Titel: Das Tagebuch der Prinzessin Leia
Autorin: Carrie Fisher
Originaltitel: The Princess Diarist
Verlag: Hannibal Verlag
ISBN: 978-3854456254
Euro: 19,99
Veröffentlichungsdatum: März 2017
Seiten: 240
Kein Serientitel
Come in: Vom Verlag
Meinung
Carrie
Fisher, bekannt geworden durch ihre Rolle als Prinzessin Leia in "Star
Wars", fand vor nicht allzu langer Zeit alte Tagebücher, die sie mit
neunzehn Jahren während der Aufnahmen zu eben diesem Film geschrieben
hat. Sie entschied, diese zu veröffentlichen. Ob das nötig war, darüber
mag man streiten, die Antwort, warum
sie es tat, gibt sie mit diesem Buch selbst. Nicht selten ereilt den
Leser beim umblättern das Gefühl, die Autorin habe sich eine gewaltige
Menge Frust vom Herzen geschrieben, der sie allerdings bis zuletzt nicht
losgelassen hat. Obwohl sie sehr munter und unterhaltsam schreibt,
weist sie doch auf diverse Missstände hin, die sich auch nach vielen
Jahrzehnten nicht gebessert haben.
Das eigentliche "junge" Tagebuch
ist mittig des Hardcovers zu finden, farblich hübsch abgesetzt.
Eingeleitet wird "Das Tagebuch der Prinzessin Leia" jedoch zunächst mit
einigen allgemeinen Informationen zu Elternhaus, Schulzeit und
schließlich dem Cast zu "Star Wars". Unter einer frischen Feder fliegen
die Seiten hier nur so vorbei. Die weltbekannte Frisur wurde einst von
Fisher und ihrer Stylistin selbst ausgewählt, was ein gar nicht so
einfacher Weg war; zunächst gab es Skizzen, dann wurden verschiedene
Frisuren aus diversen historischen Epochen ausprobiert, bis schließlich
beide zufrieden waren. Fisher, die immer mit sich und ihrem Körper
haderte, beschreibt ihr Gesicht bis heute als mollig und da habe eben
nicht jede Frisur "gesessen". Die Neunzehnjährige wurde übrigens vor
Drehbeginn in ein Abnehmcamp geschickt, da man fand, sie sei für die
Rolle zu dick. Aber da sich damals niemand mit den gesundheitlichen
Folgen auseinandergesetzt hat, nahm sie nicht die gewünschten fünf Kilo
ab, was allerdings niemand merkte. Dass sie auch in einer "normalen"
Figur Eindruck machte, beweisen zahlreiche Poster, die noch heute gern
aufgehängt werden.
Auf einer Party nach Drehschluss kam die junge
Frau einst in eine missliche Lage, als zwei Arbeiter ihre angeheiterte
Lage ausnutzen wollten. Niemand Geringerer als Harrison Ford rettet sie.
Was an diesem Abend zwischen den beiden geschah, weitete sich zu einer
mehrmonatigen Beziehung aus. Wirklich ins Detail geht Fisher nicht, aber
die überschaubaren Seiten des "jungen" Tagebuchs sprechen für sich. Ein
wenig pubertär und sicherlich auch naiv schildert eine hochintelligente
Frau ihre Beobachtungen - und hinsehen hat sie gelernt. Es gibt dort
einige Zeilen, so kurz sie sind, so extrem treffend sind sie auf den
Punkt gebracht. Fisher hat sich schon früh mit sich und ihrer Umwelt
stark auseinandergesetzt und sich und andere stets hinterfragt.
Später
folgen wieder einige vergnügliche Erzählungen. Aber auch hier wird
deutlich, dass, hätte die Autorin eine Wahl gehabt, sie sich vielem
sicher nicht ausgesetzt hätte und ganz bestimmt nicht in dieser Art und
Weise. Die Schauspieler haben nämlich am wenigsten von "Star Wars"
gehabt, auch wenn die Filme ohne sie nicht einmal annähernd so berühmt
geworden wären. An Dinge wie Merchandising hat damals nie jemand gedacht
und so wurde keiner an den Rechten dazu beteiligt. Nur mit Auftritten
oder gemeinsamen Fotos mit Fans oder eben Büchern verdienten sie etwas.
Am
meisten gehadert hat Fisher mit der Szene im Metallbikini, die sie
natürlich trotzdem gespielt hat. Am Ende des Buches, im Kapitel "Die
Sensation neben mir" besucht Fisher zusammen mit ihrem geliebten Hund
Gary das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, in der Leia ausgestellt
wird. Trotz der vielen Dinge, die auch dieser Charakter im Film getan
hat, immerhin auch eine der ersten Rollen, in der eine Frau wirklich
zugepackt und etwas verändert hat, ist nur eines geblieben: Leia im
Metallbikini, einer Leine um den Hals und hinter sich Jabba, ihren
Sklavenhalter. Also auch nicht die wehrhafte Leia, die eben diesen Jabba
später mit eigener Hand tötet und sich selbst aus dieser misslichen
Lage befreit - ebenfalls in dem sehr knappen Metallbikini.
Ihre
Angst, nur als Prinzessin Leia, auf den Punkt gebracht mit dieser
einzigen Szene, im Gedächtnis der Leute zu bleiben, schwingt zwischen
den Zeilen mit. Bereits im Februar 2016 für das Release im November 2016
geschrieben, ahnte Fisher sicher nicht, dass sie kurz nach Weihnachten
desselben Jahres versterben würde. Ein kurzes, aber sehr intensives
Leben ging zuende.
"Das Tagebuch der Prinzessin Leia" ist
mehrheitlich heiter geschrieben, für Fans ohnehin unerlässlich, blickt
aber auch mit scharfem Blick hinter die Kulissen. Wer es nur wegen der
Affäre mit Harrison Ford anschafft, wird ein wenig enttäuscht sein,
wirklicher Mehrwert wird diesbezüglich nicht geboten. Wer das Buch
liest, sollte es wegen Carrie Fisher lesen, ihrer guten Beobachtungsgabe
und ihrem scharfen Blick unter die Oberfläche. Mehrere Fotos von Leia
wie Carrie sind Highlight des äußerlich wie innerlich gelungenen Buches.
Die
US-amerikanische Schauspielerin Carrie Fisher (21. Oktober 1956 - 27.
Dezember 2016) wurde durch ihre Rolle der Prinzessin Leia in der Star
Wars-Saga berühmt. Neben zahlreichen angesehenen Filmen wie Blues
Brothers, 3 Engel für Charlie - Volle Power oder Harry und Sally machte
sie sich auch als Autorin einen Namen. Die sympathische Frau wurde nicht
nur vom Publikum gefeiert, sondern auch von Kollegen verehrt. Ihr
plötzlicher Tod löste weltweite Trauerbekundungen aus.
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