Titel: Ascheträume
Autor: Maurizio Temporin
Originaltitel: Iris. Fiori di Cenere
Verlag: IVI
ISBN: 3492702449
Euro: 14,99
Veröffentlichungsdatum: März 2012
Seiten: 464
Serie: Ascheträume 01
Come in: Vom Verlag
Inhalt
Thara ist siebzehn und leidet unter ihren purpurfarbenen Augen. Seit frühester Kindheit, die sie ohne Vater durchstehen musste, leidet sie an Narkolepsie - so wird es jedenfalls diagnosziert. Die junge Frau sehnt sich nach einem normalen Leben, aber mit ungewöhnlichen Augen und einem immerwährenden Schlafbedürfnis kann sie nicht einmal eine Verabredung mit einem süßen Jungen unbeschadet überstehen.
Als sie zufällig an einer lilafarbenen Iris riecht, wird Thara in ein geheimnisvolles Ascheland versetzt. Dort trifft sie auf den gleichaltrigen Nate, der sich an seine Vergangenheit nicht erinnern kann und der sie vor mysteriösen Aschemonstern rettet.
Fortan wechselt Thara zwischen ihrer realen Welt und jener aus Asche hin und her. Sie und Nate kommen sich schnell näher, doch immer, wenn er sie berührt, droht sie zu Asche zu zerfallen. Beide versuchen, das Geheimnis der grauen Welt zu ergründen und auch jenes um Nates Vergangeheit und Tharas wahre Herkunft.
Dabei heftet sich ihnen ein dunkles Wesen an die Fersen, das beide Welten zum Einsturz bringen könnte.
Cover
Die Illustrationen stammen von Mattia Ottolini. Sie sind in Zusammenarbeit mit dem Autor entstanden und können auch auf seiner Website angesehen werden, wo es weitere davon gibt. Sehr erfreulich, dass einige ausgewählte davon auch in das Buch integriert wurden.
Die UNO Werbeagentur zeigt sich für die Umschlaggestaltung verantwortlich.
Das Motiv scheint sehr beliebt, wurde schon desöfteren für andere Cover verwendet, hier jedoch einzigartig umgesetzt. Der Hintergrund ist leider etwas unbesetzt und das Thema ist nur begrenzt dargestellt worden. Dennoch ein kleiner Hingucker.
Meinung
Angelockt von der italienischen Herkunft des männlichen Autors und den ägyptisch angehauchten Illustrationen zum Roman auf seiner Homepage bekam ich ein sehr lesenswertes Buch, das in der zweiten Hälfte zwar recht hanebüchen wurde, mich aber dennoch bestens unterhalten hat.
Zunächst lässt sich das Geschehen jedoch recht gemächlich an. Temporin nimmt sich genug Zeit, seine Hauptfigur in ihrem sozialen Umfeld ausreichend darzustellen. Das kleine Holpern dabei kann getrost überlesen werden. Schnell gibt es die ersten Andeutungen, dass Thara nicht alles weiß, was sie wissen sollte. Ihr erster Besuch in der Aschwelt tut ihr übriges. Über weite Teile des Romans lebt die Handlung von den Geheimnissen, die es zu lüften gilt und der Autor schafft es dahingehend, einen gewaltigen Spannungsbogen aufzubauen.
Thara ist ein sympathisches junges Mädchen, die es zwar nicht immer leicht hatte, aber auch nicht sehr viel schwerer, als so manch anderer. Sie stellt sich ihren Problemen mal mehr, mal weniger vehement, immer getrieben vom Verlangen, mehr über sich selbst zu erfahren.
Nate, mit den regenbogenfarbenen Augen, den sie in der Aschewelt kennelernt, ist ein kämpferischer, aber in sich tief verletzter und überaus einsamer Held. Ihre Beziehung hat nicht wirklich Raum um sich zu entfalten, es darf aber angenommen werden, dass sich das in den beiden Fortsetzungen ändern wird. So wundert es auf der einen Seite wenig, dass sich beide verlieben, weil das in diesen Romanen stets so vor sich geht, auf der anderen Seite jedoch kommt das (Ein-)Geständnis doch ziemlich schnell und ein wenig unpassend.
Obwohl bis zum letzten Drittel des Buches keine wirklich Action-geladenen Dinge passieren, keine Kriege angezettelt oder dutzende Kämpfe überstanden werden müssen, hat Temporin eine Art zu erzählen, die den Leser an jede einzelne Zeile bindet. Das wird zwar auch der guten Übersetzung geschuldet sein, im Hauptfokus jedoch bei Temporin selbst liegen. Er erzählt sehr einfühlsam und genau ohne kitschig oder zu vergleichend zu werden.
Die erste Hälfte von "Ascheträume" ist so im Nu verschlungen. Dann jedoch klärt sich Tharas Herkunft und der Verbleib ihres Vaters auf und es macht sich Enttäuschung breit. Durch diesen immensen Spannungsbogen, diesen Aufbau von Erklärungsansätzen, die nach noch nie Dagewesenem klangen, verpufft die letztendliche Lösung fast im Nichts. Da wäre eine Abkehr vom ewig Gleichen wünschenswert gewesen, denn es wirkt schon wie ein Schwall kaltes Wasser. Ob sich hier eine Notlösung oder ein Plan dahinter verbergen, kann nur gemutmaßt werden. Es wäre beides möglich. Es wäre aber auch nicht allzu schwer gewesen, sich etwas Neues einfallen zu lassen, auch im Hinblick auf die ägyptischen Andeutungen und Illustrationen.
Da nun auch das Geheimnis geklärt ist, ist ein großer Reiz des Romans verschwunden. Nach einer gewissen Gewöhnungszeit liest es sich dann doch wieder zackig weg, wenn auch nicht mehr ganz so grandios.
Insgesamt hat Maurizio Temporin einen lesenwerten Roman geschrieben, der unterhaltsam und trotz aller Kritikpunkte auch mal etwas anderes ist. Ans Herz gelegt sei er jungen Lesern, die es auch mal ruhig mögen und sich gern mit den Figuren eines Werkes intensiv auseinandersetzen.
Nach dem Ende schließt sich eine kurze Leseprobe zum zweiten Teil der geplanten Trilogie an. "Totenträume" verrät wenig, leider keinen Originaltitel oder ein deutsches Erscheinungsdatum. Vermutet werden darf angesichts der wenigen Zeilen, dass Tharas und Nates Beziehung auf eine harte Probe gestellt wird. Aber das dürfte für Leser des ersten Teiles nichts Neues sein. Hoffen wir, dass es schon bald weitergeht.
Ascheträume-Trilogie:
1. Ascheträume (Iris. Fiori di Cenere)
2. Totenträume (?)
3. Coming Soon
Maurizio Temporin, geboren 1988 in Broni bei Pavia, begeisterte sich schon als Kind für Kunst, Literatur und Film. Als Gymnasiast verfasste er seinen ersten Roman und schreibt heute außerdem für Film und Theater, illustriert Comics und organisiert Ausstellungen. Seine »Ascheträume«-Saga, mit deren erstem Band er den Durchbruch als Jugendbuchautor schaffte, bescherte ihm auch außerhalb Italiens ungewöhnlich großen Erfolg. Maurizio Temporin lebt in der Nähe von Alessandria im Piemont.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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