Titel: Candice Renoir
Regisseur(e): Nicolas Picard, Christophe Douchand, Etienne Leduc, Stéphane Malhuret, Olivier Barma
Darsteller:
Olivier Schwob, Yan Arlaud, Charlotte Betaillole, Brigitte Peskine,
Caroline Lassa, Robin Barataud, Christophe Nobileau, Solen
Roy-Pagenault, Jean Reynard, Olivier Laneurie
Sprachen: Deutsch, Französisch
Euro: 27,99
Veröffentlichungsdatum: Februar 2016
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Spieldauer: 416 Minuten (3 DVDs)
Serie: Staffel 1
Come in: Agentur
Inhalt
Die
ehemalige Polizistin Candice Renoir ist nach zehn Jahren Singapur nach
Frankreich zurückgekehrt. Nachdem ihr Mann sie betrogen hat, lebt die
Mutter von vier Kindern in Scheidung und steigt überraschend in ihren
alten Job wieder ein. Dabei wird ihr als Leiterin ein Team von drei
Leuten zugeteilt, das davon wenig begeistert ist. Als die Blondine mit
Hang zu Rosa auftaucht, machen sie es ihr alles andere als leicht.
Hinzukommt, dass Candice die zehn Jahre Berufsabwesenheit nicht so ohne
Weiteres überspielen kann: Computerarbeit, neue Gesetze, Teamprotokolle
usw.
Doch Madame la Commissaire boxt sich durch und erobert mit
Frauenlogik/weiblicher Intuition und Alltagswissen einer
Alleinerziehenden nicht nur ihr Team, sondern löst auch so manchen
unlösbar erscheinenden Fall.
Meinung
Die
Serie startete 2013 sehr erfolgreich in Frankreich und läuft seit
Februar 2016 auch im deutschen TV auf ZDFneo. Die Rolle der Candice
Renoir scheint Cécile Bois wie auf den Leib geschneidert zu sein,
selten, dass sich das so extrem gut verträgt. Insgesamt musste ich die
Serie zweimal anschauen, denn es ist unmöglich alles, was darin steckt
gleich beim ersten Mal zu erfassen.
Candice wurde betrogen, kehrt in
ihre alte Heimat zurück und hat zunächst alle gegen sich. Ihre Kinder
mussten aus der angestammten Heimat fortgehen und alles zurücklassen,
ihre Mutter hat zunächst nur sehr wenig Zeit für sie. Aus der Hausfrau
ist eine berufstätige alleinerziehende Mutter geworden. Auch das Au Pair
kann da nur bedingt helfen.
Candice wird einem Team zugeteilt, dass
schon sehr eingeschworen ist. Da wäre zunächst Capitain Antoine Dumas
(Raphaël Lenglet), dem eigentlich die Beförderung versprochen worden und
der nun nicht begeistert davon ist, dass ein anderer an ihm vorbeizieht
und dann noch eine Frau. Die noch junge Chrystelle Da Silva (Gaya
Verneuil) ist sehr in sich gekehrt, lacht nie, kann aber verbal schon
mal austeilen. Sie kämpft mit ihren eigenen Dämonen, die sich erst nach
und nach offenbaren. Und zum Schluss Jean-Baptiste Medjaoui (Mhamed
Arezki), der eine sehr interessante Familiengeschichte vorweisen kann
und innerhalb der Serie dann selbst zum ersten Mal Papa wird. Sie haben
nicht mit einer so charakterstarken Frau wie Candice gerechnet, die sie
zunächst abfällig als "Polizei-Barbie" bezeichnen, vor allem Chrystelle.
Zusätzlich gibt es eine Chefin, die mit ihrer sehr kühlen Art Candice
das Leben noch mehr erschwert.
