Titel: Die letzten Romantiker
Autorin: Tara Conklin
Originaltitel: The Last Romantics
Verlag: HarperCollins
ISBN: 978-3959675482
Euro: 22,00
Veröffentlichungsdatum: August 2021
Seiten: 416
Serie: nein
Come in: vorablesen.de
Inhalt
2079: Die über hundertjährige Fiona Skinner
erzählt bei einer Lesung die Geschichte ihrer Familie. – Als Anfang der 1980er
der Vater von vier Kindern überraschend stirbt, meistert das die Mutter nicht.
Sie zieht sich fast drei Jahre zurück und überlässt ihre Kinder sich selbst.
Obwohl es danach besser läuft, wird dies die vier Geschwister Renee, Caroline,
Joe und Fiona für ihr Leben beeinflussen. Es wird vor allem Joe sein, der es
nicht verkraftet und als sie ihn verlieren, sucht jede der Schwestern einen
Weg, um damit fertig zu werden. Am Ende musste jede ihre Entscheidungen
überdenken und manche sogar völlig verändern.
Meinung
Conklin hat einen Roman vorgelegt, der leider nicht komplett zu überzeugen weiß, aber immerhin fest im aktuellen Zeitgeist verankert ist.
Fiona erzählt ihre Geschichte selbst. Die Rahmenhandlung teilt das Buch in regelmäßige Abschnitte. Einhundertzweijährig sitzt die alte, aber noch rüstige Dame auf der Bühne, von der sie ihre meist lyrischen Werke vorliest. Eine junge Frau namens Luna befragt sie zu einem gleichnamigen Gedicht, dass Fiona einst geschrieben hat. Daraufhin erzählt sie in der Ich-Form die Geschichte ihrer Familie. Nur ein paar wenige Male wird aus der Sicht eines Geschwisterkindes berichtet.
Der Anfang gestaltet sich sehr lesenswert, es ist schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Während der „großen Pause“, als die Mutter sich in ihr Schlafzimmer verkriecht und kaum mehr herauskommt, werden die Rollen in der Familie neu verteilt.
Renee als Älteste kümmert sich um die Jüngeren. Als ein Mann versucht, sie zu vergewaltigen und es ihr Bruder ist, der sie im letzten Moment rettet, prägt dies das Mädchen bis ins hohe Alter. Als Ärztin verzichtet sie auf Beziehungen und will erst recht keine Kinder. Caroline kann sich nur schwer mit allem abfinden. Auch als die Mutter wieder bei ihnen ist und sich einen Job sucht, kann sie nicht aus ihrer Haut. Die Mutter, die eine überzeugte Feministin geworden ist, bedauert die Entscheidungen ihrer zweiten Tochter, die sich schon jung für einen Mann und Kinder entschieden hat. Ihr Leben als Hausfrau erscheint ihr sicher und sie zieht es eisern durch. Fiona, die Jüngste, hat nach dem Tod des Vaters auch die Mutter verloren und scheut so fast zeitlebens feste Beziehungen. Ihre ersten schriftstellerischen Wege geht sie mit einem Blog, in dem sie über ihre zahlreichen sexuellen Abenteuer schreibt. Und dann ist da noch Joe, der einzige Junge. Seine ihm zugedachte Rolle habe ich bis zum Schluss nicht verstanden. Er scheint den Mittelpunkt der Familie zu bilden, wenn er auch stets allein und ankerlos wirkt. Alle Chancen, die sich ihm, mehr noch als den Schwestern, bieten, vertut er, meist aufgrund einer Sucht. Allerdings wird er auch immer und immer wieder (von Frauen) enttäuscht oder zurückgewiesen. Bis er die eine trifft, die an seiner Seite bleiben soll. Aber da ist es schon zu spät. Ihr Name ist Luna. Vielleicht hatte er Angst, seiner Rolle nicht gerecht zu werden. Vielleicht wurde auch einfach zu viel von ihm verlangt und die anderen Geschwister hätten selbst (noch) mehr Verantwortung übernehmen sollen.
Es ist nicht einfach, diesen Roman einzuschätzen. Der Leser begleitet die Geschwister bis zu ihrem Tod, Fiona selbst erzählt am Ende davon, denn sie ist es, die übrig ist. Diese letzte Lesung hat ihr die Gelegenheit gegeben, noch einmal alles zu reflektieren und für sich zu einem Abschluss zu bringen.
Nach einem sehr gelungenen Anfang stockt das Geschehen immer häufiger. Zwar bereitet die Autorin im Text ihre Leser darauf vor, dass ein gewaltiges Ereignis bevorsteht, als es dann aber geschieht, wirkt das sehr profan. Die Geschwister sind längst erwachsen und fest in ihrem jeweiligen Leben verwurzelt. Doch der Umbruch bewirkt einiges. Die „große Pause“ schleicht sich zurück in aller Bewusstsein und plötzlich ändert sich alles. Nur leider wirkt die Geschichte hier bereits recht konstruiert. Davon wird sie leider auch bis zum Ende nicht mehr abweichen, so dass sich einige Längen einschleichen, die nicht immer einfach zu überlesen sind.
Am Ende bleibt nichts mehr offen, bis auf die Frage, was die Autorin mit dieser Geschichte eigentlich sagen wollte.
Bevor Tara Conklin mit ihrem ersten Roman The House Girl einen New-York-Times-Bestseller landete, der in acht Sprachen übersetzt wurde, war sie Juristin und arbeitete für eine internationale Menschenrechtsorganisation und Wirtschaftskanzleien in London und New York. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Seattle, wo sie schreibt und das Schreiben lehrt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
Um die Übersicht über Kommentare zu behalten und Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar, IP-Adresse und Zeitstempel Ihres Kommentars. Sie können Ihre Kommentare später jederzeit wieder löschen. Detaillierte Informationen finden Sie unter "Datenschutz" oben unter dem Header. Wer keine Datenübertragung wünscht, hat die Möglichkeit, einen anonymisierten Kommentar zu hinterlassen. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden.