Freitag, 7. Februar 2020

Violet - Tracy Chevalier


Titel: Violet
Autorin: Tracy Chevalier
Originaltitel: A Single Thread
Verlag: Aufbau Verlag
ISBN: 9783455007473
Euro: 16,00
Veröffentlichungsdatum: Januar 2020
Seiten: 352
Serie: nein
Come in: vorablesen.de










Inhalt
Dreizehn Jahre ist es her, seit der Erste Weltkrieg endete. Er hat Violet den großen Bruder und den Verlobten geraubt. Als auch ihr Vater stirbt, hält es die Achtunddreißigjährige nicht mehr bei der Mutter aus und lässt sich in die wenige Meilen entfernte Stadt versetzen, wo sie in einem Versicherungsbüro für einen Hungerlohn arbeitet. Dort trifft sie in der Kapelle auf eine Gruppe Frauen, die Gebetskissen stickt und schließt sich ihnen an. Durch Gilda lernt sie den älteren Arthur kennen und beginnt, seine Nähe zu suchen. Doch für alleinstehende Frauen ist es nicht ungefährlich, sich zu verlieben – zumal Arthur verheiratet ist.


Meinung
Chevalier hat einen ruhigen, emotionalen Roman geschrieben, der sehr lesenswert beginnt, sich aber leider zunehmend in sich selbst verliert und in einem recht abstrusen Ende ausläuft. Dabei hat er alles, was es für eine erfolgreiche Erzählung benötigt. Zum einen eine Autorin, die sehr gut recherchiert hat. Und da gibt es einiges. Zum einen ist Violet Anfängerin im Sticken und muss die Grundlagen erst kennenlernen. Es gelingt Chevalier, anschaulich zu schildern, wie schwierig es ist, die einzelnen Stiche zu lernen und wie viel Ausdauer und Fleiß dazugehören. Arthur indessen ist Glöckner, ein Berufsstand, der leider immer mehr ausstirbt, hinter dem jedoch mehr steckt, als es scheint.
Die Figuren sind interessant angelegt, auch das Beziehungsgeflecht verspricht genug Konflikte, dass es mehrere Höhen und Tiefen geben könnte. Indes sie bleiben aus. Violet entfremdet sich von ihrer Familie, der zeternden und dauerhaft unzufriedenen Mutter und dem jüngeren Bruder, der zunehmend auch in ihr eine Last sieht. Später jedoch erwartet sie, dass sie zu ihr halten, was nicht geschieht. Warum sollten sie auch, wo es Violet nicht anders gemacht hat? Darum sucht sich Violet so etwas wie eine neue Familie, auch wenn das mehr eine Zweckgemeinschaft ist. Es ist schade, das so zu lesen, denn Gilda und ihre Freundin könnten mehr sein als nur eine Wohngemeinschaft. Hier ist es Chevalier leider nicht gelungen, dies zu schildern, dass es glaubhaft ist, dass die Frauen zusammenhalten werden, egal was kommen mag. Schwierig fand ich ebenfalls, dass Violet keine der Frauen der Dreißigerjahre ist, die schlicht keine andere Wahl hatten, deren Familie und Verlobte/Freunde im Krieg geblieben sind und die sich nun irgendwie durchschlagen müssen. Frauen verdienen weniger, sind nicht angesehen, nicht gleichberechtigt und ab einem gewissen Alter „übrig geblieben“. Doch Violet hat immer eine Familie und dann noch eine begüterte im Rücken, wohin hätte sie fallen sollen, auch wenn sie deren Geld nicht annehmen will?
Die Beziehung zu Arthur schleicht nur so vor sich hin, manchmal treffen sie sich zufällig, meistens jedoch nicht. Es entspinnt sich leider nichts, es bleibt oberflächlich und gerade, als es anfängt zu wachsen, ist es auch schon wieder vorbei. Happy End verwöhnte Leser kommen leider nicht auf ihre Kosten. Das war auch etwas, das außerordentlich konstruiert wirkte. Vermutlich eine Mischung aus zu viel modernem Zeitgeist vermischt mit der historischen Zeit, was immer viel zu gepresst wirkt. Und dem unbedingten Willen der Autorin, eine „arme Frau“ darzustellen, in jeder Hinsicht und um jeden Preis. Es ist einfach nicht geglückt. Am Ende wird es am deutlichsten, als die anvisierte Seitenzahl sich dem Ende näherte und der Autorin wohl selbst dämmerte, dass sie keine neuzeitliche Lösung für das „Dilemma“ mit Violet finden kann. Immerhin konnte sie ihr nicht einfach einen Mann an die Seite stellen – wobei das durchaus eine Option gewesen wäre, allerdings nicht für die Story, die sie erzählen wollte.
Der Mann, der Violet stetig verfolgt, hat sich mir als Figur bis zum Ende nicht erschlossen. Was ist sein Zweck gewesen? Am Ende wird er nie wieder erwähnt, als sei nun alles gut.
Der Anfang von „Violet“ ist sehr gut gelungen und würde mich dazu bringen, weitere Bücher der Autorin zu lesen. Ab mittig fällt es leider stetig ab und das Ende ist leider misslungen. Auch spielt das Sticken leider keine so große Rolle, wie anfangs gedacht.
Kann man lesen, muss man aber nicht.


Tracy Chevalier, 1962 geboren, wuchs in Washington D.C. auf. Sie studierte Englisch und arbeitete als Lektorin. Das Mädchen mit dem Perlenohrring ist ihr zweiter Roman, mit dem sie 1999 international bekannt wurde. Tracy Chevalier lebt mit ihrer Familie in London.


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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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