Samstag, 7. September 2013

(Buchgedanken) Hässliches Cover - gute Story verpasst?


Als ich kürzlich Jo Waltons "In einer anderen Welt" las, stieß ich dabei auf eine Szene, in der die Hauptfigur Mori von einer Schulkameradin ein Buch geschenkt bekommt. Die Handlung spielt in den Jahren 1979/80 und "Per Anhalter durch die Galaxis" war frisch erschienen. Mori liest sehr viel und sie liebt SF und auch ein bisschen Fantasy, aber Adams Buch war - trotz ihres immensen Buchverschleißes - nicht einmal in ihr Blickfeld geraten. Doch als sie es gelesen hat, ist sie begeistert: "(...) aber wie sich herausstellt, ist es umwerfend komisch und äußerst geistreich, sodass ich mich nun ehrlich bedanken kann, denn ich hätte es mir nie im Leben gekauft, weil es aussieht wie der letzte Quatsch." (S. 202)

Dass sich einige Bücher hervorragend verkaufen, weil sie sehr aufwendig gestaltete Cover besitzen, ist bekannt. (Ob der Inhalt dann auch jedes Mal mithalten kann oder nur die hübsche Verpackung den Konsum angeheitzt hat, sei jetzt mal dahingestellt.)
Aber wie oft mag es vorkommen, dass ein Buch, eine Geschichte, die es wert war erzählt zu werden, eine Verpackung erhält. Punkt. Sie mag weder aufwendig noch passend sein, oft abweichend von dem, was der Text bietet, schrill, zu gedacht marktorientiert oder schlicht 08/15. Zu aufmerksamkeitsheischend, altbekannt - anders.
Und wir Leser gehen daran vorbei. Glauben, es sei etwas, das uns ohnehin nicht ansprechend wird. Schließen vom Äußeren aufs Innere.

Ich muss gestehen, ich habe mir schon Bücher zugelegt - getauscht allerdings, nicht gekauft - eben weil sie ein eher unansehnliches oder "abweichendes" Cover besaßen.
"Sabella. Der letzte Vampir" von Tanith Lee war so eines. Hier jedoch hielt mich auch der Autorenname dazu an. Auch bei "Tochter des Schattens" von Robin McKinley ging es mir ähnlich, wenngleich mich hier letztendlich der Klappentext überzeugen konnte.
Nun mag man einwenden, dass beide ja schon ein paar Jährchen auf dem Buchdeckel haben.
Doch auch an Alma Alexanders "Die verborgene Königin" wäre ich wohl vorbei gegangen, hätte mir nicht jemand das Buch in die Hand gedrückt. Das Cover gaukelt einfach etwas vor, dass so nicht gegeben ist und es hätte mir, jetzt im Nachhinein nach dem Lesen gesprochen, sehr leid getan, hätte ich es verpasst.

Warum also immer das hochwertigste, bestaussehende Cover, wenn wir doch alle wissen, dass es letztendlich nur auf die inneren Werte ankommt?

13 Kommentare:

  1. Soll ich ehrlich sein? Ok. Ich halte dieses "Das Cover ist mir völlig egal, ich achte nur auf den Inhalt" für gutmenschlichen Unfug. Das geht einfach überhaupt nicht. Es gibt soooooo viele Bücher, wenn es nicht gerade eine Empfehlung, ein bekannter Autor oder ein Verlag, von dem ich bei den Vorschauen eh jeden Klappentext lese, ist, dann kann ich - und auch jeder anderer normale Mensche, außer er hat Röntgenaugen und scannt innerhalb von Sekunden den Inhalt - nur von einem angesprochen werden: Dem Cover.

    Das geht einfach nicht anders, das Innere sieht man nicht, was also würde einen Veranlassen, das Buch überhaupt in die Hand zu nehmen und den Klappentext zu lesen. Der kann ja dann immer noch nicht ansprechen und man kauft das Buch dann trotz tollen Covers nicht, aber warum die weniger schön gestalteten Cover schlechtere Chancen haben, ist doch offensichtlich. Auch wenn es viele nicht zugeben wollen, weil es als oberflächlich gilt, aufs Äußere zu achten. "Es geht ja um den Inhalt, blablabla" - ja, aber den ganz du nicht innerhalb von Sekunden sehen. Es ist also nicht oberflächlich, wir haben Augen, es ist ganz normal.

    Nebenbei, so wie ich bei jedem tollen Cover natürlich auch den Klappentext lese, weil es Unsinn ist, ein Buch nur wegen des Covers zu kaufen, ist es genauso Unsinn ein Buch wegen eines unansehnlichen Covers zu kaufen. Es gibt so viele häßliche Bücher, die Chance darunter ein Goldstück zu finden, ist minimal. Deswegen habe ich deinen letzten Abschnitt auch erst gar nicht verstanden. Und letztendlich hast du ja auch keines der Bücher gekauft, "weil" es ein weniger schönes Cover hatte, sondern weil du den Autor kanntest, dir der Klappentext gefallen hat oder weil du es in die Hand gedrückt bekamst.

