Dienstag, 8. Februar 2022

Herr der Fliegen - William Golding

 


Titel: Herr der Fliegen

Autor: William Golding

Originaltitel: Lord of the Flies

Verlag: Fischer

ISBN: ‎ 978-3596804221

Euro: -

Veröffentlichungsdatum: Februar 2003

Seiten: 288

Serie: nein

Come in: Tausch

 

 

 

Inhalt
Eine Gruppe englischer Schuljungen sind die einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes. Auf der unbewohnten Insel mitten im Pazifik müssen die Jungen zusehen, wie sie allein zurechtkommen. Nahrung und Wasser sind reichlich vorhanden und zunächst sieht alles nach einem großen Spaß aus. Aber aus diesem wird schnell bitterer Ernst.

 


Meinung

Erstmals in den frühen Fünfzigerjahren erschienen, handelt es sich bei diesem Klassiker in einigen Regionen um Schulpflichtlektüre. Allerdings sollte der geneigte Leser eine gewisse Reife mitbringen, da das Buch im Kontext gelesen werden muss. Zum einen immer in Verbindung mit seiner Entstehungszeit, dem Denken und den Ansichten, dem Weltgefüge, der damaligen Politik. Ohne diesen Hintergrund lässt sich „Herr der Fliegen“ nicht gut lesen. Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine sehr aktuelle Geschichte, die nichts an ihrer Brisanz und ihrer ihr innewohnenden Wahrheit verloren hat. Dass man dies auch über Werke von Wells oder Verne sagen kann, ist kein Zufall, beide sind Goldings literarische Vorbilder gewesen.

Die Schüler eines Eliteinternats, alle zwischen sechs und zwölf Jahren alt, sind die einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, nachdem sie wegen eines drohenden Krieges evakuiert werden sollten. Ihnen ist klar, dass sie sich organisieren müssen, wollen sie überleben. Sie wählen Ralph zum Oberhaupt, weil er gut aussieht und eine Muschel gefunden hat, nicht weil er wirklich Potential als Anführer mitbringt. Der dickliche Junge Piggy, der alle Anlagen dafür besitzt, wird ignoriert. Doch es ist von Anfang an Jack, der Ralph seine Rolle streitig machen wird.

Zunächst läuft alles gut, die Jungs bauen Hütten und sammeln Früchte und Wasser, bauen ein Signalfeuer für ihre Rettung. Sie können spielen und baden gehen. Doch da gibt es noch das namenlose Grauen im Wald, ein Untier, das besonders die Jüngeren fürchten. Je mehr Zeit vergeht, desto weniger Hoffnung verbleibt – gibt es gar außerhalb der Insel niemanden mehr? – nur ein kleiner Kern der Jungen um Ralph bleibt und versucht, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Die anderen vergessen entweder, was sie in der zivilisierten, geordnet-erwachsenen Welt gelernt haben oder sie werden hoffnungsloser und damit mehr auf sich und ihre unmittelbaren Bedürfnisse fokussierter. Schließlich kommt Jack auf die Idee, die auf der Insel lebenden Schweine zu jagen, um für mehr Nahrung zu sorgen, die zudem auch leichter zu beschaffen ist.

Die schnellen Erfolge sind es, die den Rest der Gruppe anziehen, ohne Hoffnung, mit stetiger Angst, dazu die einfachen aber wirkungsvollen Waffen von Jacks Gruppe, lassen die meisten überwechseln. Es ist interessant, wie wenig Golding über die einzelnen Charaktere sagt und wie tief er sie in Rollen verwurzelt, sie aber dennoch oder vielleicht gerade deswegen unheimlich lebendig werden lässt.

Piggy, der Außenseiter, dicklich mit Brille, dazu bei seiner Tante lebend und recht weich, aber dafür mit Intelligenz und Weitblick gesegnet. Simon, der als Einzelgänger über die Insel streift, das Geheimnis als Einziger lüftet, aber an niemanden rankommt, um das Wissen weiterzugeben. Ralph, der sein Bestes versucht, aber in dem mehr und mehr die Hoffnung schwindet und der es nicht vermag, die Gruppe zusammenzuhalten. Ralph und Jack sind zunächst noch befreundet, verfolgen aber recht unterschiedliche Ziele, die sich leider am Ende nicht mehr miteinander vereinbaren lassen. Die Entwicklung, die diese junge männliche Gesellschaft nimmt, ist faszinierend zu beobachten.

Der Kampf um Hoffnung und Angst, um Vorräte und schlicht dem, was uns menschlich macht, gipfelt vermutlich nicht nur in diesem Roman in einer zutiefst gewaltbereiten Einstellung, die zwar zunächst einige Grenzen überschreiten muss, sich aber nicht mehr aufhalten lässt. Und am Ende bleibt offen, ob es überhaupt einen Weg zurück gibt, selbst wenn dieser direkt vor einem steht.

Dieser Klassiker gehört, wie so viele, gelesen.



William Golding, geboren 1911 in Colum Minor, Cornwall, studierte in Oxford. Er war Lehrer, im Krieg Marineoffizier. Längere Zeit lebte er in den USA. Mit ›Herr der Fliegen‹ erregte er weltweit großes Aufsehen. Golding wurde mit dem Man Booker Prize (1980) und dem Nobelpreis für Literatur (1983) ausgezeichnet. Er starb im Juni 1993 in Cornwall.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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