Freitag, 13. April 2012

Das verborgene Haus - Maria Ernestam


Titel: Das verborgene Haus
Autorin: Maria Ernestam
Originaltitel: På andra sidan solen
Verlag: btb
ISBN: 3442743982
Euro: 9,99
Veröffentlichungsdatum: April 2012
Seiten: 384
Kein Serientitel
Come in: Vom Verlag







Inhalt

Viola ist eine gestandene Frau und glaubt, sie lebe das perfekte Leben. Sie unterrichtet Literatur und schreibt selbst, ihre beiden Töchter sind zu reifen Teenagern herangewachsen und ihr Mann Axel ist endlich von einer jahrelangen Krankheit genesen.
Der Sommerurlaub, wahrscheinlich der letzte, den sie alle gemeinsam verbringen, wurde von Italien nach Südschweden in die Nähe von Axels Eltern verlegt. Dort wird Axel immer mürrischer und gemeiner und Viola verbringt viel Zeit im Altenheim bei ihrer Schwiegermutter. Dort hat sie die neunzigjährige Linnea Moréus kennengelernt, die ihr nach und nach die eigene Lebensgeschichte, als Missionarin in China, erzählt. Auf geheimnisvolle Art und Weise scheinen sich die beiden Leben zu berühren. Aber dann geschieht etwas Unvorhergesehenes ...

Cover

Der Umschlag wurde von der semper smile Werbeagentur gestaltet.
Das Motiv stammt von plainpicture.com.
Es ist ein ruhiges, stimmiges Bild, das die Stimmung des Romans gut wiedergibt. Mit seinem Inhalt jedoch wenig zu tun hat.

Meinung

Es ist schwierig, diesen Roman einzuschätzen, im Endresultat läuft es wohl auf den eigenen Geschmack und die eigenen Erfahrungen hinaus. So kann auch diese Meinung nur sehr subjektiv gesehen werden.
Maria Ernestam versteht es meisterlich, Atmosphäre aufzubauen. Schon von der ersten Seite an dominieren kurze, knappe Sätze, die beinahe abgehakt wirken. Das hilft, eine recht düstere, bedrückende Stimmung aufzubauen, die hervorragend zu Violas Gefühlen passt. Leider herrscht zwischen Dialog und Erzählstimme kaum ein Unterschied, was bei mehreren Charakteren unpassend wirkt.
Viola schweigt und davon eine ganze Menge. Sie ist das so gewohnt und leider ist das auch das große Manko der Geschichte. Eine studierte Frau, die eigentlich wissen sollte, wie mit Worten umzugehen ist, als Literaturdozentin allemal, spricht nicht aus, was sie fühlt. Sie nimmt hin und hin und hin ... sie leidet, obwohl es für sie absolut nichts zu leiden gibt. Und mehrt so mit jeder Seite den Unmut des Lesers.
Gleichzeitig erfährt sie durch Linneas Geschichten von dem Leben dieser gebeutelten Frau. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges befand sich die ganze Welt im Umbruch und die Missionare in China mussten so einige Greueltaten mitansehen und -fühlen. Diese kleinen Geschichten jedoch sind das eigentliche Highlight des Romans. Sie wurden anders verfasst, sind eindringlich und zeilenbindend. Leider aber viel zu kurz und zu wenig in der Haupthandlung um Viola verstreut.
In eben jener wiederholt sich ab der Hälfte des Romans zu viel, Axel, von Anfang an kein Sympathieträger und das gleich aus mehreren Gründen heraus, wird herrischer und weniger beherrscht. Die Töchter ziehen sich immer mehr zurück. Und immer noch schweigt Viola, was absolut unverständlich ist. Stattdessen erwidert sie die Blicke eines gewissen Pflegers im Altenheim.
Verwirrend wird es schließlich auch noch, denn irgendwie hat es die Autorin geschafft dem Leser zu vermitteln, dass beide Frauen, die alte wie die jüngere etwas gemeinsam haben. Wahrscheinlich auch das Blut. Warum sonst sollte eine Namensgleichheit zu einer von Violas Töchtern bestehen? Warum sollte Linnea oft die eigene Tochter erwähnen und was hat Violas Schwiegermutter mit beiden zu tun? Als sich herausstellt, das da wohl falsche Erwartungen geweckt wurden, war schließlich die Luft raus.
Eine Frau, die fähig sein sollte, den Mund aufzumachen und ihr Leben gerade zu biegen und es nicht tut. Die schweigt und nutzlosen Trost sucht. Dazu die "Moral" des Romans, die sich im Endresultat nur darauf bezieht, dass es wichtig ist, miteinander zu reden. Nein, das war kein Lesevergnügen.
Die Art des Erzählens, der Stimmungsaufbau und die kleinen Einschubgeschichten sind ausgesprochen gut gelungen. Alles andere ist Blödsinn und passt einfach nicht zusammen.


Maria Ernestam, geboren 1959, begann ihre Laufbahn als Journalistin. Sie hat lange Jahre als Auslandskorrespondentin für schwedische Zeitungen in Deutschland gelebt, daneben eine Ausbildung als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin absolviert. Mittlerweile sind fünf hoch gelobte Romane von ihr erschienen. Für "Die Röte der Jungfrau" erhielt sie vor kurzem den Französischen Buchhändlerpreis. "Der geheime Brief" war in Skandinavien ein Bestseller und stand auch in Deutschland wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Maria Ernestam lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stockholm.

2 Kommentare:

  1. Oje, still leidende Figuren kann ich ja mal so gar nicht ausstehen.
    Dabei hat der Klappentext recht interessant geklungen, aber wenn 2 Handlungsstränge miteinander verflochten werden, ohne dann letztendlich großartig was miteinander zu tun zu haben, finde ich sowas auch eher enttäuschend.
    Das wird wohl eher kein Kandidat für meine Wunschliste. ;-)

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    1. Nun ja, wie gesagt, das ist sehr subjektiv. Ich kann mir vorstellen, dass es in Deutschland und auf der Welt einige Frauen in ähnlichen Situationen gibt.
      Für mich war es Nonsens, warum, steht hoffentlich oben im Text. :)

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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