Titel: Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
Autorin: Becky Chambers
Originaltitel: The Long Way to a Small, Angry Planet
Verlag: Fischer Tor
ISBN: 978-3596035687
Euro: 9,99
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2016
Seiten: 544
Serie: Wayfarer 01
Come in: Kauf
Inhalt
Die
Erde ist aufgegeben worden und die Menschheit hat sich gespalten, ist
aber dennoch in der Galaktischen Union, mit ihren zahlreichen Rassen
aufgenommen worden. Um ihrer Vergangenheit zu entkommen, heuert Rosemary
Harper auf dem Tunnelerschiff "Wayfarer" an. In der buntgemischten Crew
fühlt sie sich schnell heimisch. Als dem Schiff ein sehr einträglicher
Job angeboten wird, nimmt die Mannschaft unter Captain Ashby an. Sie
werden einen Tunnel, der zwei Galaxien verbinden soll, anlegen, der
jedoch in einem sehr kriegerischen Gebiet liegt. Ein Auftrag, der der
"Wayfarer" einiges abverlangen wird.
Die
Grundhandlung des Romans ist eher ein wenig unspektakulär, wer auf
dieser Ebene viel erwartet, wird enttäuscht sein. Chambers hat eine
Story angelegt, in der sie mannigfaltig auf die unterschiedlichsten
Wesen und Charaktere eingehen kann, die, so bunt gewürfelt wie sie sind,
dennoch zu einer kleinen eingeschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen.
Danach
sieht es zunächst aber nicht aus, denn der Algaist der Crew (Algen
treiben das Schiff an), Corbin, kann sich nur wenig mit dem Gedanken
anfreunden, dass es zukünftig noch mehr Leute auf der "Wayfarer" geben
wird. Captain Ashby besteht jedoch darauf. Der menschliche Mann hält
sein Schiff immer zusammen, hütet aber auch seine Geheimnisse, nicht
zuletzt eine Affäre mit einer Frau einer nur wenig ähnlichen Spezies.
Seine Pilotin Sissix entstammt einer reptilienartigen Rasse namens
Aandrisk, der Koch/Arzt Grum gehört zu einer Art, die ihr Geschlecht
wechseln kann und vermutlich bald ausgestorben sein wird, weil sie sich
selbst vernichtet haben. Navigator Ohan besteht eigentlich aus zwei
Wesen, dem Sianatpaar, das nicht mehr lange zu leben hat. Die beiden
Techniker Kizzy, eine junge Frau und Jenks, ein kleinwüchsiger Mann
betreuen das Schiff und die Künstliche Intelligenz Lovelace, genannt
Lovey. Jenks und diese sind ineinander verliebt.
Man sieht, es ist
wirklich mehr als bunt und Chambers versteht es hervorragend, jeder
Figur eine Individualität zu verleihen, die diese einzigartig macht. So
beginnt der Roman tatsächlich wahnsinnig einnehmend und interessant,
bindet an jede Zeile. Rosemary bleibt dabei aber nicht die zentrale
Figur, sie ist der Neuankömmling, dem der Leser zunächst über die
Schulter schauen darf. Doch auch die anderen Charaktere erhalten ihre
Momente. Dabei gibt es dann jedoch keine Nebensächlichkeiten, die
Autorin lenkt das Augenmerk dann auf die brillant ausgearbeiteten
Lebensläufe und Völker. Was zunächst ein klein wenig albern und kitschig
klang, war die Liebe zwischen Techniker und K.I. Das ist jedoch so
glaubhaft und liebevoll gelungen, dass es nichts auszusetzen gibt. Kizzy
wuchs bei zwei Vätern auf, was ebenfalls natürlich dargestellt wird.
Auf
der langen Reise wird nur wenige Male haltgemacht und das Leben
außerhalb des Schiffs näher beleuchtet. Die Darstellung von Sissix
Planeten und der Lebensweise ihrer weitläufigen Familie stellt dabei ein
großes Highlight dar.
"Der lange Weg zu einem kleinen zornigen
Planeten" ist auf jeden Fall einer der Romane, der mehr Gewicht auf die
Figuren und ihre Beziehungen legt und es allein durch diese vermag eine
ausgefüllte Geschichte zu erzählen. Zwar gibt es kleinere Scharmützel,
Actionfreunde kommen aber defintiv nicht auf ihre Kosten.
Am Ende
geht es dann ein wenig verwirrend zu; wenn der im Titel erwähnte
"zornige Planet" erreicht ist, ist es doch manchmal schwer, den
Geschehnissen dort zu folgen. Auch das eigentliche Ende um die Crew ist
reichlich unbefriedigend. Jedoch scheint es, als wäre genau daraus dann
die Fortsetzung, die im Original bereits erschienen ist, gestrickt
worden. Keine Sorge, dieser Roman ist alles in allem in sich
abgeschlossen und der Leser verlässt die Figuren nicht gern. Ein paar
Längen sind dem Roman jedoch nicht abzusprechen. Das kann allerdings gut
vernächlässigt werden, denn Becky Chambers hat ihren Lesern viel zu
bieten.
Vielleicht nicht unbedingt für Hardcorefans der SF zu
empfehlen und vermutlich auch eher für eine weibliche Zielgruppe. Wer
das aushält, zugreifen.
Wayfarers:
1. The Long Way to a Small, Angry Planet
2. A Closed and Common Orbit
3. Untitled (noch 2017)
Becky
Chambers ist als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und
Raumfahrttechnikers in Kalifornien aufgewachsen. Die Zeit zum Schreiben
ihres ersten Romans hat sie sich durch eine Kickstarter-Kampagne
finanziert. Sie arbeitete unter anderem in der Verwaltung eines Theaters
und zwischen 2010 und 2014 als freie Redakteurin für Magazine, und sie
lebte in Schottland und Island. Aktuell jedoch in ihrer Heimat
Kalifornien.
Hey =)
AntwortenLöschenIch finde den Titel des Buches einfach toll. Allein deshalb schon ist es mir aufgefallen =). Deine Rezension gefällt mir richtig gut. Sie holt mich ein bisschen auf den Boden der Tatsachen und macht mich trotzdem neugierig auf das Buch.
LG
Anj
Ich habe das Buch im Original verfolgt und war sehr erfreut zu sehen, dass man es übersetzt hat. Der Titel verrät eigentlich schon die gesamte Geschichte :) Ich hoffe sehr, dass es auch der Folgeband in die Übersetzung schafft, aber leider ist der deutsche Verlag nicht so antwortfreudig, so dass ich dazu leider nichts sagen kann und/oder weiß.
LöschenSolltest Du dieses hier lesen, sag bescheid, ich freue mich über Meinungen. :)
Dieser Roman wurde mir sehr nachdrücklich von einer Freundin ans Herz gelegt. Ich bin mir noch nicht so sicher, ob er was für mich wäre, aber deine Rezension klingt auf jeden Fall auch gut (und als weibliche Nicht-Hardcore-SF-Leserin wäre ich wohl auch die Zielgruppe *g*).
AntwortenLöschenIch würde sagen, Du hörst auf Deine Freundin ;-) Auch wenn Dein Buchstapeljetzt ziemlich groß ist, oder?
LöschenJaaa, das ist er ...
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