Autorin: Janine Cross
Originaltitel: Touched by Venom
Verlag: Heyne
ISBN: 3453524292
Euro: 7,99 (E-Book)
Veröffentlichungsdatum: April 2008
Seiten: 512
Serie: Die Drachentempel-Saga 01
Come in: Kauf
ISBN: 3453524292
Euro: 7,99 (E-Book)
Veröffentlichungsdatum: April 2008
Seiten: 512
Serie: Die Drachentempel-Saga 01
Come in: Kauf
Inhalt
Die
junge Zarq wächst als Kind von Leibeigenen im Töpferclan in einer
streng patriarchalischen Gesellschaft in Malacar auf. Drachen werden wie
Götter verehrt, dabei jedoch nur die zeugungsfähigen männlichen
Geschöpfe dieser Gattung, weibliche dienen als Futterquelle.
Zarqs
bis dahin weitgehend glückliche Kindheit findet in ihrem neunten Jahr
beim jährlichen Volksfest Mombe Taos, bei dem die Drachenjünger gewählt
werden, ein Ende. In Folge der Ereignisse wird ihre schöne ältere
Schwester Waivia an einem anderen Clan als Sexsklavin verkauft und der
Vater getötet. Die Mutter, davon fast in den Wahnsinn getrieben, schafft
zwar Zarq in zweifelhafte Sicherheit, stirbt dann jedoch selbst, um sie
fortan als Geist heimzusuchen, der Zarq zwingen will, nach der
Schwester zu suchen.
Als Zarq alt genug ist, fasst sie einen folgenschweren Plan, der die Welt wie sie ist, in ihrem Grundfesten erschüttern könnte.
Als Zarq alt genug ist, fasst sie einen folgenschweren Plan, der die Welt wie sie ist, in ihrem Grundfesten erschüttern könnte.
Meinung
Janine
Cross' Debüt lag lange Jahre unberührt in meinem Regal, bis ich es
durch bloßen Zufall wieder in den Händen hielt. In der Annahme, dass ich
es furchtbar und wohl auch eklig finden würde, wollte ich es nur
anlesen und dann weggeben - aber dann konnte ich nicht aufhören und war
mehr als fasziniert von dieser grandiosen Geschichte. Eine
englischsprachige Rezension drückt aus, was ich denke und sagt es
besser, als ich es je könnte, darum bitte diesen Link nicht außer acht
lassen.
Die Autorin hat etwas getan, das nur sehr selten in der Fantasyliteratur vorkommt und schon allein deswegen hat sie viele der Reaktionen auf ihr Buch nicht verdient. Sie hat Genretypisches genommen, verrührt und dann schlicht weggeworfen; schließlich etwas eigenes, ja vielleicht sogar neues kreiert. Das alles nicht nur mit einer weiblichen Protagonistin, sondern auch in einer sehr weiblichen Geschichte. Die nicht jedermans Sache sein wird, das gebe ich zu.
Zarq wird von ihrem neunten bis siebzehnten Lebensjahr begleitet, ohne dass dies eine Jugendgeschichte ist. Sie wächst in einer streng männlich geprägten Gesellschaft auf, kann aber dennoch auf eine recht glückliche Kindheit zurückblicken. Ihre Mutter stammt aus einem fremden, verachteten Clan und konnte nie vollkommene Anerkennung erlangen. Die Frauen leben im Frauenhaus und es ist erstaunlich, mit wie viel Feinsinn Cross die sozialen Strukturen aufgefangen und wiedergegeben hat. Eine solche oder zumindest recht ähnliche Lebensweise existiert auf unserer Erde übrigens tatsächlich, weswegen ich stets an den südamerikanischen Regenwald erinnert war.
Drachen sind ein Teil von Zarqs Leben, die nichtfortpflanzungsfähigen Weibchen dienen als Futterquelle. Sie müssen gefüttert und gemolken werden, ihre Eier sind Nahrung. Als würden sie für Kühe oder Ziegen sorgen, gehen Zarq, ihre ältere Schwester und die anderen Frauen mit diesem Tieren um.
