Titel: Losbruch der Weltenläufte
Autor: Marko Z. Kristin
Originaltitel, 505 Seiten
ISBN: 978-3981606911
Euro: 15,99
http://www.allwind-verlag.de/
Ein paar Eindrücke aus meiner Zeit in Asien, und deren Einfluss auf WüstenEis.
Ich
verbrachte über zweieinhalb Jahre in Indonesien, Malaysia und Thailand,
studierte und arbeitete dort. Diese Zeit, die Erfahrungen, die ich dort
sammeln konnte, halfen mir auf entscheidende Weise, mein archaisch
inszeniertes Epos "WüstenEis" ausdrucksstark und authentisch zu
verfassen.
Weshalb?
Alle Gründe angemessen zu beschreiben, würde
den Rahmen dieses Beitrags zweifelsohne sprengen. Daher beschränke ich
mich im Folgenden auf die Punkte, die mir am stärksten im Gedächtnis
blieben.
Das riesige Inselarchipel Indonesien ist wie ein
gewaltiger Schmelztiegel wo alle Weltreligionen mit alt traditionellen
Glaubensrichtungen, wie sie tatsächlich einst dort entstanden, vermischt
werden.
Da ich großen Wert darauf lege, die Kulturen meiner
fantastischen Völkerstämme, wie sie Eben~Welt behausen, nachvollziehbar
herauszuarbeiten, war es eine große Bereicherung in diesen "irdischen"
Kulturschmelztiegel tief reichenden Einblick zu erlangen. So lebte ich
einige Monate bei einer javanischen Familie in Yogyakarta. Wie die
meisten Javaner sind auch sie Muslime. Doch erfuhr ich bei ihnen, dass
dort der Islam nicht etwa einfach adaptiert wurde, sondern unter dem
Einfluss der beibehaltenen javanischen Traditionen zu ihrer "eigenen"
Religion wurde. Das Weiterleben vieler ursprünglicher Traditionen unter
der Annahme einer eingeführten Religion hat mich sehr beeindruckt, zumal
ich es mir vorher so nicht hatte vorstellen können.
Neben der
Inspiration zur Kreierung von Glaubensrichtungen, Traditionsbildern und
deren Einfluss aufeinander, waren die altertümlichen Aspekte im
alltäglichen Leben ein weiterer Punkt, die meine Vorstellung von
archaischen Zeiten lebendig machte. Genannte javanische Familie ist
verhältnismäßig wohlhabend, lebt seit Generationen in einem großräumigen
Haus, und steht in ihrer Nachbarschaft in hohem sozialem Ansehen. Des
Öfteren kamen Nachbarn um das Familienoberhaupt, den Großvater, in
verschiedenen Angelegenheiten um seinen Rat zu bitten. Auch innerhalb
der Familie verkehrt man miteinander unter der Wahrung eines
traditionellen Hierarchiebildes. Diese regelt beispielsweise, wie man
wen ansprechen sollte oder sich ihm gegenüber zu verhalten hat.
Besonders die Rolle der Haushälterinnen, die in europäischen Augen schon
eher das Dasein von "Dienerinnen" bekleiden, empfand ich zum einen
natürlich als äußerst befremdlich, zum anderen jedoch als hautnahe
Inspiration. In dieser Familie wurden die Haushälterinnen wirklich mit
angemessenem Respekt behandelt, gut entlohnt (was dort keineswegs immer
der Fall ist), und doch hatten sie eben alle Arbeiten zu leisten, die
man von ihnen erwartete, sich speziell zu gewanden und konnten sich nur
zum Schlafen zurückziehen. Durch diese Strukturen innerhalb des
Familienlebens, und dem alten, traditionell errichteten Anwesen, hatte
ich oft das Gefühl, mich in einer Art antikem Haushalt zu bewegen.
