Titel: Tsunami Blue
Autorin: Gayle Ann Williams
Originaltitel
Verlag: Dorchester Publishing
ISBN: 0505528215
Euro: 5,99
Veröffentlichungsdatum: April 2010
Seiten: 290
Serie: Tsunami Blue 01
Come in: Geliehen
Inhalt
Im Jahr 2023 ist die Erde von unzähligen Tsunamis, die nach wie vor wüten, zerstört. Es gibt nur noch wenig Land, viele Menschen leben bereits auf Booten.
Die vierundzwanzigjährige Tsunami Blue, Kathryn O’Malley, lebt seit vielen Jahren allein auf einer unbewohnten kleinen Insel. Sie verfügt über das Talent, solche Naturgewalten hervorsagen zu können und gibt täglich einen Bericht über Radio ab.
Eines Tages findet sie einen verletzten Mann und nimmt ihn mit nach Hause. Sie hält ihn für einen der unzähligen Runner, einer Art Piratengang, die sie fangen und zu eigenen Zwecken missbrauchen wollen. Trotzdem heilt sie seine Verletzungen und er stellt sich ihr als Gabriel Black vor. Als wenig später seine Kumpane auftauchen, flieht er mit ihr und beschützt sie. Kaum auf dem Wasser, meldet sich Blues Gabe und kündigt ihr eine Monsterwelle an, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat. Wenn sie die Menschen, an denen ihnen etwas liegt, retten wollen, müssen sie zusammenarbeiten - aber Blue traut ihrem vermeindlichen Feind nicht. Und die Runner, besonders deren Anführer Indigo, sind ihnen dicht auf den Fersen.
Meinung
In ihrem Debüt, das als Einzelband durchgehen kann und keine, wie zunächst vermutet, Young Adult Geschichte beinhaltet, macht Gayle Ann Williams deutlich, dass sie für Paarkonstellation und Romantik ein großes Händchen hat. Darum liest sich die erste Hälfte auch gern und schnell weg. Zwar ist es nicht glaubhaft, dass Blue ihrem (eigentlichen) Feind so schnell vertraut, wie sie es tut, aber darüber lässt sich leicht hinweglesen. Das Setting – beide allein auf einem Boot, ringsherum nur Wasser – tut sein übriges zur romantischen Stimmung.
Blue ist eine junge Frau, die gelernt hat, sich durchzusetzen, da sie mit ihrer Gabe heiß begehrt ist und sich nicht unterjochen lassen will. Allerdings ist es nicht verständlich, dass sie, obwohl sie so vielen Menschen das Leben gerettet hat und noch rettet, von eben jenen nicht anerkannt, zudem verfolgt und beschimpft wird.
Gabriel ist ein in sich gefestigter, starker, gutaussehender Held und durch ein paar Kinder um die er sich kümmert und seinen Humor mit einer weichen Seite gezeichnet. Seine Motivation ist allerdings nicht immer klar.
Dass Blue sich nicht sofort auf ihn einlässt und ihn abblockt, obwohl sie ihn sexuell anziehend findet, führt zu einigen Schlagabtäuschen, aber auch prickelnden Szenen. Die einzige erotische Szene ist kurz, aber gelungen. So erinnerte die erste Hälfte des Romans an historische Liebesromane, vor allem mit Highlandern im Titel. Darin wird der Leser auch durch die verwendete Sprache bestärkt.
Wäre es so weiter gegangen, es wäre perfekt gewesen. Denn in all dem romantischen Tun gibt es hier und da auch genug Scharmützel und Action, um einerseits zu beweisen das Gabriel seine Angebetete retten kann, dass sie ihm aber auch in nichts nachsteht.
Ab etwa der Hälfte des Romans wird es aber verwirrender und leider auch unlogischer. Zum einen ist da der sehr klischeehafte Bösewicht Indigo. Der Mann hat blaue Haare und Haut und erinnert so, trotz der Erklärung mit dem chemischen Unfall, eher an eine Art Comicfigur. Leider ist er einer dieser weinerlichen Bösen, die erst einen auf hart machen und dann, im Angesicht der Welle losflennen und "Rette mich!" brüllen.
Blue hat einigen Grund dazu, zu glauben, dass Gabriel sie in der Nacht vor dem Showdown betrogen hat. Es wird nie aufgeklärt, ob es wirklich an dem war. Trotzdem riskiert sie sogar ihr eigenes Leben, um seines zu retten. Das ist in sich so widersprüchlich, dass es keinen Spaß macht, das zu lesen.
Schließlich behauptet er, dass er die Welle aufhalten kann und wie es auch bisher der Fall ist, gibt er weder Blue noch dem Leser eine Erklärung, sondern fordert lediglich ein bedingungsloses: "Vertrau mir". Die Erwartungen sind hier schon so hoch, dass es mit den wenigen Seiten, die noch zu lesen bleiben nicht in Einklang gebracht werden kann. Leider fällt das Ende, der eigentliche Höhepunkt der ganzen Geschichte dann auch dementsprechend enttäuschend und sogar leicht lächerlich aus.
Auch den Aspekt rund um die bestehende Endzeitwelt oder dem post-apokalyptischen Zukunftsmodell kann ich so nicht unterschreiben. Los ging alles, als 2004 kurz vor Weihnachten die Welle in Thailand hereinbrach. Da war Blue fünf Jahre alt. Es sind also nur knapp zwanzig Jahre vergangen, in denen sowohl die Welt überschwemmt, als auch die Menschen ihre Lebensweise komplett umgestellt haben. Das wirkt unglaubhaft, auch angesichts der Tatsache, dass die Welt generell wenig umrissen ist. Außer normalen Menschen und Runnern scheint nichts zu existieren. Auch technische Details fehlen, ebenso wie Hinweise auf das tägliche Leben in einer überschwemmten Welt.
Zur Liste der nicht glaubhaften Dinge ließe sich noch einiges mehr hinzufügen: Es gibt nichts mehr weiter, aber jemand hat ein großes Lager an Starbuckskaffee gefunden, so dass Blue auf Ewigkeiten mit ihrer Lieblingsmarke versorgt sein wird. Sie will unterwegs noch ein kleines Mädchen befreien und spielt dann erstmal mit den Entführern Poker. Als sie gewinnt, lassen die Männer sie und das Kind einfach ziehen, weil sie ihnen Kaffee abgibt.
Sprachlich liest sich der Roman gut weg. Am Anfang wirkt er auch mehr blumig-emotional, das hebt sich später leicht auf. Ziemlich anstrengend ist die von Blue beständig gebrauchte Anrede für Gabriel: "tough guy". Oder dass alle Angreifer und das sind nicht wenige, sie stets als "bitch" beschimpfen.
Insgesamt ist "Tsunami Blue" eher eine Romance mit Elementen, die ein wenig an Dystopien, als auch an Phantastik erinnern. Ich würde der Autorin vorschlagen, sich an Historicals zu versuchen, dafür hat sie wirklich Talent.
Leider gesamt gesehen nicht überzeugend.
Tsunami Blue Series:
1. Tsunami Blue
2. Riders on the Storm
Die Autorin lebt einerseits auf einer kleinen Insel im Pazifik, die nur durch ein Boot zu erreichen ist, andererseits auch in Las Vegas in der Wüste. Neben dem Schreiben spielt sie sehr gerne Poker.
Aufgewachsen ist sie in einer kleinen Cowboy-Stadt im Osten Washingtons. Es zog sie dann aber hin zum Meer und sie lebte sogar einige Zeit auf einem Segelboot. Genau wie ihre Heldin liebt sie Espresso über alles.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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