Diese schwülwarme Dschungelwelt, die vom Tempel regiert wird und wenig Schönes zu bieten hat, den Drachen verehrt und von Gewalt geprägt ist, ist bis ins Detail durchdacht. Schon nach wenigen Seiten entfaltet sich immer mehr davon.
Dabei jedoch ist Cross in ihrem Werk äußerst realistisch vorgegangen und übt keine Scheu davor, Dinge beim Namen zu nennen. Schon zu Beginn, wenn das Volksfest, bei dem die zukünftigen Drachenjünger für den Tempel ausgewählt werden, stattfindet wird dies deutlich. Von der Aufregung und dem Drachengift haben die meisten Novizen, die unbekleidet den Weg über die Straße nehmen, eine Erektion bekommen, die "Drachenschwanz" genannt wird. Wer mit derartigen Begriffen oder schonungsloser Offenheit nicht klar kommt, sollte mit dem Lesen nicht erst anfangen.
Aber nur, weil offen darüber geredet wird, handelt es sich nicht - und auch das sollte sich ein potentieller Leser klar machen - um ein erotisches Buch. Es gibt zwar auch Geschlechtsverkehr, doch wird dieser nur erwähnt, aber nie detailisiert. Alles, was in irgendeiner Form in diese Richtung gedeutet werden könnte (und das ist nicht viel), ist Teil der Geschichte und trägt zum roten Faden bei.
Als "Auf dunklen Schwingen" (auch im Original) erschien, waren bestimmte Dinge noch nicht so üblich wie heute. Heute scheint es in Romanen und Fernsehserien der Phantastik beinahe normal, dass Gewalt und Sex enthalten sind. Dabei ist es aber stets der Umgang eben damit, die nicht immer Wohlgefallen - bei mir ohnehin nicht - finden. Bei Cross geschieht nichts ohne Zweck, auch mal im Hinblick auf die Zukunft in der Geschichte. Aber es ist eine weibliche Autorin, die eine so weibliche Geschichte geschrieben hat und ich kann gut verstehen, dass es hier (leider) immer noch Grenzen für viele Leser gibt.
Dabei ist es nicht so, dass alle Männer des Romans schlecht und gewalttätig sind. Zarqs eigener Vater in etwa sorgt sich um sie. Außerdem herrscht auch viel Gewalt unter den Männern selbst, die genau wie Frauen unter dem Herrschaftssystem des Tempels leiden müssen. Später wird Zarq Frauen kennenlernen, die sich nicht besonders aufrichtig gegenüber Männern verhalten haben.
Zarq ist kein Mädchen nach unseren Begriffen. Ihr Haar ist kurz geschoren bis zum Schädel, sie muss stets hart arbeiten, bekommt später nur wenig zu essen. Nach langer Wanderung ist sie verdreckt, sie muss Hungersnot und schwere Krankheit durchstehen, bekommt Schwielen und Narben.
Auch für einen, wie auch immer geprägten Ehrbegriff, der in vielen Fantasyromanen oftmals überstrapaziert wird, ist kein Platz. In Zarqs Leben geht es oftmals ums bloße Überleben. Ihr Charakter bekommt immer neue Situationen, an denen er wachsen kann. Dabei geht die Veränderung glaubhaft vonstatten. Ob sie dabei immer sympathisch ist, liegt im Auge des Betrachters, auf jeden Fall kann man eine gewisse Achtung vor ihr nicht abstreiten.
