Es
ist knapp ein Monat vergangen und es hat sich einiges getan; Erfreuliches
genauso wie Unerfreuliches. Für die Fotos war es gar nicht so einfach, ein paar
Sonnenstrahlen zu erwischen, denn der Juli war deutlich kühler als sein
Vorgänger der Juni. Persönlich hat es mir gut gefallen, weil diese knallige
Hitze schlicht unangenehm ist.
Wenn
man ein neues (altes) Hobby entdeckt, kann es passieren, dass man seine Fühler
etwas weiter ausstreckt und auf Dinge achtet, die sonst irgendwie da, aber
meistens uninteressant sind. Doch die Natur funktioniert hier bei mir ziemlich
gut. Mein Stadtteil ist in den frühen 1980ern entstanden und war damals noch
Randberlin, ist inzwischen wie die ganze Stadt aber gewachsen. Dennoch wohne
ich am Ausläufer des größten Naturschutzgebietes Deutschlands und da passt es
gut, dass meine Mutter mir erzählt hat, wir hätten nun einen neuen Förster.
Richtig gehört. Eines Tages stand meine Mutter auf ihrem Balkon Richtung
Wäldchen (das, was vom großen Wald eben noch da ist) und zieht einen Nachbarn
mit den seltsamen Geräuschen hinter den Bäumen auf, hinter denen er gerade mit
seinen Hunden hervorgekommen ist. Was er denn dort mit denen getrieben hätte,
fragt sie ihn. Nee, antwortet er, det warn nich de Hunde. Det sind de Hirsche,
die röhren, weil is ja Paarungszeit.
Sie
lacht innerlich, aber plötzlich raschelt es und zwei junge Hirsche traben aus
dem Wäldchen heraus, einträchtig nebeneinander mitten ins Wohngebiet hinein.
Eine Frau, die gerade ihr Auto geparkt hat und abschließen will, schaut beiden
ungläubig mit offenem Mund hinterher.
Und
ich? Ich lache, als sie mir das erzählt.
Am
nächsten Tag, einen Sonntag, war ich etwas früher auf und ließ den Tag auf dem
Balkon beginnen, als ein Reh über meine kleine Straße läuft. Das Suchbild dazu
hier:
Nur
wenige Tage später rennt abends nach neun ein Wildhase vorbei. Und ja, auch die
Bienen waren fleißig. Überhaupt war ich sehr überrascht, aber auch erfreut
darüber, wie sich die Natur quasi selbst ins Gleichgewicht bringt – und ich dann
nicht mehr ganz so viel Panik schieben muss.
Denn
auch die unangenehmen Tiere sind gekommen, also die, die man sicher nicht auf
seinem Balkon haben möchte. Der Kohlweißling in etwa.
Leider
hatte ich es drei, vier Tage mit der Balkonpflege schleifen lassen, gegossen
habe ich, klar, aber sonst nur auf dem Stuhl gesessen und das war’s. Keine gute
Idee. Die Pflanzen sollten täglich abgesucht werden, denn leider gibt es immer
mal wieder Tierchen, die ihnen schaden können. Die kleinen gefräßigen Raupen
genauso wie die Blattläuse. Die waren ein echtes Problem, aber dann kamen die
Schlupfwespen und die Schwebfliegen und haben sich darum gekümmert. Zudem waren
die Temperaturen niedriger, blieb alles im Gleichgewicht. Aber dann wurde es
eben wieder warm. Leider geht der Kohlweißling auch an Peperoni und
Spitzpaprika. Sieht nicht so schön aus, aber die Pflanzen haben es überlebt.
Was
nicht von allein funktioniert hat, waren die Salatgurken. Ich habe mir einen Pinsel gekauft und sie von Hand
bestäubt, dann hat das auch mit den Gurken geklappt. Alle anderen Gurken auf
meinem Balkon haben sich übrigens als rein weibliche Züchtungen herausgestellt.
Samen gibt’s von denen allerdings nicht.
An
der Salatgurke tauchten eines Tages still und heimlich weiße Flecken auf, auf
die ich mich allerdings bereits vorbereitet hatte. Mehltau, der echte. Ich habe
wieder die Variante Milchlösung gewählt. Mit dem Geruch hielt es sich in
Grenzen, das Wetter war kühler und man muss es nur alle paar Tage mal machen.
Allerdings gab es auf einigen Blättern auch weiße Gänge zu sehen, so dass die
Blätter mit beidem zusammen leider nicht zu retten waren. Seltsamerweise
scheint es der Pflanze nicht viel ausgemacht zu haben, denn als die Blätter
einmal fort waren, legte sie in Sachen Früchte so richtig los.
