Donnerstag, 28. Juni 2012

Hunting Julian - Jacquelyn Frank


Titel: Hunting Julian
Autorin: Jacquelyn Frank
Originaltitel
Verlag: Zebra Books
ISBN: 142010425X
Euro: 5,99
Veröffentlichungsdatum: Januar 2010
Seiten: 348
Serie: The Gatherers 01
Come in: Geliehen
Sprache: Englisch






Inhalt

Asia Callahan, die als Kopfgeldjägerin arbeitet, observiert seit Monaten Julian Sawyer, von dem sie annehmen muss, dass er ihre Schwester Kenya umgebracht hat. Undercover verabreicht sie ihm ein Betäubungsmittel und begleitet ihn dann in seine Wohnung, um ihn zu überführen. Doch das Mittel wirkt nicht, Julian überwältigt sie und sie verliert das Bewusstsein.
Julian stellt überrascht fest, dass Asia seine Kindra ist. Er stammt nämlich nicht von der Erde, sondern aus einer anderen Dimension, in der Frauen so gut wie ausgestorben sind. Er selbst ist einer der wenigen Sammler (Gatherer), der seinem Volk die nötige Energie von der Erde bringt. Julian bezieht diese Energie durch Sex, schläft aber nicht mit den Frauen, sondern kann sie mit seinem Geist zum Orgasmus treiben.
Julian entführt Asia in seine Welt, von der es für sie kein Zurück gibt. Falls doch, wird ihr gesamtes Gedächtnis gelöscht. Fortan muss Asia sich in einer für sie völlig fremden Gesellschaft und Welt zurecht finden und sich den Gefühlen erwehren, die sie im Beisein Julians erfassen.

Cover

Es ist nicht wirklich einfach zu erkennen, was sich die junge Frau da vor das Gesicht hält. Zum Thema passt das Motiv im allgemeinen leider so gar nicht.

Meinung

Der erste Teil der neuen Gatherer-Serie, in der jeweils ein neues Paar zusammenfindet, bietet spannende Ansätze, die jedoch nicht aufgegriffen werden, aber Raum für Fortsetzungen bieten. Gleich zu Beginn der Hinweis, dass es sich hier leider um kein empfehlenswertes Buch handelt.
Es war sehr mühsam, sich durch "Hunting Julian" zu arbeiten, da Jacquelyn Frank eine recht ermüdende Art hat, dem Leser ihre Gedanken mitzuteilen. Gerade am Beginn, als Asia in der anderen Welt erwacht, jagt eine Erklärung die nächste. Seitenweise versucht Julian in Dialogen seiner Auserwählten klar zu machen, was Sache ist. Wenig hilfreich ebenfalls die oft mehrere Seiten umfassenden Passagen inneren Monologs, welche die Handlung stets sehr unglücklich unterbrechen und in ihrem Fortgang behindern.
Die Beziehung der beiden Hauptcharaktere steht eindeutig im Vordergrund, die Welt wird nur unzureichend gezeigt, eher skizziert. Dabei gibt es im sozialen Background aber ausbaufähige Ansätze. In etwa haben Frauen nur zwei (Existenz-)Möglichkeiten, die auf das gleiche hinauslaufen: Sie müssen Kinder bekommen. Entweder sie wählen selbst die Männer aus, mit denen sie sich einlassen und leben hochgeachtet und verehrt. Oder sie werden Verbrecherinnen, sogenannte Nightfly, die in einer Art Harem leben und von allen Männern gekauft werden können.
Könnte man hoffen, dass diese in Folgebänden aufgegriffen und gut umgesetzt würden, könnte man diesen Band als Einführungsband verschmerzen. Leider scheint das Gegenteil der Fall zu sein, da jeder Gatherer eine andere Fähigkeit hat, Energie zu sammeln (z.B. Alpträume schicken).
Die Liebe von Asia und Julian ist wenig glaubhaft, da sie in nur wenigen Tagen entsteht und nicht zu vergessen ist, dass Asia ihn für einen Serienmörder hielt.
Schon am Beginn des Romans nimmt Julian von Asia unerlaubt Energie, was zunächst wie eine Vergewaltigung wirkt, die aber später nicht ein einziges Mal angesprochen wird. Dieser Start ist schon mehr als unglücklich gewählt. Auch die ständigen Vorwürfe, sie sei selbstsüchtig, weil sie sich nicht wiederspruchslos fügen will, tragen nicht dazu bei, Julian zu mögen.
Asia soll sicher wie eine taffe, junge Frau wirken, aber sie kommt unausgegoren rüber, wird von Julian stets in eine niedere Position gedrängt. Fühlt sie sich angegriffen, meist von Frauen, teilt sie sich sehr vulgär mit. Schließlich glaubt sie, was ihr vorgeworfen wird und fügt sich artig.
Das gezeigte Frauenbild in "Hunting Julian" ist erschreckend. Sowohl in Planung, als auch Umsetzung. Daraus wird keine Kraft, keine Veränderung geschöpft, die Welt ist maskulin und Frauen bloße Wertgegenstände. Aufbegehren, eigene Meinung, selbstbestimmtes Leben sind weiblichen Wesen nicht gestattet, sie werden ausgebeutet, dass dem Leser nur so die Ohren klingeln. Fügen sie sich artig, haben sie zumindest eine kleine Chance - aber wer will das schon? Für eine aufgeklärte Frau von heute bietet dieser Roman absolut nichts.
Die Anziehungskraft zwischen Asia und Julian ist nicht ungewöhnlich, da sie sich aber eigentlich nicht leiden können, unglaubhaft. Ihre Emotionen wachsen gleichmäßig und nachvollziehbar. Ihr erstes erotischen Zusammensein ist in dieser Hinsicht nachfühlbar, der Ort und die Situation dagegen nicht, diese sind eher unangebracht und absolut fehlbesetzt.
Nebenfiguren gibt es eine ganze Menge, die wirken aber mehrheitlich ziemlich hohl und wie bloße Platzhalter. Besonders Ariel (die mit ihrer Namensähnlichkeit zu Asia für Verwirrung sorgen kann), die bisherige "Haushälterin" Julians, fällt da auf. Sie kreischt, biedert sich an und ist ebenso wenig in der Lage für sich einzustehen, wie alle anderen weiblichen Wesen auch (inklusive Ampliphi Kloe!). Julians Umgang mit Ariel kostet ihn auch die letzten Sympathiepunkte, vor allem, dass er sie so einfach entsorgt und wie, machen ihn alles andere als anziehend.
Manchmal schien es, als wäre sogar der Autorin beim Schreiben langweilig geworden und sie hat einige Action- oder Erotikszenen eingebaut, die ebenfalls die Handlung unnötig in die Länge ziehen.
Die eher vorhersehbare und ziemlich kurze Handlung wird oft durch zu viele Erklärungen und langgezogene Innengedanken der Protagonisten in die Länge gezogen. Show don’t tell gibt es nicht, siehe Figuren. Das gezeigte Frauenbild (sowohl in Handlung, als auch Personen) ist erschreckend. Das Paar muss zu viele Probleme durchlaufen, wo sich die Autorin besser auf eines konzentriert hätte.
Bitte nicht noch mehr davon.