Viel diskutiert ist das, was gegen Ende des ersten Teils von dreien geschieht. Frauen ist es verboten, Gift von Drachen zu konsumieren. Zarq gerät in eine Frauengemeinschaft, die ausgemusterte Drachenbullen bis zu deren natürlichem Ende pflegen soll und gerät dort natürlich auch mit Gift in Berührung. Sie wird abhängig, doch gelingt es ihr später, dagegen anzugehen. Eine Gruppe von Frauen - und das ist ein großer Spoiler, also bitte mit dem lesen aufhören - nähert sich den Bullen - wobei ich nicht sicher bin, ob es überhaupt eine Rolle spielt, dass die Drachen männlich sind - auf eine ganz eigene Art und Weise. Die Drachenzunge wird stimuliert und schließlich dazu bewegt, in das weibliche Geschlecht der ausgewählten Frau einzudringen. Das Gift daran wirkt sofort und da Drachen bei der Fortpflanzung das Gedächtnis und die Erinnerungen ihrer Spezies übertragen, wabert dieses immer im Hintergrund währenddessen mit. Das wird sicher in den Folgebüchern eine wesentliche Rolle bei der Entschlüsselung der Welt, in der Zarq lebt, sein.
Einen wirklichen Geschlechtsakt mit dem Drachen vermag ich bei dem jedoch nicht zu sehen. Es ist zwar zugegebenermaßen ungewöhnlich, aber deswegen nicht abstoßend. Wenngleich ich hier nicht umhin komme, anzumerken, dass ich doch froh bin, den Roman erst jetzt und nicht schon kurz nach seinem Erscheinen (als ich ihn angeschafft habe) gelesen zu haben. In bestimmten Altersstufen sieht man viele Dinge anders und damals hätte mir sicher jede Toleranz für diese Aktion der Frauen gefehlt. Heute habe ich zumindest Verständnis dafür, es schmiegt sich in die Geschichte ein und passt zur Welt in Malakar.
(Ich hätte übrigens auch nicht mit dem Lesen aufgehört.)
Ein wirkliches Bild des Romans zu vermitteln ist schwer. Unbeeindruckt zeigen sollte sich jeder sowohl vom Cover - solche Frauen gibt es dort nicht - und der Empfehlung unter dem Klappentext. Anne Bishops Werke und dieses hier sind einfach nicht miteinander zu vergleichen. Cross hatte nie vor, ein erotisches Werk zu schreiben, ihre Welt ist sicher sehr beklemmend, aber nicht düster. Es ist spannend, sehr eindringlich in der Ich-Form verfasst, sprachlich ausgereift, direkt und ein absoluter Page Turner. Abseits des Üblichen, realistisch bis zum Schluß, erwachsen, durchdacht, weiblich ohne sich direkt an weibliche Leser zu richten. Leider unterschätzt. Absolut empfehlenswert! Mein bisheriges Highlight im Jahr 2013.
Die Drachentempel-Saga:
1. Touched by Venom (Auf dunklen Schwingen)
2. Shadowed by Wings (Im Bann des Feuers)
3. Forged by Fire (Das Gift der Drachen)
Fremde
Welten begeistern Janine Cross seit ihrer Kindheit. Und so zog es sie
schon früh in die Welt hinaus: Mit 18 Jahren wanderte sie im Mittleren
Osten, molk Kühe in Israel, segelte den Nil hinab und radelte durch
Asien und Australien, um erst nach mehreren Jahren in ihre kanadische
Heimat zurückzukehren. "Auf dunklen Schwingen", der Auftakt der
Drachentempel-Saga, wurde vom "Library Journal" zu einem der besten
neuen Fantasy-Romane gekürt. Die Autorin lebt mit ihren beiden Kindern
in North Vancouver.
Ich habe mir nach deiner Begeisterung jetzt mal alle drei Teile gekauft und bin schon wahnsinnig gespannt, wie sie mir gefallen werden!
AntwortenLöschenUi, alle drei gleich ;-) Ich hoffe, Du magst sie; dass sie durchaus etwas spezieller sind, ist hoffentlich rausgekommen. Nichtsdestotrotz verweise ich auf obigen letzten Satz ;-)
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