Donnerstag, 21. Juni 2018

Ich, Eleanor Oliphant - Gail Honeyman

Titel: Ich, Eleanor Oliphant
Autorin: Gail Honeyman
Originaltitel: Eleanor Oliphant is Completely Fine
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3431039788
Euro: 20,00
Veröffentlichungsdatum: April 2017
Seiten: 528
Kein Serientitel
Come in: Tausch









Inhalt

Eleanor Oliphant führt kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag ein tristes, aber auszuhaltenes Leben. Doch dann geschehen zwei Dinge: Sie lernt den neuen ITler ihrer Firma, Raymond, kennen, und sie verliebt sich unsterblich in den Musiker Johnny. Mit Ersterem rettet sie das Leben eines alten Mannes, Sammy, der beide immer wieder zu sich einläd. Für Letzteren ist Eleanor bereit, ihr Leben - das auf eine dramatische Kindheit und Jugend zurückblickt - von Grund auf zu verändern. Allmählich betrachtet die junge Frau ihre Umgebung mit anderen Augen, denn es wäre so schön, zum ersten Mal im Leben einen Freund zu haben.


Meinung

Gail Honeyman hat mit Eleanor eine Figur geschaffen, die stark an Graeme Simsions "Don Tillman" oder auch Sheldon Cooper aus "The Big Bang Theory" erinnert, nur in weiblich und mit einer sehr ernsten Hintergrundgeschichte. Mit dem Roman hat es die Autorin auf die Longlist des "The Women's Prize for Fiction" geschafft.
Honeyman hat sich das Thema Einsamkeit für ihr Werk gesucht, weil ein Gespräch mit Freunden sie darauf brachte. Einige davon meinten, dass sie oft am Wochenende, wenn sie weder auf der Arbeit wären, noch alltäglichen Geschäften nachgingen, mit keinem Menschen sprechen würden. Meist verbinde man mit "Einsamkeit" eher ältere Menschen, die sich zurückgezogen hätten, doch das Thema betrifft auch immer mehr jüngere.
Eleanor nun geht es ähnlich. Ihr Freitagnachmittagseinkauf sieht eine große Menge Alkohol vor, damit sie die beiden Tage, an denen sie quasi nichts zu tun hat, irgendwie überstehen kann. Ums Essen macht sie sich kaum Gedanken, es gibt allereinfachste Mahlzeiten wie Pasta. Auf der Arbeit ist sie bei den Kollegen wenig beliebt, verbringt ihre Pausen meist allein bei einem Kreuzworträtsel und erledigt ihre Aufgaben sehr penibel.
Dann geschehen zwei Dinge. Zum einen benötigt sie Hilfe beim PC auf der Arbeit und lernt so Raymond kennen, der als ITler angestellt worden ist. Und zum anderen verliebt sie sich in einen Musiker, für den sie wie ein Teenager schwärmt. Zum ersten Mal fragt sie sich, was sie tun müsste, um eben diesem Musiker näherzukommen. Dabei stösst sie auf diverse Tipps, die ihr eine Veränderung ihres Äußeren anraten. Sie lässt sich also ein Waxing a la Hollywood angedeihen, macht sich die Nägel und geht zum Friseur.
Raymond ist da eher nebensächlich. Er raucht, hat ein kleines Bäuchlein, trägt unmögliche Fan-T-Shirts und steht auf ihrer Agenda, mit wem sie Zeit verbringen will, sicher nicht weit oben.
Im Hintergrund wartet immer Eleonores Kindheit, eine Mutter, die stets unfreundlich und gemein zu ihr war und für Kinder wenig übrig hatte. Alles endete in einer Katastrophe, Eleonore kam in Pflegefamilien, schaffte dennoch nicht nur den Schulabschluss, sondern hat sogar studiert, wenn auch etwas wenig Populäres oder gar Hilfreiches. Ihren Job macht sie schon viele Jahre, ohne Veränderung. Sprich: Sie hängt fest und merkt es kaum.
Es ist das Neue in ihrem Leben, nicht zuletzt auch Raymond und ihre eigenen Ambitionen, die zu einer Veränderung führen. Es kommt zu einigen witzigen Situationen, in denen der Sheldon/Eleanor-Mix in etwa Make-up kaufen geht. Ein wenig sind diese Situationen an mir vorbei gegangen, da auch ich mich wenig mit Marken auskenne. Ein Schmunzeln bleibt allerdings dennoch hängen.
Wenig Anklang bei mir fand jedoch die Veränderung der Kollegen. Diese waren wirklich gemein, sprachen auf äußerst despektierliche Weise über sie und das in ihrem Beisein. Und obwohl sich nichts änderte, außer Eleanores Äußeres - hier muss erwähnt werden, dass sie große Narben im Gesicht trägt, die sie dann überschminkt - werden eben diese Kollegen plötzlich nett. Hier ein oder zwei persönliche Begegnungen einzubauen, hätte sicher nicht geschadet, da sonst ein schaler Nachgeschmack hängenbleibt.
Raymond jedoch ist ein ehrlicher und natürlicher Kerl, der einfach so ist wie er ist - und auch alle anderen so nimmt, wie sie sind. Das ist überhaupt das Schönste an der Geschichte, dass sich zwei treffen, die sich einfach so nehmen wie sie sind, ohne ein großes Gewese darum zu machen. Zwar ist ihr Beisammensein zunächst nicht geplant und geht auf den älteren Herrn zurück, den sie retten, doch es ergeben sich einige sympathische Situationen, in denen sie sich und dem Leser ans Herz wachsen. Übrigens ganz ohne Klischee oder Übertreibungen, dafür aber auch mit Höhen und Tiefen. Eleanor begreift, dass sich etwas ändern muss und bekommt die Hilfe, die ihr gefehlt hat. Es gibt ein Happy End, das den Leser mit einem Seufzen zurücklässt.
So ganz kommt der Roman allerdings nicht ohne kleinere Längen aus und einiges ist doch rasch durchschaut, aber das kann gut überlesen werden. Beim nächsten Mal gelingt es der Autorin sicher, alles genau auf den Punkt zu bringen.
"Ich, Eleanor Oliphant" ist ein nachdenklich stimmender Roman, ein bisschen lustig, ein bisschen traurig, mit dem Geschmack eines Debüts, aber insgesamt sehr gern gelesen.


Gail Honeyman lebt und arbeitet in Glasgow. Sie bekam bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. "Ich, Eleanor Oliphant" ist ihr erster Roman.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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