen, aber es gab einige gute Storys
und auch solche, bei denen es mal anders funktioniert hat, was bei einem
belesenen Menschen und/oder Vielleser ja schon viel ausmachen kann.
Sehr
interessant für mich und auch die Besucher des Blogs waren die Posts zu
Malbüchern, die mitunter fast fünfstellig angeklickt wurden. Als ich
selbst nach ähnlichen Posts suchte, fiel mir auf, dass es nur wenige
davon gibt. Malen scheint ja wieder in zu sein und langweilig auf keinen
Fall. In den Neuerscheinungen 2017 vieler Verlage sind Malbücher zu
Romanen zu finden, dabei einige sehr bekannte Autorennamen des
phantastischen Genres. Ist das eigentlich nur was für Mädchen oder
trauen sich auch Jungs heran?
Nach Klickzahlen fanden vor allem die
Neuerscheinungsposts Interesse, gefolgt von den Ausblicken und, für mich
überraschend, alles was mit Science Fiction zu tun hat. Vor allem das
russische Magazin Esli fand in seiner Vorstellung viele Leser (die
jedoch nicht alle aus Deutschland kamen). Themen zu Büchern, also was
einzeln erscheinen wird, welche Serie eingestellt wurde oder neu
übersetzt wird, etc. waren ebenfalls von großem Interesse. Oft bin ich
selbst ganz zufällig drübergestolpert und immer dankbar dafür, wenn ich
auf so etwas hingewiesen werde.
Es gab weniger Autorenpläusche,
aber immerhin doch ein paar. Das waren oft Autoren oder Verlage, die
sich selbst bei mir gemeldet hatten, denn mir hat einfach die Zeit
gefehlt, um da großartig aktiv zu werden. Mir fiel auf, dass es kaum
Interesse gab, mich bzw. den entsprechenden Beitrag in den eigenen
Social Media Kanälen zu teilen, was bei anderen aber wunderbar
funktionierte. Woran das liegt, kann ich leider nicht benennen. Seltsam
auch, dass es Anfragen gab, manchmal sogar von Verlegern selbst und ich
dann nichts mehr hörte, auch nicht auf eigene Nachfragen. Nun zwinge ich
ja sicher keinen, aber erst anfragen und dann nichts mehr? Das erschien
mir schon seltsam.
Dahingehend war ich auch deswegen verwirrt, weil
ich inzwischen weiß, wie schwer es ist, sich mit eigenen Werken (ob als
Autor oder Verleger) an andere zu wenden. Nicht nur, dass man die meiste
Zeit nur eine Preisliste unter die Nase gerieben bekommt, oft antworten
die Leute gar nicht oder werden gar noch unverschämt. Ich stellte mir
irgendwann gar nicht mehr die Frage, ob sich alle Social Media Agenten
ein dickes Fell zulegen müssen oder nur die, die in kleineren Verlagen
arbeiten und/oder keine zwanzig Euronen plus Printbücher anbieten
können, die sich danach noch prima weiterverkaufen lassen.
Zudem
mehrten sich dann Posts, in denen Blogger davon sprachen, sie seien ach
so genervt und viel zu beansprucht von der Flut an Mails und fänden
genau das eine Zumutung. Das ging übrigens einher mit Veranstaltungen,
auf denen eben jenen Bloggern eingeredet wurde, dass sie sich nicht
umsonst hergeben sollten.
Ich war entsetzt davon! Wer sich bei mir
etwas umsieht, wird feststellen, dass ich immer versucht habe, anderen
Raum zu geben, sei es durch eine Rezension, einen Autorenplausch oder
sonstwie. Warum sollte ich mich gestört fühlen? Warum sollte ich nicht
allen die gleichen Chancen einräumen? Ich mag diese Einstellung
überhaupt nicht, das ist Ego und leider kein sehr nettes.
Wenn es
also einen Vorsatz gibt, den ich mir 2017 setze, dass ich noch mehr in
gegenseitige Hilfe investieren möchte. Neuerdings sind ja so viele
Menschen ärgerlich aufeinander, Autoren auf Verlage auf Buchhändler und
umgedreht, Verlagsautor gegen Selfie und und und. Blogs sitzen meist
irgenwo dazwischen. Am Weitesten kommt immer derjenige, der die meisten
finanziellen Mittel aufbringen kann und das stört mich schon eine ganze
Weile.