The Gatherers:
1. Hunting Julian
2. Stealing Katheryn


Jacquelyn Frank erzählt Geschichten aus dem Reich der Träume - ihrer Träume. Diese inspirieren die erfolgreiche Autorin zu ihren Romantic-Fantasy-Geschichten, wie sie selbst sagt. Seit ihrer ersten Romanze im Alter von 13 Jahren verarbeitet Jacquelyn Frank, die zuvor u. a. als Dolmetscherin für Gebärdensprache gearbeitet hat, immer wieder auch biografische Erlebnisse in ihren Werken. In New York geboren, lebt die Autorin inzwischen mit ihrer Tochter Bianca und neun Katzen in North Carolina.

7 Kommentare:

  1. Seufz, manchmal frage ich mich, was Autorinnen dazu treibt, so ein übles Frauenbild auch noch schriftstellerisch zu verewigen.
    Ist es so, dass die Leserinnen DAS wollen?
    Ich glaube nicht.

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    1. Na ja, ich frage mich ja oft, warum in unserem Lande nur bestimmte Fantasybücher ankommen und andere nicht. Ist keine Liebsgeschichte drin, mag sie keiner und die Serien werden eingestellt. Und auf Listen von Lieblingsbüchern sind immer die Romane ganz oben, in denen das alte Rollenmodell überstrapaziert wird. Ich verstehe die Frauen da auch irgendwie nicht.
      Der obige Roman ist aber nochmal eine Klasse für sich.

