Titel: Faulfleisch
Autor: Vincent Voss
Seiten: 352
Preis: 13,90 Euro
ISBN: 978-3-940036-17-9
Erscheint am: 29.11.2012
Bei Bestellung direkt beim Verlag VOR dem 29.11.2012 gilt der ermäßigte Subskriptionspreis von 12,90 Euro.
Er
dehnte sich ein letztes Mal, drehte sich um und ihm stockte der Atem.
An einem Fenster des Wohngebäudes hatte er eine Hand gesehen. Sie hatte
sich an die Scheibe gepresst und war hinter der Gardine verschwunden. An
der Hand hatte Blut geklebt.
»Faulfleisch« von Vincent Voss
»Faulfleisch« von Vincent Voss
Am
Anfang eines jeden Covers steht die Idee. Bei Faulfleisch waren es
diese wenigen Sätze, die sich in meinem Kopf zu einem Cover formten.
Eine
Hauswand sollte es sein. Eine Hauswand mit einem Fenster, an welches
sich eine blutige Hand presste und rote Spuren hinterließ. Das war die
Idee.
Beim weiteren Lesen stellte ich fest, dass das Gebäude
rotgeklinkert war. Außerdem handelte es sich um ein Fenster des
Wohnbereiches.
Mist.
Einen ganzen Umschlag nur mit roten
Klinkersteinen? Ich stellte mir solch ein Cover nicht sonderlich
reizvoll vor. Die Vielzahl der Fugen würde den Betrachter ablenken und
der Klappentext auf der Rückseite würde auf solch einem Untergrund nur
schwer zu lesen sein. Außerdem, mir fehlte der Kontrast, denn eine
blutbeschmierte Hand (rot) in einem Fenster einer geklinkerten Wand
(rot) hebt sich nicht besonders ab. Besser wäre eine verputzte Wand von
einer neutralen Farbe. Und das Fenster durfte nicht zu weit oben stehen,
sonst würde es mit dem Autorennamen und dem Titel kollidieren. Also
doch besser ein Kellerfenster?
Faulfleisch ist ein Horrorroman
über Zombies; Wesen, deren Körper eine Wandlung vollzogen haben und sich
veränderten. Aber diese Veränderung ist nicht für jeden sofort
ersichtlich.
Auch das sollte das Cover widerspiegeln. Die
Wandfarbe sollte freundlich sein, warm - zumindest sollte es so
scheinen. Aber die Fassade sollte bereits angegraut, der Putz mit
kleinen Haarrissen durchsetzt sein. Ein ganzes Stück Putz komplett
abgebröckelt, darunter Ziegelsteine. Verfall, den man erst beim
genaueren Hinschauen bemerkt. Ähnlich dem Verfall der Zombies im Roman.
Stück für Stück formte sich die Idee.
Nachdem das Konzept steht,
schicke ich meine Gedankengänge an die Autoren oder Herausgeber und
frage sie nach ihrer Meinung. Allerdings liegt die endgültige
Entscheidung bei mir. Hier in diesem Fall war Vincent sofort mit der
Idee einverstanden.
Spätestens jetzt ist es Zeit, sich darüber
Gedanken zu machen, wer das Cover erstellen soll. Ich habe mittlerweile
zwei Stamm-Coverzeichner für die Romane, während ich bei den Anthologien
durchaus auch mal wechsle.
Der Vorteil von Stammzeichnern liegt
ganz klar auf der Hand. Ich muss nicht jedes Mal meine grundlegenden
Wünsche und Anforderungen (Höhe und Breite, DPI, Dateiformate,
Platzierung von Preis, Logo und Barcode, Größe von Logo und Barcode)
erläutern, sondern kann mich auf das Projektspezifische beschränken.
Außerdem kenne ich die Arbeitsweise meiner Stammzeichner und kann
deswegen auch die Zeit abschätzen. Und zu guter Letzt kenne ich die
Honorarwünsche meiner Stammzeichner und habe damit Sicherheit bei der
Kalkulation des Buches.
