Titel: Das weibliche Prinzip
Autorin: Meg Wolitzer
Originaltitel: The Female Persuasion
Verlag: DuMont
ISBN: 978-3832198985
Euro: 24,00
Veröffentlichungsdatum: Juli 2018
Seiten: 496
Kein Serientitel
Come in: vorablesen
Inhalt
Greer
ist gerade aufs College gekommen, als sie die berühmte Frauenaktivistin
Faith kennenlernt. Die ist bereits über sechzig und musste schon einige
Schicksalsschläge hinnehmen - als sie jedoch einen neuen Gönner findet,
gründet sie ein Unternehmen, das Frauen weltweit unterstützen wird.
Greer, die auf eine eher ungewöhnliche Kindheit zurückblickt, stimmt
sofort zu, als Faith ihr einen Job anbietet. Zwar trennt sie das von
ihrer Jugendliebe Cory, aber sie glaubt, das würde die Beziehung
verkraften.
Jahre später ist alles anders: Cory wohnt wieder bei seiner Mutter und führt dieser den Haushalt und Greer steckt ein bisschen fest. Dann enthüllt sie einen Schwindel, den Faith jedoch decken will. Eine Bewährungsprobe für die beiden Frauen.
Jahre später ist alles anders: Cory wohnt wieder bei seiner Mutter und führt dieser den Haushalt und Greer steckt ein bisschen fest. Dann enthüllt sie einen Schwindel, den Faith jedoch decken will. Eine Bewährungsprobe für die beiden Frauen.
Wolitzer
hat einen einzigartigen Roman geschrieben, der nach dem Zuschlagen der
letzten Seite noch lange nachhallt und oft durchdacht sein möchte.
Leichte Kost serviert die Autorin also nicht. Die knapp fünfhundert
Seiten sind dicht beschrieben - und jeden Cent wert.
Greer entstammt
einer Art Hippie-Familie, Eltern, die noch immer gern kiffen und das
Kind meist sich selbst überlassen. Faith dagegen einer
spießig-bürgerlichen, deren strenge Art zu denken sie erst kennenlernt,
als sie und ihr Zwillingsbruder aufs College gehen wollen. Zweimal ein
Start ins Leben, der die jeweilige (weibliche) Persönlichkeit geprägt
hat, auch wenn Jahrzehnte dazwischen lagen. Zudem hat das eine, das
andere quasi bedingt. Wolitzer stellt beides nebeneinander, baut es
aufeinander auf, vergleicht es.
Aber nicht nur Greer und Faith
kommen zu Wort, auch Corys Lebensgeschichte wird über die rund zehn
Jahre, die dieser Roman beinhaltet, geschildert. Obwohl der junge Mann
zum Start ins Leben ein Unternehmen gründen und ein echtes Alphatier
werden wollte, bringt ihn ein schwerer Schicksalsschlag zurück ins
Elternhaus, wo er die meisten Arbeiten übernehmen muss. Ein Scheideweg
nicht nur für ihn, sondern auch die Beziehung zu Greer. Die Autorin hat
eine fabelhafte Art, Dinge einfach und unkompliziert zu zeigen, ohne den
Leser mit der Nasenspitze darauf zu stoßen. Auch wenn es zugegeben
manchmal etwas dauert, aber der Showdown reißt es in jedem Fall heraus.
Was bestimmt den (wahren) Wert eines Menschen? Die Frage steht bei Cory
sehr weit im Vordergrund und führt zum ersehnten Happy End.
Nicht
zuletzt gibt es noch Greers lesbische Collegefreundin Zee, die zwar aus
einem vermögenden Elternhaus stammt, den vorbestimmten Weg allerdings
nicht gehen möchte. Wolitzers dritte Gegenüberstellung, die allerdings
am kürzesten behandelt wird, wenn trotzdem sehr aussagestark. Frauen
sollen immer zusammenhalten, aber manchmal klappt das eben nicht; macht
sie das zu schlechteren Menschen?
Rechnet Wolitzer in "Das weibliche
Prinzip" ein bisschen mit dem "alten" Feminismus ab? Die Entwicklung ist
ein Weg, der nur langsam beschritten werden kann und oft genug mit
großen Steinen beschwert ist. Etwas hat funktioniert und das auch sehr
gut, aber vieles leider nicht: Es wird mehrfach erwähnt, dass die
Ungleichstellung der Frau weltweit wieder stark auf dem Vormarsch ist -
eine Beobachtung, die ich teile. Faith' Generation war noch zu abhängig
von Männern (und deren Geld), Greers dagegen versucht ein wenig zu sehr
wie diese zu sein. Aber vielleicht sind es auch nicht (nur) die Frauen,
die sich ändern müssen, sondern alle
Menschen. Emanzipieren muss man sich auch mal von alten Vorstellungen,
egal woher sie kommen, um dann neue Wege beschreiten zu können. Wolitzer
hat so viel in ihren Roman zum Nachdenken gepackt, das es schlicht
nicht möglich ist, dies angemessen in diesen paar Zeilen wiederzugeben.
"Das
weibliche Prinzip" hat zugegeben zum letzten Drittel hin ein paar
Längen, aber das Ende reißt es doppelt und dreifach wieder heraus. Wer
nachhaltigen Lesestoff sucht, der mit echten Figuren bestückt für viel
Unterhaltung zu sorgen versteht, sollte zugreifen.
Meg
Wolitzer, geboren 1959, veröffentlichte 1982 den ersten von zahlreichen
preisgekrönten und erfolgreichen Romanen. Viele ihrer Bücher standen
auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Bei DuMont erschienen der
SPIEGEL-Bestseller ›Die Interessanten‹ (2014) sowie ›Die Stellung‹
(2015) und zuletzt ihr Roman ›Die Ehefrau‹ (2016), der mit Glenn Close
in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Meg Wolitzer ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in New York City.
Meg Wolitzer ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in New York City.
Latha math, Soleil.
AntwortenLöschen"Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf" - von dieser Einsicht der Antike hat sich die Menscheit in über 2000 Jahren nicht wirklich entfernt. Deine Einstellung ist also stimmig, dass der Mensch sich als Ganzes ändern muss, um nicht immer wieder in die ewig gleiche Sackgasse von Ideologien, allerlei Ismen & just Dogmen zu stolpern.
Nichts steht einem Menschen mehr im Weg als die eigene Unfähigkeit sich oder andere zu hinterfragen.
"Skepsis ist dein Ziegel für ein Haus aus Weisheit."
(Myrelle Minotier)
bonté
Hallo und willkommen im Blog!
LöschenJa, ich fürchte auch. Allerdings glaube ich, dass es schon eine Menge Menschen gibt, die Dinge, Personen, Situationen, sich selbst hinterfragen. Die Schlüsse, die sie daraus ziehen, sind aber wieder etwas anderes.
...merci.
Löschen"Wer sein Herz nicht verleugnet, weiss um jede Güte, Wahrheit & Liebe in sich."
(Florance Ippdit)
bonté
:-)
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