Donnerstag, 6. Juli 2017

Verflucht - Erika Johansen

Titel: Verflucht
Autorin: Erika Johansen
Originaltitel: The Invasion of the Tearling
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453315877
Euro: 14,99
Veröffentlichungsdatum: Mai 2016
Seiten: 608
Serie: Die Königin der Schatten 02
Come in: Vom Verlag









Inhalt

Die neunzehnjährige Kelsea Glynn ist nun die Königin von Tearling und dennoch eine junge Frau, die manchmal ein wenig überfordert ist. Zudem hadert sie mit ihrem Äußeren. Schlimmer jedoch ist, dass die Rote Königin vom benachbarten Königreich ihr den Krieg erklärt hat und deren Armee auf die Grenzen des eigenen Landes zumarschiert. All die Menschen, die an der Grenze leben, zu evakuieren, erscheint Kelsea richtig, doch es sind zu viele, um sie in Neu-London unterzubringen und der Adel ist nicht begeistert von dem Menschenansturm.
Hunderte Jahre zuvor lebt die nur unwesentlich ältere Lilly, die unglücklich verheiratet ist und im dystopischen Amerika in unserer Zukunft lebt. Sie trifft auf eine Rebellengruppe, die von einer neuen, besseren Welt träumen und sich genau dorthin aufmachen.
Das Leben der beiden Frauen hängt enger zusammen, als sie es vermuten; es berührt sich im jeweils entscheidenden Moment. Und Kelsea trifft eine Entscheidung, die alles verändert.



Meinung

In den zweiten Band der Trilogie hineinzufinden, gelingt leicht, denn die Handlung setzt beinahe nahtlos an den Vorgänger an. Deswegen ist es auch absolut ratsam, die Bücher nur in Folge zu lesen. Der Autorin ist es gelungen, eine gut wegzulesende und spannende Geschichte zu schreiben, die gerade am Ende kaum aus der Hand zu legen ist. Leider jedoch sind viele wesentliche Dinge nach wie vor nicht recht durchdacht und ergeben bei genauerem Hinsehen keinen Sinn.
Erika Johansen ist die Mischung aus Fantasy und Dystopie durchaus geglückt, auch wenn es zunächst ungewöhnlich anmutet. Dennoch wirken die Ränder immer noch wahnsinnig verkrampft und gerade der "Geschlechterkrieg", für den dieses Buch geschrieben wurde, leider extrem aufgesetzt.
Mit Lilly beginnt quasi die große Reise in die neue Welt. Sie hat studiert und dann geheiratet, einen Mann, den sie schon lange nicht mehr liebt und dem sie um nichts in der Welt ein Kind schenken möchte. Es gibt sei einigen Jahren Gesetze, die Frauen und Homosexuelle zu Menschen niederer Klasse erheben. Dennoch studieren Frauen, Lilly trifft sogar ehemalige Kommilitoninnen auf der Straße. Ihr Mann Greg ist natürlich gewalttätig und schreckt auch vor Vergewaltigung nicht zurück. Die begüterten Menschen, bei denen die Frauen alle durch die Bank weg von den Ehemännern gequält werden, leben hinter einer großen Mauer, die sie vor den anderen Menschen schützen soll. Diese Besitzlosen leben quasi auf der Straße und quälen ebenfalls Frauen. Lilly nun hat einen Chauffeur, der sich ein wenig um sie kümmert und durch ihn gelangt sie an die Rebellengruppe und entschließt sich, durch diesen Lichtblick ihr Leben zu ändern (selbstverständlich glaubt sie, keine Wahl zu haben, als alles hinzunehmen). Der Anführer der Gruppe wählt sehr genau aus, wen er mitnimmt und wen nicht. Er glaubt an jene, die emotional und intellektuell etwas zu bieten haben, denn er möchte in der neuen Welt quasi noch einmal von vorn beginnen. Seltsam dabei jedoch, dass es in Tearling aber fast ganz genauso geworden ist. Es wird von alten Bildern berichtet, auf denen Frauen in einem einfachen Leben dargestellt werden, mit einem Bogen über der Schulter; es sind auch sehr starke weibliche Überfahrer auf den Schiffen, es gibt später sogar Königinnen. Aber Frauen werden als nicht gleichberechtigt dargestellt, sie werden unterdrückt und im Grunde läuft es stets auf häusliche Gewalt hinaus. Und es ist schlicht und ergreifend zu viel, als solle hier etwas gänzlich anderes kompensiert werden. Überhaupt zieht sich Gewalt durch den gesamten Roman, die leider nicht immer im Fluß der Handlung gelagert ist, sondern oftmals ohne tieferen Sinn und manchmal sogar recht unbedarf eingeflochten wird.
Kelsea nun, die abseits von anderen Menschen aufgewachsen ist, schert sich eine Menge um ihr Äußeres und mithilfe ihrer Magie verändert sie ihr Aussehen. Diese Magie, die es offenbar bereits vor der Überfahrt gegeben hat, bleibt bisher reichlich rätselhaft. Manche besitzen sie, die meisten nicht. Als Kelsea wütend wird, tötet sie nur mithilfe ihrer Gedanken, aber als die Armee vor den Toren der Stadt steht, kommt sie nicht einmal auf die Idee, diese auf die gleiche Weise auszuschalten oder andere mit gleichen Kräften dazu anzuhalten.
Es ist schade, dass diese ansonsten gut zu lesende Geschichte oft so sehr krampft und das meist nur, weil da jemand unbedingt einen Zeigefinger herausholen wollte. So funktioniert feministische Literatur nicht.
Am Ende bleiben ein paar Erzählstränge offen, was aber wenig verwundert, denn ein dritter Teil will mit Inhalt gefüllt werden. Eine Leseempfehlung auszusprechen fällt schwer; wer über all das hinweglesen kann, sollte unbedingt reinlesen, denn die Story weiß abseits davon durchaus zu bestechen. Die Umgebung wird sehr anschaulich geschildert, die Charaktere wirken in sich gefestigt und machen glaubhafte Wandlungen durch. Es fließt und bindet den Leser an sich, was es doppelt schade macht, dass das Was-wäre-wenn-Spiel nicht bis zuletzt durchdacht worden ist. Vielleicht kann der dritte Band noch etwas retten, zu wünschen wäre es der "Königin der Schatten" allemal.

Nach der Veröffentlichung des ersten Bandes wurden die Filmrechte daran schnell aufgekauft und niemand anderer als Emma Watson - ein großer Fan von Buch und Autorin - war für die Rolle der Kelsea vorgesehen (die absolut falsche Wahl). Im Dezember 2016 gab es aber laut dieser Quelle leider noch kein genaues Datum für die Verfilmung. Vor 2019 wäre es aber vermutlich ohnehin nicht der Fall.


Die Königin der Schatten:
0.5. The Boy
1. The Queen of the Tearling (Die Königin der Schatten)
2. The Invasion of the Tearling (Verflucht)
3. The Fate of the Tearling (Verbannt)


Erika Johansen wuchs in der San Francisco Bay Area auf, wo sie heute noch lebt. Sie besuchte das Swarthmore College und wurde Anwältin. Zusätzlich absolvierte sie den renommierten Iowa Writer's Workshop. Eine Rede Barack Obamas über die Freiheit inspirierte sie zu ihrem Debütroman Die Königin der Schatten.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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