Titel: Blumen für Algernon
Autorin: Daniel Keyes
Originaltitel: Flowers for Algernon
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3608960297
Euro: 14,95
Veröffentlichungsdatum: April 2017
Seiten: 299
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Inhalt
Charlie
Gordon ist geistig zurückgeblieben, arbeitet als Putzkraft in einer
Bäckerei und wünscht sich nicht mehr, als endlich intelligent zu sein.
Als zwei Wissenschaftler auf ihn aufmerksam werden, scheint sich sein
Wunsch zu erfüllen. Sie führen ein einzigartiges Experiment an ihm
durch, das zuvor an der Maus Algernon getestet worden ist. Nach einer
Operation spürt Charlie, wie er sich verändert und beginnt, seine Umwelt
auf ganz neue Weise wahrzunehmen. Sein Intellekt wächst, bis er alle
anderen überflügelt. Doch dann stellt er alles infrage und flieht mit
Algernon. Aber die Maus verändert sich zusehends und Charlie weiß, dass
auch ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.
Daniel
Keyes Roman erschien erstmalig 1966 und atmet die 60er Jahre geradezu
aus, was vermutlich zu diesem stark durchwachsenen Frauenbild geführt
hat, das sich leider auch beim restlichen lesenswerten Inhalt nicht
übersehen lässt.
Keyes lässt Charlie selbst in Tagebuchform von
seinen Erlebnissen berichten. Die knapp zehn Monate beginnen mit einem
geistig sehr einfachen Menschen, der soweit zufrieden mit sich und
seiner Welt ist. In seiner Schriftform haben sich viele
Rechtschreibfehler und eine sehr anspruchslose Ausdrucksweise breit
gemacht. Doch so weit gekommen zu ein, verdankt Charlie seinem Ehrgeiz,
eines Tages intelligent sein zu können. Er hat sich in einer Schule
angemeldet und wird von seiner Lehrerin Ms Kilian unterwiesen, die ihn
auch für das Projekt vorschlägt. Charlie muss sich einigen Tests
unterziehen, Fragen beantworten und gegen die Maus Algernon in einem
Labyrinth antreten, was ihm jedoch zunächst nicht gelingt. Die ersten
Hintergrundinformationen zu dem jungen Mann und seiner Kindheit oder
seinem derzeitigen Alltag kommen hinzu und es ist schwer, sich Charlies
Charme zu entziehen. Schon allein, weil schnell zu erkennen ist, was ihm
da eigentlich widerfuhr, ohne dass ihm selbst das bewusst zu sein
scheint.
Die ersten Veränderungen geschehen recht schnell und es ist
beeindruckend, wie es dem Autor gelungen ist, dies anschaulich mit
allen Mitteln, die einem Autor zur Verfügung stehen, darzustellen. Jene,
die Charlie für seine Freunde hielt, haben nicht mit, sondern über ihn
gelacht. Auch sein vermeintlich sicheres Umfeld stellt sich bald als das
genaue Gegenteil heraus. Als er schließlich seine Kollegen überflügelt,
nehmen sie ihn als Gefahr wahr und verdrängen ihn.
Je mehr Charles
begreift, desto unsteter fühlt er. Er denkt über Dinge nach, eine
Fähigkeit, die ihm nie zueigen gewesen ist. Die Mutter, die zunächst
hartnäckig an ihn glaubte, ihn dann jedoch zugunsten der jüngeren,
normalentwickelten Schwester fallenließ. Und ihm zudem ein überaus
widersprüchliches Verhalten gegenüber Frauen einbläute, das ihm zunächst
nicht gelingt zu überwinden.
Auch gefällt es dem immer intelligenter
werdenden Mann nicht, wie er in der Welt der Wissenschaft herumgereicht
wird, sein Leben auf dem Präsentierteller liegt. Er beginnt selbst
Forschungen anzustellen und begreift, dass er nun sogar die beiden
Wissenschaftler überflügelt hat, die das Experiment einst an ihm
durchgeführt haben. An diesem Punkt kann er nicht weitermachen und
flieht mit Algernon an einen unbekannten Ort.
Seine Gefühle für die
artige Lehrerin Kilian brechen dennoch immer wieder durch, er läd sie
ein, ist aber nicht in der Lage, ihr näherzukommen, was - natürlich - an
seiner Mutter liegt. Als seine neue Nachbarin, die geistig
unstetig-flatterhafte Künstlerin mit der großen Libido auf ihn
aufmerksam wird, kann er zumindest eines der vielen Schemata
durchbrechen und schläft mit ihr. Aber er findet einfach nicht zu sich
selbst, ist unzufrieden, sucht, ohne zu wissen wonach.
Ab hier wird
es undurchsichtiger. Wenn man bedenkt, dass "Blumen für Algernon" als
Kurzgeschichte begann und sich Autor und Verleger nicht über das
eigentliche Ende einig waren, ist das nicht verwunderlich. Was
letztendlich ab hier mit dem Handlungsverlauf ausgesagt werden soll, ist
nicht leicht zu erkennen und lässt viel Raum für Spekulationen - obwohl
das vermutlich nicht so gedacht war.
Insgesamt spricht Keyes viele
gesellschaftliche Dinge sehr kritisch an und das mit der Stimme eines
Betroffenen, was diesen näher zum Leser bringt. Mittig ziehen aber
einige Längen ein, widerspricht sich Charlie selbst oft und gelingt es
Keyes nicht so ganz, zum eigentlichen Punkt vorzustoßen. Das Frauenbild,
übrigens auf dem gleichen "Forschungsstand" wie auch die Tests, die
Charlie im Labor absolvieren muss, eben 60er Jahre, ist mir so extrem
aufgestoßen, dass ich das Buch leider nicht weiterempfehlen kann. Zu
hören, dass es bereits Schulstoff geworden ist, betrübt mich.
Daniel Keyes, geboren 1927 in New York, verstorben am 15. Juni 2014 in
Florida; er studierte Psychologie und war Zeitschriftenredakteur und
Modephotograph, später Englischlehrer und - nach einem Literaturstudium -
Dozent u. a. an der Ohio University. Neben »Blumen für Algernon« hat
Keyes drei weitere Romane und drei Sachbücher (psychologische
Fallstudien) veröffentlicht.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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