Ob
sie geschmeckt hat, kann ich nicht sagen, da ich sie meinem Vater im Tausch
gegen zwei neue Erdbeerpflanzen gegeben habe. Aber es sind ja noch welche an
der Pflanze, also nur Geduld. Nur hat mein Vater vermutlich das erste Mal in
seinem Leben fünf Euronen für eine Gurke bezahlt. :-)
Trauriges
gibt es von der historischen Tomate zu berichten. Andenhörnchen nannte sie sich und obwohl sie Blütenstände
ausbildete, öffneten diese sich nicht und vertrockneten. Dann wurden die
unteren Blätter gelb, schließlich der Stamm und ich musste sie leider
entsorgen. Den Fehler, eine so geschädigte Pflanze zu kaufen, mache ich nie
wieder. Und wenn sie mir noch so leidtut.
Allerdings
hatte ich vorher einen Seitentrieb etwas größer wachsen lassen, abgeschnitten
und wie er war in Erde gesteckt, die ich gut goss. Laut youtube funktioniert so
etwas. Jup, ist aber wesentlich einfacher, wenn man den Trieb erst einmal zwei
Wochen in ein Wasserglas stellt, damit er Wurzeln ausbilden kann.
Die
neue Pflanze, die sich inzwischen entwickelt hat (obwohl es erst so gar nicht
danach aussah), wirkt bereits jetzt vom Zustand her sehr viel robuster und
schöner als die Mutterpflanze. Meine Hoffnung ist wenigstens eine Tomate, damit
ich mir daraus Samen holen kann.
Die
Erdbeere hatte ich auf den Boden gestellt, weil ich einen Austrieb in einen
neuen Topf setzen wollte. Das geht offenbar nur, wenn eben dieser noch mit der
Mutterpflanze verbunden ist. Das habe ich zwei Wochen durchgezogen, aber
gewurzelt hat der Trieb nicht. Und da es auf dem Boden dunkler ist, hat die
Pflanze mir das recht übel genommen. Obwohl ich sie wieder hochgehängt habe,
verdorrte der Trieb und die meisten Blätter gleich mit. Die bereits
existierenden Früchte wurden rot, gegessen habe ich dann aber keine davon. Die
Pflanze hängt jetzt auf der gegenüberliegenden Seite des Balkons, etwas höher
an der Wand. Hält sie sich, wird sie Versuchskaninchen für die Überwinterung.
Dafür
gibt es zwei neue Erdbeerpflanzen, die zwar beide eher fürs Freiland gedacht
sind, aber das waren die Gurken ja auch. Die gehen nicht auf dem Balkon, sagten
sie. Und wer war so doof, das zu glauben? Richtig: ich. Aber wie heißt es so
schön? Probieren geht über Studieren. Nicht nur in Sachen Gurken ging eine
ganze Menge. Aber davon mehr im zweiten Teil.
Und
was wächst bei Euch so?
Huhu Soleil,
AntwortenLöschenich habe damals, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, mal Rosenkohl angepflanzt. Der war auch komplett voll mit niedlichen kleinen Raupen, sodass ich tagelang massenhaft absammeln durften. Leider waren die aber zu sehr in der Überzahl und mein Rosenkohl wurde nicht so richtig was... :'D Auf dem Balkon habe ich das noch nicht getestet.
Über deine Gurke bin ich ja schwer beeindruckt! Die ist ja richtig groß geworden! :D Das versuche ich nächstes Jahr auch mal.
Übrigens habe ich schon Fotos von meinem Balkon gemacht, aber bisher kam ich nicht dazu, einen Post zu schreiben. >.> ABER dann kann ich noch ein Foto meiner ersten Erdbeerblüte schießen und dazu tun. Ich dachte ja, dieses Jahr werden die nicht groß genug wachsen, um schon zu blühen. :D
Schöne Grüße
Alica
Hallo Alica,
Löschenich glaube, auf dem Balkon ist die Anzahl der abzusuchenden Pflanzen auch überschaubarer :) Wenn ich ein Feld absuchen müsste, würde mir da sicher auch etwas entgehen.
Das mit der Gurke überrascht mich auch. Leider habe ich heute Spinnmilben daran entdeckt und es kann gut sein, dass es das dann war. Ich werde es trotzdem im nächsten Jahr noch mal versuchen! Dann aber wohl alles aus Samen in Eigenzucht, ich habe mir bisher alle Schädlinge aus dem Gartencenter mitgebracht.
Bin schon sehr gespannt! :) Erdbeere ist mir ja leider eingegangen, ich bin auf die neuen gespannt.