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    2. Ich glaube tatsächlich, dass es den Lesern schwerfällt, sich in den Subgenres zurecht zu finden. Wenn die Urban Fantasy gleich neben der Romantik steht, kann's schon mal passieren, dass man sich vergreift und sich dann wundert, warum es in der UF gar nicht oder nur ansatzweise verliebt zugeht. Oft sind halt auch diese hübsch verträumten, romantisierten Cover schuld, die zwar verkaufsträchtig sind, aber fehlleiten und dann enttäuschte Leser zurücklassen, weil man meint, es gäbe nur noch Romantic Fantasy (Romantasy ... örks - ich blick's nicht mehr :-))
      Vielleicht will frau ja das alte Rollenbild lesen, weil man ihr von allen Seiten eintrichtert, dass es heute so nicht mehr sein muss. Keine Ahnung, aber ab und an lese ich das verhuschte Weibchen in Händchenhaltenot mal ganz gerne. Von Jacquelyn Frank habe ich allerdings überhaupt noch nie was gelesen. Hast du schon was anderes von ihr gelesen?
      Na ja, momentan wäre ich froh, wenn ich Zeit zum Lesen hätte :-)
      Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!
      Liebe Grüße
      Sinje

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    3. Von der Autorin war das tatsächlich mein erstes Buch, wenn man von einer deutschen Leseprobe zu einer der Lyx-Serien absieht, die ich vor Jahren mal gelesen habe. Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass ein weiterer Roman momentan Priorität hätte, obwohl mich der zweite Teil schon interessieren würde. Vielleicht ist da dann auch alles anders?

      Ich lese auch gerne mal Liebesgeschichten zwischendurch, darum auch immer mal mein Abstecher in die historische LiRo Abteilung. Aber selbst da wären, obwohl historisch bedingt, manche Sachen derart kaum vorstellbar (nun, vielleicht bei den älteren Titeln, wer weiß).
      Oft ist der Alphaheld ja so Alpha, dass er sich einfach nur niederträchtig benimmt und gemein zu seiner ach so Angebeteten ist. Und die SIE muss ja nicht unbedingt zur "Mannfrau" ausarten, nur weil sie eigene Interessen verfolgt, nicht tolpatisch, sondern überlegt durch die Gegend zieht, ihre Meinung sagt und dahinter steht und vielleicht vielleicht sogar mal IHN rettet. Ich meine, wenn schon denn schon. Wie kann man so tun, als könne sie kämpfen und ihr vielleicht noch Superkräfte verleihen und ihr dann doch wieder die Weibchenposition zugedenken? Das ist auch völlig unlogisch. Kein Mensch, der Superkräfte hat, würde sich dann SO unterbuttern lassen. Und wie kann ich jemanden ach so lieben, der mich anschreit und vielleicht noch verdrischt. Jaja, ich weiß, das gibt es auch im realen Leben. Leider. Aber muss ich sowas noch lesen? Nein danke.
      Was mich halt wundert sind einmal die Zeit und die Umstände in den Romanen (also z.B. im Gegensatz zu histor. LiRos) und auch die große Bandbreite des Genres und natürlich zusätzlich die Autorinnen selbst, die ja "Frauen von heute" sind.
      Also wundert mich nicht in erster Linie, DASS es eine Liebesgeschichte gibt, sondern einfach wie diese oft dargestellt wird.

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    4. Ach ja. Das Zurechtfinden in den (Unter-)Genres ist natürlich oft schlicht nicht möglich. Wenn in etwa Romane in der Verpackung als etwas verkauft werden, was sie nicht sind. Oder ...

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  2. Anonym4.7.12

    Also eigentlich mag ich die Schattenwandler-Reihe der Autorin ganz gerne. In Deutschland sind m.E. bisher fünf Bücher erschienen, die mir gut gefallen haben.
    Doch nun hat J.F. eine Spin-off-Serie dazu geschrieben - die ShadowDwellers. Die ShadowDwellers leben in einer parallelen Schattenwelt neben unserer Welt, während die Schattengänger sich in ebendieser tummeln.
    Ehrlich gesagt war ich am Anfang sehr verwirrt und das legte sich bis zu Ende auch nicht. Ich fand die Geschichte sehr langatmig und nicht fesselnd genug. Ich musste mich fast überwinden das Buch noch zu Ende zu lesen.
    Und nun stecke ich in einem Zwiespalt. Soll ich Teil 2 der ShadowDwellers lesen, oder nicht.
    Denn eigentlich klingt der Klapptext wirklich interessant...

    Und zur obrigen Diskussion: Das klingt alles wirklich gruselig. Ich kann mich mit diesem Frauenbild auch nicht anfreunden. Da war die Rezi wirklich hilfreich... Diese Serie wird gar nicht erst angefangen.

    MSutchy

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    1. Klingt, als würdest Du die Autorin mögen ;-) Wie gesagt, das war mein erster Roman von ihr, ich glaube aber, ich habe noch einen deutschen irgendwo rumstehen, aber da müsste ich suchen gehen.
      Vielleicht verstehst Du nach Teil 2 dann besser, worauf die Autorin hinaus will? Oder aber es geht Dir wie mir, Du hast so viel Lesestoff, dass es eigentlich egal ist ;-)

      Nach Teil 2 der Serie ist lange nichts passiert und ich bin mir nicht sicher, ob es da überhaupt weitergeht.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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