Dienstag, 20. Juni 2017

Smoke - Dan Vyleta

Titel: Smoke
Autorin: Dan Vyleta
Originaltitel: Smoke
Verlag: carl's books
ISBN: 978-3570585689
Euro: 16,99
Veröffentlichungsdatum: März 2017
Seiten: 624
Kein Serientitel
Come in: Vom Verlag










Inhalt

London im 18. Jahrhundert. Der Rauch scheidet die Menschen und teilt sie in Klassen. Wer sündige Gedanken hegt, lügt oder kleinste Verfehlungen begeht, sondert über die Haut feinen Rauch aus, der sich nicht aus der Kleidung waschen lässt und so stetig ein Mal hinterlässt. Rauch ist profan, er ist ein Stigmata für Einfachheit und Armut, weshalb er besonders in feinen Kreisen verpönt ist. Thomas und Charlie sind Schüler eines Elite-Internats, wo ihnen neben der Wissenschaft ebenfalls mit allen Mitteln beigebracht wird, nicht zu rauchen. Während einer Feiertagsreise stoßen die beiden auf Ungereimtheiten; Menschen, die rauchen müssten, tun es nicht und andere, die es nicht dürften, sind fast schwarz vor Ruß. Die Erforschung des Rauches - eigentlich verboten - zieht besonders Thomas, als Sohn eines verurteilten Mörders, in den Bann. Aber die jungen Männer begeben sich auf gefährliche Pfade und werden schon bald gejagt. Denn die Wahrheit ist gefährlich - besonders in Zeiten des sozialen und politischen Umbruchs.


Meinung

Dan Vyleta hat einen von diesen besonderen Page Turnern geschrieben, die zwar auch manchmal ihre Längen haben, insgesamt aber so stark überzeugen können, dass es am Ende schlicht keine Rolle mehr spielt. Er hat allerdings auch keinen sehr einfachen Roman geschrieben, hier wird der Leser mannigfaltig gefordert und sollte sich das vor dem Lesen auch klarmachen.
Natürlich geht es nicht um Rauch, auch wenn dieser von der ersten Seite an die Geschichte durchdringt. Der Rauch ist nur Mittel zum Zweck für diese Erzählung und nichtsdestotrotz ihr Mittelpunkt. Es geht hier nicht um Zeigefinger, um etwas, das "hinter einer Maske" liegt oder Dergleichen. Hier geht es tief und doch wieder nicht - es schadet nicht, eine gewisse Reife für das Buch mitzubringen.
Es ist nicht leicht zu beschreiben, was genau geschieht, denn hinter allem steckt mehr, als es zunächst den Anschein hat. Dabei ist das keine bloße "Reise ins Selbst" der Figuren, die ihre Geschichte gern einmal in der Ich-Form erzählen. Am Ende haben nicht alle gefunden, was sie gesucht haben, sind aber defintiv nicht mehr die gleichen. Thomas und Charlie gehören zwar beide der Oberschicht an, starten ihr eigenes leben jedoch bereits sehr unterschiedlich, was nicht zuletzt an ihrer Familiengeschichte liegt. Besonders Thomas, generell ein leidenschaftlicher Charakter, hadert mit der seinen, denn immer steht die Tat seines Vaters neben ihm und er weiß nicht, ob es seine eigenen Sünden sind, die ihn rußen lassen. Charlie dagegen ist von Natur aus eher ruhig und bedacht, eine gelungene Kombination der beiden Figuren, die zurecht gute Freunde werden. Jene, die besonders engelsgleich leben und daher nicht rauchen, kommen nicht umhin sich zu fragen, was genau ihr Leben zu einem solchen macht. Andere denken weiter, vielleicht ist der Rauch gar nichts Schlechtes und wird nur künstlich dazu stilisiert - aber wenn es etwas ist, das eben alle tun, ob sie wollen oder nicht, was unterscheidet uns dann noch?
In "Smoke" geht es also auch sehr philosophisch zu und es verstecken sich mannigfaltig Metaphern zwischen den einzelnen Sätzen. Wer nicht gelernt hat, zwischen den Zeilen zu lesen, ist hoffnungslos verloren bei einem solchen Werk. Obwohl sich unbestreitbar auch ein paar Längen im Lesefluss ergeben, arbeitet der Autor strikt auf das Ziel, die große Auflösung am Ende hin. Im letzten Drittel zieht er dabei so stark an, dass es fast unmöglich ist, das Buch zur Seite zu legen.
Neben den beiden Jungen gibt es natürlich auch eine weibliche Hauptrolle, die gleichaltrige Livia und einen Bösewicht, ihren Mitschüler Julius. Zusammen ergeben alle ein rundes Bild, welches sich erst nach zahlreichen Seiten zusammenfügt. Dabei reagieren sie aber meist mehr, als dass sie agieren, was jedoch vermutlich vom Autor gewollt wurde. "Smoke" soll nicht das Herz zum flattern bringen, sondern den Geist - und das hat Dan Vyleta allemal geschafft.


Dan Vyleta wurde 1974 als Sohn tschechischer Einwanderer in Gelsenkirchen geboren. Nach dem Abitur studierte er in England und Wien Geschichte und promovierte am King’s College in Cambridge. Für seine Romane hat er bereits mehrere Literaturpreise erhalten. Smoke begeisterte in den USA und in Großbritannien Kritiker und Leser gleichermaßen und erscheint demnächst in 15 Ländern. Nach vielen Jahren in Kanada lebt Dan Vyleta zur Zeit wieder in England.

4 Kommentare:

  1. Wow, hört sich wirklich gut an. Ich war verunsichert, weil manche es doch eher negativ aufnahmen, aber jetzt will ich es erst recht lesen. Dank für die tollen Worte, die mir dieses Buch wieder schmackhafter gemacht haben.
    Viele Grüße
    Valja

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    1. Schön, dass Du mal wieder reinschaust :) Meine Mutter ist mit dem Buch leider auch nicht klargekommen und hat es abgebrochen. Es ist sicher auch nicht etwas für jeden, man muss sich darauf einlassen und sich langsam hineinführen lassen. Mir hat es gefallen. Schau am besten in die Leseprobe. Bin gespannt, was Du sagen wirst!

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  2. Huhu :)

    Nach langem Hin & Her ist das Buch tatsächlich bei mir eingezogen 😉 Ich habe schon positive als auch negative Rezensionen zur Geschichte gelesen und möchte mich jetzt einfach selbst überraschen lassen. Deine Rezension hört sich auf jeden Fall schon mal super an und macht richtig Lust, das Buch direkt zu lesen 😊

    Liebe Grüße,
    Lisa von Prettytigers Bücherregal
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    1. Hallo Lisa,

      schön, dass Du mal reinschaust. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen und sag ruhig Bescheid, wie es Dir gefallen hat! :)

      LG
      Daniela

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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