Dienstag, 26. Juni 2018

Blumen für Algernon - Daniel Keyes

Titel: Blumen für Algernon
Autorin: Daniel Keyes
Originaltitel: Flowers for Algernon
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3608960297
Euro: 14,95
Veröffentlichungsdatum: April 2017
Seiten: 299
Kein Serientitel
Come in: Tausch









Inhalt

Charlie Gordon ist geistig zurückgeblieben, arbeitet als Putzkraft in einer Bäckerei und wünscht sich nicht mehr, als endlich intelligent zu sein. Als zwei Wissenschaftler auf ihn aufmerksam werden, scheint sich sein Wunsch zu erfüllen. Sie führen ein einzigartiges Experiment an ihm durch, das zuvor an der Maus Algernon getestet worden ist. Nach einer Operation spürt Charlie, wie er sich verändert und beginnt, seine Umwelt auf ganz neue Weise wahrzunehmen. Sein Intellekt wächst, bis er alle anderen überflügelt. Doch dann stellt er alles infrage und flieht mit Algernon. Aber die Maus verändert sich zusehends und Charlie weiß, dass auch ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.


Meinung

Daniel Keyes Roman erschien erstmalig 1966 und atmet die 60er Jahre geradezu aus, was vermutlich zu diesem stark durchwachsenen Frauenbild geführt hat, das sich leider auch beim restlichen lesenswerten Inhalt nicht übersehen lässt.
Keyes lässt Charlie selbst in Tagebuchform von seinen Erlebnissen berichten. Die knapp zehn Monate beginnen mit einem geistig sehr einfachen Menschen, der soweit zufrieden mit sich und seiner Welt ist. In seiner Schriftform haben sich viele Rechtschreibfehler und eine sehr anspruchslose Ausdrucksweise breit gemacht. Doch so weit gekommen zu ein, verdankt Charlie seinem Ehrgeiz, eines Tages intelligent sein zu können. Er hat sich in einer Schule angemeldet und wird von seiner Lehrerin Ms Kilian unterwiesen, die ihn auch für das Projekt vorschlägt. Charlie muss sich einigen Tests unterziehen, Fragen beantworten und gegen die Maus Algernon in einem Labyrinth antreten, was ihm jedoch zunächst nicht gelingt. Die ersten Hintergrundinformationen zu dem jungen Mann und seiner Kindheit oder seinem derzeitigen Alltag kommen hinzu und es ist schwer, sich Charlies Charme zu entziehen. Schon allein, weil schnell zu erkennen ist, was ihm da eigentlich widerfuhr, ohne dass ihm selbst das bewusst zu sein scheint.
Die ersten Veränderungen geschehen recht schnell und es ist beeindruckend, wie es dem Autor gelungen ist, dies anschaulich mit allen Mitteln, die einem Autor zur Verfügung stehen, darzustellen. Jene, die Charlie für seine Freunde hielt, haben nicht mit, sondern über ihn gelacht. Auch sein vermeintlich sicheres Umfeld stellt sich bald als das genaue Gegenteil heraus. Als er schließlich seine Kollegen überflügelt, nehmen sie ihn als Gefahr wahr und verdrängen ihn.
Je mehr Charles begreift, desto unsteter fühlt er. Er denkt über Dinge nach, eine Fähigkeit, die ihm nie zueigen gewesen ist. Die Mutter, die zunächst hartnäckig an ihn glaubte, ihn dann jedoch zugunsten der jüngeren, normalentwickelten Schwester fallenließ. Und ihm zudem ein überaus widersprüchliches Verhalten gegenüber Frauen einbläute, das ihm zunächst nicht gelingt zu überwinden.
Auch gefällt es dem immer intelligenter werdenden Mann nicht, wie er in der Welt der Wissenschaft herumgereicht wird, sein Leben auf dem Präsentierteller liegt. Er beginnt selbst Forschungen anzustellen und begreift, dass er nun sogar die beiden Wissenschaftler überflügelt hat, die das Experiment einst an ihm durchgeführt haben. An diesem Punkt kann er nicht weitermachen und flieht mit Algernon an einen unbekannten Ort.
Seine Gefühle für die artige Lehrerin Kilian brechen dennoch immer wieder durch, er läd sie ein, ist aber nicht in der Lage, ihr näherzukommen, was - natürlich - an seiner Mutter liegt. Als seine neue Nachbarin, die geistig unstetig-flatterhafte Künstlerin mit der großen Libido auf ihn aufmerksam wird, kann er zumindest eines der vielen Schemata durchbrechen und schläft mit ihr. Aber er findet einfach nicht zu sich selbst, ist unzufrieden, sucht, ohne zu wissen wonach.
Ab hier wird es undurchsichtiger. Wenn man bedenkt, dass "Blumen für Algernon" als Kurzgeschichte begann und sich Autor und Verleger nicht über das eigentliche Ende einig waren, ist das nicht verwunderlich. Was letztendlich ab hier mit dem Handlungsverlauf ausgesagt werden soll, ist nicht leicht zu erkennen und lässt viel Raum für Spekulationen - obwohl das vermutlich nicht so gedacht war.
Insgesamt spricht Keyes viele gesellschaftliche Dinge sehr kritisch an und das mit der Stimme eines Betroffenen, was diesen näher zum Leser bringt. Mittig ziehen aber einige Längen ein, widerspricht sich Charlie selbst oft und gelingt es Keyes nicht so ganz, zum eigentlichen Punkt vorzustoßen. Das Frauenbild, übrigens auf dem gleichen "Forschungsstand" wie auch die Tests, die Charlie im Labor absolvieren muss, eben 60er Jahre, ist mir so extrem aufgestoßen, dass ich das Buch leider nicht weiterempfehlen kann. Zu hören, dass es bereits Schulstoff geworden ist, betrübt mich.


Daniel Keyes, geboren 1927 in New York, verstorben am 15. Juni 2014 in Florida; er studierte Psychologie und war Zeitschriftenredakteur und Modephotograph, später Englischlehrer und - nach einem Literaturstudium - Dozent u. a. an der Ohio University. Neben »Blumen für Algernon« hat Keyes drei weitere Romane und drei Sachbücher (psychologische Fallstudien) veröffentlicht.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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