Ich werde also nicht nur weiter auf jede Mail antworten, den
Leuten vorschlagen sich per Autorenplausch oder einer eigenen Idee zu
beteiligen, ich möchte versuchen - auch bei wenig Zeit - gezielt
loszugehen und Werke zu entdecken. Ein wenig habe ich das schon gemacht,
wenn es um ältere Bücher geht (Altvorderen), aber ich möchte noch mehr
auf Kleinverlage zugehen und auch auf Selfpublisher. Was genau ich
machen werde, denn leider werde ich es nicht schaffen, jedes einzelne
Buch zu lesen, weiß ich noch nicht, aber ein paar lose Ideen sind da
schon zusammengekommen. Ich möchte dabei sicher keinen Leser ins
Bockshorn jagen, vielmehr möchte ich davon ausgehen, dass wir alle
mündige Bürger sind, die wissen, was sie tun. Aber schlicht mal eine
Erwähnung, einen öffentlichen Raum und damit Aufmerksamkeit zu erhalten,
das ist sauschwer geworden. Was später daraus entsteht, muss jeder
selbst entscheiden.
Alle, die dies hier lesen, möchte ich dazu
anhalten, es ebenso zu tun. Geht los und schaut Euch an, was auf dem
Markt ist. Welche Kleinverlage gibt es und was ist deren Programm? Wie
viele Selfpublisher schreiben im Genre Deiner Wahl und warum sollte man
das Buch lesen oder nicht?
Die Vorsätze aus den vorherigen
Jahren kann ich leider nicht mehr beherzigen. In etwa lese ich keine
E-Books mehr, da ich ohnehin den ganzen Tag am Bildschirm hänge und dann
einfach mal ein anderes Medium brauche. Wie sich das mit dem neuen
Vorsatz vertragen wird, muss ich erst noch sehen. Mehr Graphic
Novels/Comics? Man wird sehen, aber vermutlich nicht. Das Geschlecht des
Autors soll auch weiterhin keinen Einfluss darauf haben, ob ich ein
Buch lese oder nicht. Was mir in die Hände fällt und sich gut anhört,
das wird gelesen. Wobei es 2016 reichlich schwer war, starke
Frauenfiguren in Werken männlicher Autoren zu finden; aber vielleicht
habe ich auch nur nicht gründlich genug gesucht. Deutsche Autoren wird
es vermutlich weiterhin nicht bis selten geben, ich lese sie beruflich
und um auf dem Laufenden zu bleiben, brauche ich etwas Abwechlung. Nicht
snobistisch an Bücher herangehen möchte ich auch weiterhin. Unabhängig
bleiben - ein immer noch großes Ziel, man wird sehen, was daraus wird.
Der
Ausblick auf 2017 fällt mir schwer. Zum einen möchte ich versuchen
wieder aktiver zu sein, wenn es auch nicht mehr drei, sondern zwei
anvisierte Beiträge in der Woche sein werden. Mein Leseverhalten wird
sicher durch meine eigenen Projekte beeinflusst werden, was ich aber gar
nicht so schlimm finde, schon allein, weil ich gern einmal etwas neues
erfahre und lese. Vielleicht wird es Zeiten geben, in denen ich keine
Zeit und Energie fürs Lesen aufbringen kann, hoffe aber, trotzdem mit
hilfreichen Beiträgen gegensteuern zu können. Schon 2016 habe ich
überlegt, mehr Filme zu besprechen, denn ich schaue in der Freizeit
viele davon, da ich mich nicht nach dem TV und seinen Zeiten richten
kann und will. Es werden defintiv weniger Bücher bei mir neu einziehen
als je zuvor und ich bin immer noch aktiv dabei, Altbestände
auszusortieren.
Insgesamt habe ich das Lesen tatsächlich als
wesentlich intensiver erlebt, weil ich nicht mehr nur konsumiert habe,
sondern tatsächlich gelesen. So möchte ich es auch zukünftig halten. Mal
sehen, ob es mir gelingt.
Ich wünsche uns allen schöne Lesestunden 2017!
Das sind sehr nachdenklich Worte, wie ich sie momentan in vielen Jahresrückblicken lese.
AntwortenLöschenLass Dich nicht unterkriegen und hab ein wundervolles 2017 - mit dem, was DIR gut tut. Manchmal sind Vorsätze auch einfach dafür da, sie über Bord zu werfen. ;)
LG,
JED
Hi, hab gestern auch bei Dir reingelesen :)
LöschenEin bisschen Reflektion schadet ja nicht und da muss es auch mal nachdenklich werden. Sonst weiß man nicht, was man 2017 anders machen möchte oder gar 2018 *g*
Wünsch Dir ein bombastisches Jahr!!