Durch
WWF-Indonesia bekam ich schließlich die einmaligsten Erlebnisse
ermöglicht. Ich begleitete Forscherteams in die entlegensten Regionen
Borneos, im Herzen der gewaltigen Regenwaldinsel, um soziale und
wirtschaftliche Studien mit ursprünglichen Völkerstämmen der Dayak
durchzuführen. Innerhalb ihrer Kommunen überleben sie noch größtenteils
autark, wodurch sie stark an den Rhythmus der Natur gebunden sind. Sie
leben von der Jagd und eigenständiger Bewirtschaftung der Gebiete nahe
ihrer Dörfer. Trotz christlichem Einfluss verehren sie weiterhin
archaische Naturgeister, die ihnen seit Jahrtausenden auf spiritueller
Ebene begegnen. Ich bekam die seltene Gelegenheit verschiedenen
Heilungszeremonien durch eine Dorfschamanin beizuwohnen, war Teil dieser
Prozeduren, in denen geheiligter Rauch und Skelettfragmente geehrter
Tiere um Beihilfe gebeten werden.
So war ich beispielsweise einmal
mit meiner Begleiterin (ebenfalls eine deutsche Volontärin) in einem
Dorf alleine. Für vier Tage war es unsere Aufgabe, die Bewohner über
gewisse Sachverhältnisse aufzuklären, während der Rest des 10-Köpfigen
WWF-Teams über einen großen Fluss weiterreiste zu einem anderen Dorf.
Keine 24 Stunden nach ihrer Abreise wurde meine Begleiterin sehr krank,
bettlägerig, wo es kein Bett gab, sondern wir auf nackten Holzpanelen
schliefen. Laut des Dorfoberhauptes bestand der Verdacht auf ein
bestimmtes Blutfieber, das zu den vielen Malaria-Arten gehört, und im
schlimmsten Falle tödlich endet. Ein Dorf weiter war vergangene Woche
ein junger Mann an dieser Krankheit gestorben. Auf unserem Weg hierher
waren wir an der Totenfeier vorbei gekommen. Da wir weder angemessene
Medikamente dabei, noch die Möglichkeit hatten uns mit den übrigen
Mitgliedern von WWF in Verbindung zu setzen, gerieten wir in schwere
Sorge. Nach der folgenden Nacht, in der sich das Fieber meiner
Begleiterin weiter erhöht hatte, wandte sich die Frau des
Dorfoberhauptes, in dessen Hütte wir untergekommen waren, an uns.
Sie
erklärte, es sei unbedingt notwendig, dass sie meiner Begleiterin eine
Spritze geben würde. Als uns klar wurde, dass diese Spritze bereits
mehrfach benutzt worden war, und die Frau uns nicht erklären konnte
welches Medikament sie genau zu injizieren gedachte, blieb uns nichts
anderes übrig, als diese wohlwollende Hilfe abzulehnen. Wodurch wir
bereits gewisse Respektlosigkeit zeugten und sich unsere Situation
zunehmend verkomplizierte. Da kam mir in der Verzweiflung die Idee, es
mit der Dorfschamanin zu versuchen. Diese Hilfe, so erklärte ich meiner
erschöpften Begleiterin, würde mit Sicherheit kein ungewisses Risiko
bergen, und wir würden unser Vertrauen in die Dayakschen Traditionen
beweisen. Sie willigte ein. Mit dem Untergehen der Sonne brachte uns die
Frau des Dorfoberhauptes zu der Hütte der Schamanin. Es handelte sich
um eine Frau, deren Alter ich unmöglich einschätzen konnte. Ihr
wettergegerbter, arbeitsgeformter Körper wirkte ziemlich alt, ihr
Gesicht jedoch trotz vieler Falten jugendlich und ihre Augen hellwach.
Trotz der verbrauchten Erscheinung ihres Körpers bewegte sie sich rasch
und ohne Umstände. Der Umstand, dass sie mein Indonesisch kaum verstand,
sondern nur im lokalen Dialekt sprach, verriet mir allerdings, dass sie
doch bedeutend älter sein musste, als es den Eindruck machte.
Fortsetzung folgt.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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