Älterer Mann und sehr viel jüngere Frau – eine konstruierte, verkopfte und zu wenig lebendige Story.
Titel: Bittersüß
Autorin: Hattie Williams
Originaltitel: Bitter Sweet
Verlag: Ullstein Hardcover
ISBN: 978-3550202933
Euro: 23,99
Veröffentlichungsdatum: Juli 2025
Seiten: 432
Serie: nein
Come in: vorablesen.de
Inhalt
Charlie ist Mitte zwanzig und arbeitet als
Assistentin in der Presseabteilung eines großen Londoner Verlages. Früh hat sie
eine traumatische Erfahrung machen müssen, aber dennoch studiert. Mit ihren
beiden vermögenden besten Freunden Eddie und Ophelia lebt sie zusammen in einer
WG. Als sie den dreißig Jahre älteren Richard Aveling, ihren Lieblingsautor, kennenlernt,
glaubt sie an die Liebe auf den ersten Blick. Doch er ist verheiratet und sie
müssen ihre Beziehung geheim halten. Beinahe von ihr unbemerkt ordnet Charlie
ihm ihr ganzes Leben unter. Bis alles auffliegt …
Meinung
Zunächst haben wir Charlie, die Anfang zwanzig
ist, ihre Geschichte selbst erzählt und mit sechzehn überraschend ihre Mutter
verlor. Das wird sehr oft thematisiert und wer mit Trauer und Verlust nicht gut
klarkommt, sollte nicht zugreifen. Ihre Mutter hatte einen Lieblingsautor, für
den sie auch Charlie begeistern konnte. Es ist Richard Aveling, den Charlie am
Beginn der Geschichte kennenlernt. Ja, sie fühlt sich geschmeichelt, aber es
ist nie er als Person, den sie liebt. Es ist eine Art Abbild, der große Autor,
von dem sie jedes Buch gelesen hat und der nur sie will. Sie mag ihn selbst
aber nicht, seine Haut, die sich so alt anfühlt, wie er eben ist, nicht, den
Geschlechtsverkehr nicht. Die Geheimhalterei, ihre Schuldgefühle seiner Frau
gegenüber, das auf Abruf Bereitstehen nicht. Trotzdem macht sie alles mit – und
nie ist recht zu verstehen wieso. Immer, wenn es dahingehend innerhalb der
Handlung praktisch zum Stillstand kam, wurde wieder eine Erinnerung an die
verstorbene Mutter herausgekramt. Aber all das allein mit ihr und dem
leiblichen Vater, den Charlie nie kennengelernt hat und an den sie sich nicht
erinnern kann, zu erklären, ergibt irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.
Hinzukommen ihre beiden Freunde Eddie und Ophelia. Die aus einer normalen
Mittelschichtfamilie stammende Charlie könnte sich ein Leben in dieser Stadt
und einen so unterbezahlten Job nie leisten, wenn nicht jemand anders die
Rechnungen für sie bezahlen würde. Diesen Umstand rettet nur die wirklich toll
geschilderte Freundinnen-Beziehung. Ophelia ist immer für sie da. Aber auch
Richard gibt Geld für sie aus. Dass Charlie zudem an schweren Depressionen
leidet und unkontrolliert schwere Medikamente einnimmt, ohne sich ernsthaft
therapieren zu lassen, kann sie niemand anderem ankreiden. Richard macht ihr
keine Versprechungen, er lügt noch nicht einmal, was seine Ehe anbetrifft. Ich
sehe das Toxische einfach nicht. Ich sehe nur eine junge Frau, die eine sehr
dumme Entscheidung getroffen hat, die sie dann aber nicht in der Lage ist zu
korrigieren. Und Menschen um sich, die ihr helfen würden – und es tun! –, hat
sie genug.
Am Ende gefiel mir, dass aufgezeigt wird, dass
das Leben weitergeht und besser wird. Also kein dunkles, schwarzes Loch, aus
dem man nie wieder herauskommt. Trotzdem wird es auch hier absurd. Die
Geschichte versucht etwas, das andere sehr viel besser zu schildern verstanden
haben.
Allerdings schreibt die Autorin sehr einehmend
und genau. Ihre klare Ausdrucksweise nimmt jeden Leser mit. Nur dreht sie sich
inhaltlich irgendwann zu sehr im Kreis, so dass kleinere Längen entstehen, die
sich nicht so einfach überlesen lassen. Richard selbst als Figur war schon
recht stereotyp, was die Sache dann auch extrem vorhersehbar macht. Dass es für
Charlie beruflich nicht gut ausgehen kann, liegt auf der Hand. Aber auch hier
hat die junge Frau sehr viel Glück. Insgesamt wirkt alles einfach zu gemacht,
zu konstruiert. Da fehlt das echte Gefühl.
Auch wenn die Story bei mir nicht so recht
gezündet hat, möchte ich sie dennoch weiterempfehlen, da das auch rein
subjektiv sein kann.
Hattie
Williams ist
als junge Musikerin ausgiebig durch Europa getourt. Sie hat drei Studioalben
aufgenommen und erfolgreich als Komponistin gearbeitet. Ihre Tracks werden nach
wie vor regelmäßig im Fernsehen und bei Streaming-Diensten in aller Welt
gespielt. Mit Mitte zwanzig landete sie eher zufällig in der Verlagsbranche,
und aus einem Aushilfsjob wurde eine zwölfjährige Karriere, in der sie mit
einigen der größten Autoren der Welt zusammenarbeitete. Sie verbringt so viel
Zeit wie möglich in Island und organisiert das Iceland Noir Literary Festival,
das jeden November in Reykjavík stattfindet.


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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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