LG
Daniela
Mal als kleines Update: Ich habe den Blogbeitrag nicht vergessen und meine Fotos sind auch schon auf dem Laptop gelandet, aber irgendwie fehlt mir die Zeit. :'D
LöschenJedenfalls haben meine Erdbeerpflanzen sogar einige wenige Erdbeeren getragen, womit ich so gar nicht gerechnet habe! Die vier größten Erdbeerpflanzen habe ich dann zusammen mit meinem Apfelbaum in einen großen Topf gepflanzt und da haben sie sich richtig gut entwickelt. Ich hoffe, sie kommen gut über den Winter. Dafür wurde der Blutlausbefall an meinem Apfelbaum wieder schlimmer... Schon ätzend, dass die Viecher so hartnäckig sind und nichts gegen sie hilft. Weder eingraben, noch regelmäßiges Abbürsten noch Kaffeesatz hat sie bisher aufgehalten. *seufz* Hoffentlich erfrieren sie diesen Winter einfach. XD
Ich muss mich dieses Wochenende auch wirklich mal daran machen, den Balkon winterfest zu machen. Und von meinen Bienen-Blumen Samen erneten für das nächste Jahr. Ich habe zwar noch genug vom letzten Jahr, habe aber die Hoffnung, noch ein paar Samensammlungen verschenken zu können. :)
Kenne ich :) Ich war ja auch nicht ganz dabei, die Beiträge monatlich wie geplant hochzuladen. Allerdings habe ich es wieder im Blick, wo ich auch den Balkon Winterfest machen will - obwohl es hier noch recht warm ist.
LöschenHaben die Erdbeeren geschmeckt? :)
Wenn die Schädlinge nicht wären, würde es doppelt Spaß machen! Die Spinnmilben haben die Gurken leider auch gekillt, als es so extrem heiß geworden ist, haben die sich so rasant vermehrt, dass ich keine Chance hatte.
Meine Geranien blühen noch wie wild und ich habe sogar noch einige Kohlrabi-Nachzügler. Was defintiv nicht auf dem Westbalkon funktioniert sind Radieschen. Habe drei Sorten gesät und zu verschiedenen Zeiten im Jahr, die schießen alle, aber bilden keine Knolle. Warum? Weiß der Geier. :)
Ich müchte in jedem Fall noch ein Wildbienenhotel anschaffen, aber bisher gab es leider noch nicht das Richtige hier.
Freu mich auf deine Bilder - und nächstes Jahr! :)
Die Erdbeeren sind super lecker und es war richtig schade, dass es nur so wenige wurden. :D Aber wenn sie gut durch den Winter kommen, dürfte die Ernte nächstes Jahr besser ausfallen.
LöschenIch möchte mich über den Winter auch noch über Gemüse informieren, dass auf einem Balkon in Norddeutschland gut gedeiht. So viel Sonne wie dieses Jahr haben wir hier für gewöhnlich eher nicht. :D
Ich habe bei einem Wildbienenhotel etwas die Sorge, dass die Nachbarn sich daran stören. Leider sind ja nicht alle Menschen Insektenfreunde und zumindest der Balkon rechts neben unserem ist sehr nah dran... :/
Hallo Daniela, wow deine Balkongurke ist echt beeindruckend! An Gurken habe ich mich noch nicht heran getraut, aber Tomaten, Kräuter, Stangenbohnen und Pflücksalat gedeihen bei mir heuer auch richtig gut. Dass du sogar Rehe vor der Haustür hast, ist ja toll! Wir wohnen auch am Stadtrand, und da flitzt öfter mal irgendwelches wildes Kleingetier vorbei, aber das beschränkt sich auf Wildhasen, Fasane, Eichhörnchen und Wildenten. Ich finde es aber schön, wenn die Natur sich ein Stück Stadt zurück erobert.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Susanne
Hallo Susanne,
Löschenja, ich habe mich auch gefreut! Von der Minigurke daneben habe ich heute Nummer 4 und 5 geerntet und gegessen.
Die Rehe waren eigentlich schon immer da, mir ist nur in den letzten Jahren entgangen, dass sie noch hier leben, weil die Stadt ja so gewachsen ist. Aber wie man sieht, finden die Tiere einen Lebensraum.
Eichhörnchen hatte ich in den Bäumen vor meinem Balkon auch, aber seit da immer die großen Krähen drin sitzen, kommen sie nicht mehr.
Ich finde das auch sehr spannend :)
LG
Daniela
PS: Stangenbohne möchte ich nächstes Jahr versuchen. Für Tipps und Hinweise wäre ich daher sehr dankbar ;-) Bevorzugst Du eine bestimmte Sorte/Marke?
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