Im Falle von »Faulfleisch« hatte ich mich
recht schnell für Chris Schlicht entschieden. Sie hat bereits mehrere
Cover für uns designt und dabei bereits Vielseitigkeit und
Zuverlässigkeit, aber auch eigene Kreativität bewiesen. Unter anderem
war sie zuständig für das Erscheinungsbild der Reihe »Auf den Spuren
H.P. Lovecrafts« und hat neben dem Cover des humorigen Fantasy-Romans
»Aufstieg einer Heldin« auch das Titelbild für die Paranormal Romance
»Blutiger Kuss« und den Horror-Roman »Im Zentrum der Spirale« entworfen.
Nach einer kurzen E-Mail war klar, dass Chris das Cover für mich entwerfen wird. Mit wenigen Worten schilderte ich meine Idee.
Nach
nur drei Tagen kam die erste Vorzeichnung (Bild 1). Jetzt zeigte es
sich, dass es von Vorteil war, mit Stammzeichnern zu arbeiten. Chrissi
plante bereits jetzt die Logos und den Barcode an den Stellen ein, an
denen sie bei meinen Büchern normalerweise angebracht sind – ohne dass
ich sie darauf hinweisen musste. Außerdem markierte sie den
problematischsten Punkt beim Cover (zumindest bei meinen Covern) mit
einem Fragezeichen. Ich errechne die Rückenbreite grundsätzlich erst,
nachdem das Buch gesetzt ist. Das ist ca. einen Monat bevor das Buch
gedruckt wird. Da sich durch einen größeren oder kleineren Rücken
eventuell noch einiges auf der Rückseite verschieben kann, muss man
schon von Anfang an den Umschlag so konzipieren, dass ein Verkleinern
oder Vergrößern des Umschlages problemlos möglich ist. Auch das
erfordert sicher einige Erfahrung.
Bild 1: Scribble |
Normalerweise erstellt der
Coverzeichner dann erst mal den Umschlag als leere Arbeitsfläche (Bild
2) und bringt Hilfslinien ein (zumindest arbeitet Chrissi mit
Hilfslinien). Diese Linien helfen, sich an die Grenzen für den
druckbaren Bereich, die Schneidezugabe oder (am Buchrücken) den Falz zu
halten.
Bild 2: Coverlayout |
Danach geht es auch schon an die Details, die dann eine
nach der anderen in verschiedenen Ebenen ins Cover eingebracht werden.
Die Hand (Bild 3) ist ein echter Handabdruck – Sojasoße auf Papier.
Bild 3: Hand |
Bild 4 ist die Vorarbeit für die Kellerfensterkonstruktion, die dann nochmal vorgezeichnet wird (Bild 5).
Bild 4: KellerfensterKonstrukt |
Bild 5: Kellerfenster-Vorzeichnung |
Mit
Bild 6 beginnt dann bereits die Feinarbeit. Der Fensterbogen ist
Ziegelstein für Ziegelstein fotografiert, kopiert und dann in den Bogen
„hineingebaut“. Der Fensterrahmen ist gemalt, die Fensterscheiben sind
ebenfalls fotografiert und dann hineinkopiert.
Bild 6: Kellerfenster entsteht |
Details sind
wichtig, deswegen ist Chrissi für die Malthonica ferruginea extra zum
Fotografieren in die Garage gegangen (Bild 7).
Bild 7: Detailverliebtheit |
Nachdem auch noch
der passende Putz fotografiert wurde, wird das Cover zum ersten Male
zusammenmontiert (Bild 8). Die Kanten sind noch hart und auf der
Rückseite ist auch noch nicht alles fertig, aber bereits im nächsten
Bild (Bild 9) hat man einen recht guten Eindruck, wie das fertige Cover
mal aussehen wird.
