Wir leben in einer Welt, die immer
schneller und komplexer wird. Pausenlos werden Antworten über uns
ausgeschüttet, nach denen wir oft gar nicht gefragt haben. Die Kunst des
Fragens und Zuhörens scheint an Bedeutung zu verlieren – dabei sind es gerade
die Fragen, die Brücken zwischen Menschen schlagen. Fragen lassen eine
Offenheit und Vertrautheit zu, die eine Antwort nie erlauben würde. Was ist
dein dunkelstes Geheimnis? Was ist dein hellstes Geheimnis? Wann bist du zu dir
selbst ehrlich und wann nicht? Mit wem würdest du gerne eine Nacht verbringen,
dann aber goodbye sagen? Gisela Schmalz hat 2.000 inspirierende Fragen
gesammelt: über uns selbst, über unsere Beziehungen zu anderen und über uns in
der Welt. Wie geht es dir heute wirklich? Für weniger Smalltalk und mehr
aufrichtige Gespräche in unserem Leben!
Ein
grafisch wunderbar gestaltetes Büchlein mit rund zweitausend Fragen, die sich
in drei große Themenkomplexe unterteilen lassen: Du-Sein, Du und die Welt, Du
und die anderen. Zunächst jedoch gibt es einen fundierten Prolog, in dem die
Autorin über den Sinn des Fragenstellens sinniert und das auf eine durchaus
tiefgründige Art und Weise. Beinahe jeder Satz wird dabei vom Leser mit einem
Nicken begleitet und fast scheint es, als würde Schmalz die Probleme dieser
Tage in nur wenigen Seiten zusammenfassen.
Die
Fragen reichen von Trivialem hin zu jenen, die sich nicht in fünf Minuten
beantworten lassen. Wer gerade stillsteht im Leben oder sich selbst und/oder
andere hinterfragen möchte, sollte unbedingt einmal reinlesen. Die einzelnen
Fragen sind grafisch ansprechend gestaltet, nicht nur der Geist, sondern auch
das Auge bekommt einiges geboten.
Sicher
auf kleineren und größeren Feiern eine interessante Möglichkeit, sich den
anderen anzunähern – auch wenn man meint, diese bereits zu kennen.
Als J.K. Rowling 2008 gebeten wurde, die
Abschlussrede an der Harvard University zu halten, wählte sie dafür zwei
Themen, die ihr sehr am Herzen liegen: den Nutzen des Scheiterns und die Kraft
der Fantasie. Denn in ihren Augen ist der Mut zu scheitern genauso wichtig für
ein erfülltes Leben wie konventionellere Wege zum Erfolg. Das gilt auch für die
einzigartige menschliche Fähigkeit, sich mithilfe der Vorstellungskraft in
andere hineinzuversetzen, vor allem in jene, die es schwerer haben als wir.
Diese besondere Fähigkeit müssen wir uns unbedingt bewahren.
Die Rede
von Rowling ist sehr gelungen, das vorab, enttäuschend ist allerdings, dass ein
Minibüchlein, in dem nur wenig Text steckt, für nicht wenig Geld über den
Tresen wandert. Pro Seite sind nur wenige Zeilen zu finden, aufgepeppt mit
sehenswerten Illustrationen. Der Eindruck, der Name der Autorin werde bis
zuletzt als Geldschneiderei verwendet, drängt sich beinahe automatisch auf.
Rowling
hielt 2008 eine Rede vor dem Abschlussjahrgang der Harvard Universität. Sie hat
dabei zwei Themen als für sich selbst sehr wichtig ausgewählt, im Sinne von:
Wenn ich heute hier sitzen würde und mit meinem einundzwanzigjährigen Ich
sprechen könnte, was würde ich sagen? Ich bin völlig bei ihr. Wir werten ein
Scheitern viel zu hoch in unserer Gesellschaft, sehen oft in Dingen ein
solches, obwohl es nur ein kleiner Rückschritt ist. Wir versuchen es viel zu
oft nicht neu. Rowling macht an dieser Stelle Mut: nicht aufgeben. Aber auch
die Fantasie, die wir alle als Kind besessen haben, sollten wir nie ablegen.
Nicht nur jene, die gedanklich neue Welten erschafft. Auch die, die die Fähigkeit
bedingt, sich in andere hineinzuversetzen - eine bedeutsame Sache, um Mitgefühl
für andere und deren Leben und Leiden zu entwickeln.
Die Rede
ist kostenlos im www (auch mit deutschen Untertiteln) anzuschauen. Wer
allerdings als Fan eben diese auch gern im Regal stehen hätte, ist mit dem Büchlein
gut beraten. Es ist nett aufgemacht.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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