Dienstag, 25. November 2014

(Gesammelt) Rezensionen abseits der Phantastik


Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ - Giulia Enders
Ausgerechnet der Darm! Das schwarze Schaf unter den Organen, das einem doch bisher eher unangenehm war. Aber dieses Image wird sich ändern. Denn Übergewicht, Depressionen und Allergien hängen mit einer gestörten Balance der Darmflora zusammen. Das heißt umgekehrt: Wenn wir uns in unserem Körper wohl fühlen, länger leben und glücklicher werden wollen, müssen wir unseren Darm pflegen. Das zumindest legen die neuesten Forschungen nahe. In diesem Buch erklärt die junge Wissenschaftlerin Giulia Enders vergnüglich, welch ein hochkomplexes und wunderbares Organ der Darm ist. Er ist der Schlüssel zu einem gesunden Körper und einem gesunden Geist und eröffnet uns einen ganz neuen Blick durch die Hintertür.

Als Leihgabe zu mir gekommen, da ich mich als Neurodermitis-Patientin schon immer sehr für den Darm und seine Auswirkungen auf meine Haut interessiert habe. Giulia Enders hat es mir endlich sehr fundiert und sehr einfach erklärt, abgesehen davon, dass sie aktuelle Studien mit eingeflochten hat. Wer es also ganz genau wissen will, kann es selbst in wissenschaftlich nachlesen. Sie ist auf jeden Fall voll dabei und mitten im Thema, begeistert von dem, was sie da tut und das allein reißt den Leser förmlich mit.
So richtig viel Neues habe ich nicht erfahren - wie gesagt, ich beschäftige mich seit Jahren mit diesem Organ - aber an die Welt der Mikroorganismen und Bakterien bin ich SO noch nie herangeführt worden. Man möchte nach dem Lesen meinen, wir Menschen lebten nur, weil diese Organismen ein Zuhause brauchen.
Besonders hervorzuheben ist, dass sich die Autorin nicht scheut, Dinge beim Namen zu nennen und gezielt zu be- und umschreiben. Das ist auch schon an so mancher Überschrift zu spüren, an die sich gewöhnt werden will.
Wer es ohne Umschweife und sehr vereinfacht und ganz nebenbei sogar unterhaltsam haben will, der sollte zugreifen.


"Herr Müller, Sie sind doch nicht schwanger?!": Warum das Berufsleben einer Frau für jeden Mann ein Skandal wäre - Martin Wehrle
Was wäre los im Land, wenn Männer ein Fünftel weniger als Frauen verdienten? Wenn sie bei Beförderungen übergangen und beim Reden dauernd unterbrochen würden? Wenn sie leichtbekleidet im Sekretariat sitzen und für Chefinnen den Kaffee kochen müssten? Die Hölle wäre los! Dass Frauen so behandelt werden, ist aber ganz normal. In seinem neuen Buch dreht Martin Wehrle den Spieß um: Da passiert das alles einem Mann, der eines Morgens als Frau aufwacht, Herrn Müller. Ein Kunstgriff, der die tägliche Diskriminierung lächerlich macht und den Skandal verdeutlicht. Was auf den ersten Blick amüsiert, beschämt auf den zweiten – und fordert für Frauen das Recht auf Erfüllung, auf Karriere mit (und ohne) Kind und auf ein anständiges Gehalt. Das Buch zeigt Frauen, wie sie Fallen im Beruf umgehen, ihre Wünsche durchsetzen und ihr persönliches Glück finden. Zukunftsweisende Aussagen - amüsante Lektüre.

Als Tausch zu mir gekommen, begegnete ich diesem Buch zunächst mit Skepsis, schließlich hat es ein Mann verfasst. Aber es ist fachlich wie qualitativ hervorragend - schon die weiterführende Literatur ist Gold wert - es ist ebenso skuril, humorig, leider wahr und sprachlich gewand verfasst. Peter wacht eines Morgens als Petra auf und ändert sich auch nicht mehr um, am Ende gar will er es auch nicht mehr. Es ist eine Mischung aus Roman und Sachbuch, Kurve immer gekriegt, liest sich auch weg wie nichts. Wertvolle Informationen - durchaus auch für beide Geschlechter in etwa wie man bei Gehaltserhöhungen verhandeln sollte - fließen durch den Autor, ein Karrierecoach, selbst in der Form von Chats und Interviews mit ein. Ob alles übertrieben ist, liegt im Auge des Betrachters, Zahlen belegen jedoch, dass Frau immer mehr geben muss, als ein Mann und oft, wenn auch nicht immer, dafür entweder gar nicht oder geringer entlohnt wird.
Wehrle zeigt Petras neues Leben, stellt sie vor reale (weil von Frauen seiner Seminare abgekupferten wahren Situationen) Probleme und - zeigt reale und reelle Lösungsansätze.
Am Ende wird klar: Es sind nicht (nur) die Männer, die sich im Denken verändern müssen. Es liegt an uns selbst - packen wir es an, Frauen.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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