Dienstag, 19. September 2023

Hund 51 - Laurent Gaudé

 

Großkonzern GoldTex hat Griechenland aufgekauft. Nur wenige konnten fliehen, Zem ist einer davon. Dreißig Jahre später arbeitet er in einer Megacity als Ermittler und muss einen Mord untersuchen, der in höchste Kreise führt.

„Hund 51“ ist eine eher literarisch aufgearbeitete Zukunftsvision. Der Autor weiß sich auszudrücken und wer etwas für eher düstere, melancholische Alt-Herren-Erzählungen übrig hat, kommt in jedem Fall auf seine Kosten. Die Zielgruppe ist im Alter des Autors zu suchen, jüngere Leser und Teens werden kaum Gefallen an der Story finden. Allein als Krimi oder dystopische Geschichte gelesen, kann „Hund 51“ nicht überzeugen. Wer sich aber auf den Protagonisten einlässt und zudem die innere Botschaft des Romans beachtet, kann Gefallen am Buch finden. Die Schreibe überzeugt sehr, sie ist gehoben und allumfassend.

 

 


Titel: Hund 51
Autor: Laurent Gaudé
Originaltitel: ‎Chien 51
Verlag: dtv
ISBN: ‎978-3423283540
Euro: 24,00
Veröffentlichungsdatum: August 2023
Seiten: 288
Serie: nein
Come in: vom Verlag

 

 

 

Inhalt
Der Großkonzern GoldTex hat Griechenland dreißig Jahre zuvor aufgekauft und privatisiert. Nur wenigen ist die Flucht gelungen, Zem Sparak ist einer von ihnen. In einer Megacity, über der eine Kuppel liegt und die in drei Zonen (1 für die Superreichen, 3 für den Abschaum) unterteilt wurde, arbeitet er als Ermittler. Als eine übel zugerichtete Leiche gefunden wird, muss er mit Salia Malberg, einer Ermittlerin aus Zone 2, zusammenarbeiten. Dabei stoßen sie auf Geheimnisse, die in die obersten Kreise der Stadt führen und Zem in seine eigene Vergangenheit führen.

 

 


Meinung
„Hund 51“ ist eine eher literarisch aufgearbeitete Zukunftsvision, die mit den Ängsten der Leser im Jetzt spielt. Leider vermag es der Autor nicht, die dystopische Handlung glaubhaft umzusetzen, weil das nicht sein Genre ist. Allerdings scheint er diese auch nur für seine Botschaft zu benutzen. Wenn „Androiden“ und „Automaten“ sich in der Stadt bewegen, aber alles andere an der bereits jetzt prekär gewordenen digitalen Überwachung fehlt, ist nicht ausreichend recherchiert worden. Der alternde Ermittler Zem, gebrochen, allein, abgehalftert und in sich gekehrt, wie es das Genre eben vorsieht, wenn ein Mord aufzuklären ist, ist von der alten Schule. Ein leicht männlicher Schuss der alten Art muss übrigens ausgehalten werden, die gesamte Story versucht modern zu sein, kann aber nicht über das Alter von Autor und Erzählweise hinwegtäuschen. Die Grundidee und Auflösung sind daher leider auch ein wenig vorhersehbar geworden, denn Gaudé hat sich an Bekanntem und Klassikern in beiden Genres orientiert und versucht, eben diese zu kombinieren. Wenn man darüber hinwegsehen kann, dass so leider nichts Neues herausgekommen ist, liest sich „Hund 51“ gut weg. Der Autor weiß sich auszudrücken und wer etwas für eher düstere, melancholische Alt-Herren-Erzählungen übrig hat, kommt in jedem Fall auf seine Kosten.

Die laufende Handlung verknüpft sich mit Erinnerungen aus der Jugend Zems, noch in Griechenland. Schnell wird erkennbar, dass sich hier einige Fäden entwickeln, die am Ende zusammenfinden werden. Innere Monologe und Erinnerungen bestreiten viele Seiten. Zem erzählt die meiste Zeit selbst, aber es gibt auch wenige Nebenfiguren, die etwas aus ihrem Leben und wie sie die Welt sehen berichten dürfen.

Die junge Ermittlerin Salia jedoch, die Zems Gedankenpassagen hätten auflockern können, kommt sehr kurz. Sie wirkt stets ein wenig unstet, fast krampfhaft versucht der Autor, sie modern und als starke weibliche Persönlichkeit zu zeigen. Aber sie ist kaum fassbar, will heute dies und morgen das. Natürlich kann sich der alte Mann beweisen, dass er noch ein ebensolcher ist, wenn sie sich kurz auf ihn einlässt. Und es wirkt, als sei sie überhaupt nur deswegen da.

Zem muss den meisten Weg allein gehen, allein herausfinden, was hinter allem steckt und allein mit den Konsequenzen leben. So eine Erzählung kennt kein wirkliches Happy End. Die Zielgruppe ist sicher im Alter des Autors zu suchen, jüngere Leser und Teens werden kaum Gefallen an der Story finden.

Allein als Krimi oder dystopische Geschichte gelesen, kann „Hund 51“ nicht recht überzeugen. Wer sich aber auf den Protagonisten einlässt und zudem die innere Botschaft des Romans beachtet, kann Gefallen am Buch finden. Die Schreibe überzeugt sehr, sie ist gehoben und allumfassend.

 

 

Laurent Gaudé, 1972 in Paris geboren, ist als Schriftsteller und Theaterautor fester Bestandteil des literarischen Frankreichs. Für ›Die Sonne der Scorta‹ wurde er 2004 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Seine Romane führen regelmäßig die französischen Bestsellerlisten an, sein Werk wird in alle Weltsprachen übersetzt.

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