Titel: Ich, Eleanor Oliphant
Autorin: Gail Honeyman
Originaltitel: Eleanor Oliphant is Completely Fine
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3431039788
Euro: 20,00
Veröffentlichungsdatum: April 2017
Seiten: 528
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Inhalt
Eleanor
Oliphant führt kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag ein tristes, aber
auszuhaltenes Leben. Doch dann geschehen zwei Dinge: Sie lernt den neuen
ITler ihrer Firma, Raymond, kennen, und sie verliebt sich unsterblich
in den Musiker Johnny. Mit Ersterem rettet sie das Leben eines alten
Mannes, Sammy, der beide immer wieder zu sich einläd. Für Letzteren ist
Eleanor bereit, ihr Leben - das auf eine dramatische Kindheit und Jugend
zurückblickt - von Grund auf zu verändern. Allmählich betrachtet die
junge Frau ihre Umgebung mit anderen Augen, denn es wäre so schön, zum
ersten Mal im Leben einen Freund zu haben.
Gail
Honeyman hat mit Eleanor eine Figur geschaffen, die stark an Graeme
Simsions "Don Tillman" oder auch Sheldon Cooper aus "The Big Bang
Theory" erinnert, nur in weiblich und mit einer sehr ernsten
Hintergrundgeschichte. Mit dem Roman hat es die Autorin auf die Longlist
des "The Women's Prize for Fiction" geschafft.
Honeyman hat sich das
Thema Einsamkeit für ihr Werk gesucht, weil ein Gespräch mit Freunden
sie darauf brachte. Einige davon meinten, dass sie oft am Wochenende,
wenn sie weder auf der Arbeit wären, noch alltäglichen Geschäften
nachgingen, mit keinem Menschen sprechen würden. Meist verbinde man mit
"Einsamkeit" eher ältere Menschen, die sich zurückgezogen hätten, doch
das Thema betrifft auch immer mehr jüngere.
Eleanor nun geht es
ähnlich. Ihr Freitagnachmittagseinkauf sieht eine große Menge Alkohol
vor, damit sie die beiden Tage, an denen sie quasi nichts zu tun hat,
irgendwie überstehen kann. Ums Essen macht sie sich kaum Gedanken, es
gibt allereinfachste Mahlzeiten wie Pasta. Auf der Arbeit ist sie bei
den Kollegen wenig beliebt, verbringt ihre Pausen meist allein bei einem
Kreuzworträtsel und erledigt ihre Aufgaben sehr penibel.
Dann
geschehen zwei Dinge. Zum einen benötigt sie Hilfe beim PC auf der
Arbeit und lernt so Raymond kennen, der als ITler angestellt worden ist.
Und zum anderen verliebt sie sich in einen Musiker, für den sie wie ein
Teenager schwärmt. Zum ersten Mal fragt sie sich, was sie tun müsste,
um eben diesem Musiker näherzukommen. Dabei stösst sie auf diverse
Tipps, die ihr eine Veränderung ihres Äußeren anraten. Sie lässt sich
also ein Waxing a la Hollywood angedeihen, macht sich die Nägel und geht
zum Friseur.
Raymond ist da eher nebensächlich. Er raucht,
hat ein kleines Bäuchlein, trägt unmögliche Fan-T-Shirts und steht auf
ihrer Agenda, mit wem sie Zeit verbringen will, sicher nicht weit oben.
Im
Hintergrund wartet immer Eleonores Kindheit, eine Mutter, die stets
unfreundlich und gemein zu ihr war und für Kinder wenig übrig hatte.
Alles endete in einer Katastrophe, Eleonore kam in Pflegefamilien,
schaffte dennoch nicht nur den Schulabschluss, sondern hat sogar
studiert, wenn auch etwas wenig Populäres oder gar Hilfreiches. Ihren
Job macht sie schon viele Jahre, ohne Veränderung. Sprich: Sie hängt
fest und merkt es kaum.
Es ist das Neue in ihrem Leben, nicht zuletzt
auch Raymond und ihre eigenen Ambitionen, die zu einer Veränderung
führen. Es kommt zu einigen witzigen Situationen, in denen der
Sheldon/Eleanor-Mix in etwa Make-up kaufen geht. Ein wenig sind diese
Situationen an mir vorbei gegangen, da auch ich mich wenig mit Marken
auskenne. Ein Schmunzeln bleibt allerdings dennoch hängen.
Wenig
Anklang bei mir fand jedoch die Veränderung der Kollegen. Diese waren
wirklich gemein, sprachen auf äußerst despektierliche Weise über sie und
das in ihrem Beisein. Und obwohl sich nichts änderte, außer Eleanores
Äußeres - hier muss erwähnt werden, dass sie große Narben im Gesicht
trägt, die sie dann überschminkt - werden eben diese Kollegen plötzlich
nett. Hier ein oder zwei persönliche Begegnungen einzubauen, hätte
sicher nicht geschadet, da sonst ein schaler Nachgeschmack hängenbleibt.
Raymond
jedoch ist ein ehrlicher und natürlicher Kerl, der einfach so ist wie
er ist - und auch alle anderen so nimmt, wie sie sind. Das ist überhaupt
das Schönste an der Geschichte, dass sich zwei treffen, die sich
einfach so nehmen wie sie sind, ohne ein großes Gewese darum zu machen.
Zwar ist ihr Beisammensein zunächst nicht geplant und geht auf den
älteren Herrn zurück, den sie retten, doch es ergeben sich einige
sympathische Situationen, in denen sie sich und dem Leser ans Herz
wachsen. Übrigens ganz ohne Klischee oder Übertreibungen, dafür aber
auch mit Höhen und Tiefen. Eleanor begreift, dass sich etwas ändern muss
und bekommt die Hilfe, die ihr gefehlt hat. Es gibt ein Happy End, das
den Leser mit einem Seufzen zurücklässt.
So ganz kommt der Roman
allerdings nicht ohne kleinere Längen aus und einiges ist doch rasch
durchschaut, aber das kann gut überlesen werden. Beim nächsten Mal
gelingt es der Autorin sicher, alles genau auf den Punkt zu bringen.
"Ich,
Eleanor Oliphant" ist ein nachdenklich stimmender Roman, ein bisschen
lustig, ein bisschen traurig, mit dem Geschmack eines Debüts, aber
insgesamt sehr gern gelesen.
Gail Honeyman lebt und arbeitet in Glasgow. Sie bekam bereits mehrere
Preise für ihr Schreiben. "Ich, Eleanor Oliphant" ist ihr erster Roman.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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