Bild 8: Coverlayout |
Bild 9: Coverlayout V2 |
Nun ist es höchste Zeit, dass der Barcode
(Bild 10) integriert wird. Zum Generieren dieses Barcodes benutze ich
das Programm „Zoner Barcode Studio 2“, welches ich mir vor drei Jahren
gekauft habe. Ein scannbarer Barcode ist die Vorbedingung, dass ein
Verlag seine Bücher über das Barsortiment, also den Büchergroßhandel an
Buchhandlungen verkaufen kann. Deswegen war mir wichtig, dass ich sauber
generierte Barcodes in mein Buchcover einbaue.
Bild 10: Barcode "Faulfleisch" |
Langsam nimmt das
Cover Gestalt an. Deswegen geht's jetzt an die Details. Eines dieser
Details ist die Schrift für Titel und Autor auf dem Cover. Es soll
natürlich zum Inhalt des Buches passen. Die Idee, den Schriftzug als
Graffiti an die Wand zu „schmieren“ war zwar gut, die Umsetzung erwies
sich jedoch als zu verspielt. Deswegen forderte ich weitere
Schriftproben an (Bild 11 und 12). Stück für Stück bekommt der Putz nun
eine Geschichte. Risse, Schmutzflecken, abbröckelnder Putz (Bild 13).
Bild 11: Arcanum |
Bild 12: Blasphemy |
Bild 13: Zusammenbau |
Endlich
ist es soweit – alle Elemente wie Barcode, Logos, Titel, Preis und der
Klappentext werden in das Cover integriert (Bild 14).
Bild 14: Endspurt Layout |
Für die
unterschiedlichen Kataloge wie Libri, amazon und das Verzeichnis der
lieferbaren Bilder wird die Frontansicht separat abgespeichert (Bild
15).
Bild 15: Cover vorn |
Und so sieht der komplette Buchumschlag nach 3 Monaten
Arbeit von Zeichnerseite und intensiver Kommunikation zwischen Zeichner,
Verleger und Autor aus (Bild 16).
Bild 16: "Faulfleisch" Cover fertig! |
Fazit:
Der Autor Vincent
Voss hatte sicher mit etwas komplett anderem gerechnet, als ich ihm den
ersten Entwurf geschickt hatte. Anscheinend hat Chris Schlicht aber doch
seinen Geschmack getroffen, denn bei der Präsentation des
Komplettumschlags reagierte er voller Begeisterung.
Doch auch ich
war bei den einzelnen Zwischenschritten wieder gespannt, da Chris
Schlicht grundsätzlich nicht einfach stur nach Auftrag arbeitet, sondern
immer auch eigenständige Ideen einfließen lässt und mich nicht selten
auch mit feinen Details überrascht. Und genau um Details geht es doch,
oder?
Schmierig. Aber ob es Blut
war, konnte er nicht sicher sagen. Vielleicht hatte auch das Licht
seiner Wahrnehmung einen Streich gespielt. Aber es war eine Hand
gewesen.
»Faulfleisch« von Vincent Voss
»Faulfleisch« von Vincent Voss
Ja, der Vincent läuft mir jetzt ständig über den Weg. Vor 2 Wochen persönlich, und seitdem sein Roman 'Faulfleisch' ;)
AntwortenLöschenToll, ein Blick hinter die Kulissen der Covergestaltung machen zu dürfen. Sehr interessant. Und es zeigt mal wieder, dass Kleinverlage sich wirklich Mühe geben, um sich vom Mainstream abzuheben. Das Cover wird sicher nicht in deiner Sparte der Mehrfachverwendung landen.
Danke für den schönen Beitrag.
Hab' schon gelesen. Hoffentlich darf ich mir auch mein Buch von ihm signieren lassen, hat mir nämlich gefallen.
LöschenNee, ein Covergleich werden wir hier wohl nicht finden ;-) Ich hätte mir ja fast nur die Bilder ansehen können, so interessant fand ich das alles. SO viel Arbeit, durchdacht und alles. Ich mag vor allem die vielen Details, aber Chris Schlicht, das muss man sagen, wird ohnehin immer besser mit jedem Bild, das sie anfertigt.
Mein Dank geht auch an Torsten für den schönen Beitrag!