Dienstag, 11. April 2017

Das Tagebuch der Prinzessin Leia - Carrie Fisher

Titel: Das Tagebuch der Prinzessin Leia
Autorin: Carrie Fisher
Originaltitel: The Princess Diarist
ISBN: 978-3854456254
Euro: 19,99
Veröffentlichungsdatum: März 2017
Seiten: 240
Kein Serientitel
Come in: Vom Verlag










Meinung

Carrie Fisher, bekannt geworden durch ihre Rolle als Prinzessin Leia in "Star Wars", fand vor nicht allzu langer Zeit alte Tagebücher, die sie mit neunzehn Jahren während der Aufnahmen zu eben diesem Film geschrieben hat. Sie entschied, diese zu veröffentlichen. Ob das nötig war, darüber mag man streiten, die Antwort, warum sie es tat, gibt sie mit diesem Buch selbst. Nicht selten ereilt den Leser beim umblättern das Gefühl, die Autorin habe sich eine gewaltige Menge Frust vom Herzen geschrieben, der sie allerdings bis zuletzt nicht losgelassen hat. Obwohl sie sehr munter und unterhaltsam schreibt, weist sie doch auf diverse Missstände hin, die sich auch nach vielen Jahrzehnten nicht gebessert haben.
Das eigentliche "junge" Tagebuch ist mittig des Hardcovers zu finden, farblich hübsch abgesetzt. Eingeleitet wird "Das Tagebuch der Prinzessin Leia" jedoch zunächst mit einigen allgemeinen Informationen zu Elternhaus, Schulzeit und schließlich dem Cast zu "Star Wars". Unter einer frischen Feder fliegen die Seiten hier nur so vorbei. Die weltbekannte Frisur wurde einst von Fisher und ihrer Stylistin selbst ausgewählt, was ein gar nicht so einfacher Weg war; zunächst gab es Skizzen, dann wurden verschiedene Frisuren aus diversen historischen Epochen ausprobiert, bis schließlich beide zufrieden waren. Fisher, die immer mit sich und ihrem Körper haderte, beschreibt ihr Gesicht bis heute als mollig und da habe eben nicht jede Frisur "gesessen". Die Neunzehnjährige wurde übrigens vor Drehbeginn in ein Abnehmcamp geschickt, da man fand, sie sei für die Rolle zu dick. Aber da sich damals niemand mit den gesundheitlichen Folgen auseinandergesetzt hat, nahm sie nicht die gewünschten fünf Kilo ab, was allerdings niemand merkte. Dass sie auch in einer "normalen" Figur Eindruck machte, beweisen zahlreiche Poster, die noch heute gern aufgehängt werden.
Auf einer Party nach Drehschluss kam die junge Frau einst in eine missliche Lage, als zwei Arbeiter ihre angeheiterte Lage ausnutzen wollten. Niemand Geringerer als Harrison Ford rettet sie. Was an diesem Abend zwischen den beiden geschah, weitete sich zu einer mehrmonatigen Beziehung aus. Wirklich ins Detail geht Fisher nicht, aber die überschaubaren Seiten des "jungen" Tagebuchs sprechen für sich. Ein wenig pubertär und sicherlich auch naiv schildert eine hochintelligente Frau ihre Beobachtungen - und hinsehen hat sie gelernt. Es gibt dort einige Zeilen, so kurz sie sind, so extrem treffend sind sie auf den Punkt gebracht. Fisher hat sich schon früh mit sich und ihrer Umwelt stark auseinandergesetzt und sich und andere stets hinterfragt.
Später folgen wieder einige vergnügliche Erzählungen. Aber auch hier wird deutlich, dass, hätte die Autorin eine Wahl gehabt, sie sich vielem sicher nicht ausgesetzt hätte und ganz bestimmt nicht in dieser Art und Weise. Die Schauspieler haben nämlich am wenigsten von "Star Wars" gehabt, auch wenn die Filme ohne sie nicht einmal annähernd so berühmt geworden wären. An Dinge wie Merchandising hat damals nie jemand gedacht und so wurde keiner an den Rechten dazu beteiligt. Nur mit Auftritten oder gemeinsamen Fotos mit Fans oder eben Büchern verdienten sie etwas.
Am meisten gehadert hat Fisher mit der Szene im Metallbikini, die sie natürlich trotzdem gespielt hat. Am Ende des Buches, im Kapitel "Die Sensation neben mir" besucht Fisher zusammen mit ihrem geliebten Hund Gary das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, in der Leia ausgestellt wird. Trotz der vielen Dinge, die auch dieser Charakter im Film getan hat, immerhin auch eine der ersten Rollen, in der eine Frau wirklich zugepackt und etwas verändert hat, ist nur eines geblieben: Leia im Metallbikini, einer Leine um den Hals und hinter sich Jabba, ihren Sklavenhalter. Also auch nicht die wehrhafte Leia, die eben diesen Jabba später mit eigener Hand tötet und sich selbst aus dieser misslichen Lage befreit - ebenfalls in dem sehr knappen Metallbikini.
Ihre Angst, nur als Prinzessin Leia, auf den Punkt gebracht mit dieser einzigen Szene, im Gedächtnis der Leute zu bleiben, schwingt zwischen den Zeilen mit. Bereits im Februar 2016 für das Release im November 2016 geschrieben, ahnte Fisher sicher nicht, dass sie kurz nach Weihnachten desselben Jahres versterben würde. Ein kurzes, aber sehr intensives Leben ging zuende.

"Das Tagebuch der Prinzessin Leia" ist mehrheitlich heiter geschrieben, für Fans ohnehin unerlässlich, blickt aber auch mit scharfem Blick hinter die Kulissen. Wer es nur wegen der Affäre mit Harrison Ford anschafft, wird ein wenig enttäuscht sein, wirklicher Mehrwert wird diesbezüglich nicht geboten. Wer das Buch liest, sollte es wegen Carrie Fisher lesen, ihrer guten Beobachtungsgabe und ihrem scharfen Blick unter die Oberfläche. Mehrere Fotos von Leia wie Carrie sind Highlight des äußerlich wie innerlich gelungenen Buches.


Die US-amerikanische Schauspielerin Carrie Fisher (21. Oktober 1956 - 27. Dezember 2016) wurde durch ihre Rolle der Prinzessin Leia in der Star Wars-Saga berühmt. Neben zahlreichen angesehenen Filmen wie Blues Brothers, 3 Engel für Charlie - Volle Power oder Harry und Sally machte sie sich auch als Autorin einen Namen. Die sympathische Frau wurde nicht nur vom Publikum gefeiert, sondern auch von Kollegen verehrt. Ihr plötzlicher Tod löste weltweite Trauerbekundungen aus.

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