Bereits beim ersten Fall, dem sich das
neu zusammengewürfelte Team stellen muss, wird deutlich, dass hinter
dieser Serie mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat. Hier wird
nicht auf die althergebrachte Weise mit den Rollenklischees gehandelt,
sondern auf intelligente Art damit gespielt. Auch Candice ist sich
bewusst, wie sie auf andere wirkt; blond, große rosafarbene Tasche. Die
Chefin vermutet niemand in ihr, oft muss sie sich auch recht
sexistischen Sprüchen stellen, die vermutlich so einige Frauen
wiedererkennen werden. Aber sie verfügt über eine einzigartige
Beobachtungsgabe und viel Lebenserfahrung. So kann es passieren, dass
sie den Kühlschrank oder die Speisekammer eines Mordopfers untersucht
oder die Zusammensetzung einer Reinigungslösung aus dem Kopf weiß und
auf diese Weise den Fall löst. Dabei muss sie sich anfangs gehörig gegen
ihr eigenes Team stellen, die auf die althergebrachte Polizeiarbeit
setzen. Leider ist auch die nicht wertfrei. Frankreich hat es in den
letzten Jahren nicht leicht gehabt, von "der Krise" ist immer mal wieder
die Rede. Wenn eine Hausfrau und Mutter aus Not ihren Körper feilbietet
und es dem Rest der Familie verschweigt, muss Candice dann auch mal
ihre Kollegen ermahnen: Seltsam, ich dachte sie wäre das Opfer.
Überhaupt
ist das eine Serie mit einer wirklich starken Frauenfigur, wie man sie
im deutschen TV und aus deutscher Machart noch verzweifelt suchen muss.
Da werden die jahrzehntealten Konzepte "junge Frau stolpert über eigene
Füße während sie Mann fürs Leben sucht" bis zum Erbrechen wiederholt. In
letzter Zeit sind Serien dieser Art völlig zu Recht baden gegangen.
Frankreich ist da schon einen großen Schritt weiter.
Aber nicht nur
die weiblichen Figuren sind sehr durchdacht und in die Moderne gehoben
worden. Candice ältester Sohn hat ein großes Faible fürs Kochen
entwickelt und probiert die verrücktesten und schmackhaftesten Gerichte
aus. Seine Mutter lässt ihn einfach machen, nicht nur weil es ihr den
Alltag erleichtert, sondern weil er in dieser Tätigkeit völlig aufgeht.
Dem Papa gefällt diese "unmännliche" Tätigkeit weniger, vor allem da der
Junge auch "Koch" als Berufswunsch angibt.
In der Serie wird auch
mit sehr vielen Details am Rande gedealt: Die beiden zehnjährigen
Zwillingsjungen Candices verstellen immer den Klingelton der Mutter, die
dann mit Tierlauten (Grunzen, Muhen, Miauen) in aller Öffentlichkeit
klarkommen muss. Auch verstecken sie gern mal Dinge, die eigentlich in
die Handtasche ihrer Mutter gehören. Die französische Note ist auch bei
der sehr gelungenen Übersetzung erhalten geblieben, so sprechen die Kids
ihre Mutter eben nicht damit an, sondern mit Maman.
So ganz ohne
Mann und Herzklopfen geht es dann aber doch nicht. Candices Nachbar ist
sehr attraktiv und charmant und es entwickelt sich eine Beziehung, die
Candice zunächst mit ein paar Zweifeln, dann aber sehr stringent angeht.
Keine falsche Scheu, kein schlechtes Gewissen, sie ist eine
selbstbewusste moderne Frau und nimmt sich, was sie will.
Als die
zumindest teilweise berechtigte Kritik überhand nimmt, fängt Candice an
zu trainieren, lernt dabei die neuen Gesetze auswendig und schult sich
in der PC-Nutzung weiter - nachts, wenn die Kinder schon im Bett sind
und sie einen langen Tag hinter sich hat. Sprich: sie boxt sich durch.
Die
aufzuklärenden Fälle haben es auch oft in sich und klären sich nach der
Zwiebelmethode, eben Stück für Stück. Wer also gerne miträt, ist
bestens beraten. Man merkt, ich bin vollends begeistert.
Einziges
Manko dieser ersten Staffel ist der Preis für drei DVDs und ganzen acht
Folgen, die aber immerhin 416 Minuten laufen. Großartige Extras gibt es
nicht, zwei Sprachen, Folgen einzeln wählbar oder automatisch
hintereinanderweg abspielbar. Die Bilder sind scharf, kein unnötiges
Gewackle, strahlende Farben, kein Rauschen oder Zischen im Ton.
Wer
das nötige Kleingeld übrig hat, sollte sich die Serie nicht entgehen
lassen. Alle anderen mal im TV reinsehen, wo aber vermutlich derzeit die
zweite Staffel läuft.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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