    Schöne Cover sind einfach Eyecatcher, wenn man sich die Auslage im Buchhandel ansieht, die Mengen dort, kann man wohl kaum fragen, warum sie existieren. Aber bei diesen "es kommt ja nur auf die inneren Werte an" sage ich immer: Gut, graue Pappe und Titel in neutralem Times New Roman drauf? Bei allen Büchern? Wär das "schön" in der Buchhandlung, oder? Kommt ja eh nur aufs innere an.

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    1. Hallo und willkommen im Blog. :)
      Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass a)Du nicht ganz verstanden hast, was ich ausdrücken wollte oder b)ich es so ausgedrückt habe, dass es nicht verständlich ist.
      Ein Cover ist nicht unwichtig, aber ich denke, wir sollten uns nicht davon leiten lassen. Es gibt sehr viele Bücher, die ein Cover erhalten haben. Punkt. In den meisten Fällen passt es nicht zum Inhalt und wir gehen dran vorbei, weil wir denken, es entspräche nicht unseren Lesegewohnheiten. Vielleicht sollten wir öfter mal über den eigenen Tellerrand schauen und auch mal zu Covern greifen, die wir sonst eher nicht anziehend finden und dementsprechend nicht in die Hand nehmen würden. Eben auch mal Cover, die (auf den ersten Blick?) total hässlich sind. Denn erst, wenn man genauer hinsieht, kann überhaupt so etwas wie den Autorennamen oder den Titel oder den Klappentext sehen.

      Persönlich habe ich übrigens schone inige Male darüber nachgedacht, ob es nicht eine schlechte Idee wäre ein einfarbiges Cover mit Text zu fabrizieren. Dann schauen wir Leser vielleicht wirklich mal genauer hin, nicht nur aufs Cover. Eben WEIL es so viele Bücher gibt. Dann könnten wir auch anderen nicht zu unterschätzenden Dingen entgegenwirken:
      http://verlorene-werke.blogspot.de/2013/08/wie-am-flieband-oder-was-vom-buche.html
      In Zeiten des Internets, wo es nicht mehr relevant ist in den Buchladen zu gehen, wo viele ohnehin im www einkaufen ... außerdem sollten Empfehlungen, Autorennamen (Lieblingsautoren) und was Du noch aufzählst reichen. Damit kommen sicher genaug Bücher zusammen, an denen man Spaß haben kann. Einen riesigen SuB haben wir ja oft eben auch, weil wir im Moment von etwas angesprochen werden (Cover, Marketing, etc.) und dann doch Monate brauchen um überhaupt die Zeit und Lust zu finden, das Buch zu lesen.
      Nein, das Cover sollte uns nicht leiten. Man schaut hin, na klar, aber nicht alles was zählt ist das Visuelle. Was dann nach dem ersten Hinschauen passiert, das ist es, was uns unterscheidet. Ob das dann aber "gutmenschlich" ist, wenn man sich für mehr interessiert als ein Bild, sei dahingestellt. ;-)
      Mori, oben aus meinem Beispiel, hätte auf diese Art jedenfalls ein Buch verpasst, an dem sie wirklich viel Spaß hatte.





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  2. Ich bin nicht wirklich eine "Stöberkäuferin", daher ist mir das Cover prinzipiell egal, wenn es darum geht, nach welchem Buch ich greife. Ich bekomme Empfehlungen von Freunden, lese Rezensionen auf Blogs und hab noch eine ganze Liste von Klassikern und diversen älteren Büchern, die ich mal lesen möchte.
    Allenfalls in der Bücherei stöbere ich manchmal ungezielt, aber da geh ich auch nicht nach dem Cover, weil man da ohnehin nur die Buchrücken sieht. Da ist es dann eher der Titel, der mich anspringt - der ist allerdings auch nicht aussagekräftiger als ein Cover. ;-)

    Das heißt nicht, dass mich ein schönes Cover nicht begeistern könnte, aber ein Kaufgrund war es für mich eigentlich noch nie.
    Umgekehrt passiert es schon eher - dass mich ein Cover abschreckt. Nicht einmal, weil ich es hässlich finde, sondern weil es mir eine andere Geschichte suggeriert als die, die man dann vorfindet. Die alten "Lied von Eis und Feuer"-Cover etwa vermitteln den Eindruck als handle es sich um kitschig-heroische Fantasy im Stil von Conan. Das Cover von "Fortunas Flug" lässt an Romantasy denken.
    Beim ersten Blick würde ich also bei diesen Büchern vermuten, dass sie nicht in mein "Beuteschema" fallen. Deshalb halte ich es auch für absoluten Unsinn, wenn Bücher ein Cover bekommen, das es vermeintlich in ein anderes Subgenre einordnet, nur weil dieses gerade beliebt ist. Das führt dann nur dazu, dass die eigentliche Zielgruppe nicht darauf aufmerksam wird und zig Leser enttäuscht sind, weil sie aufgrund des Covers was anderes erwartet hätten.
    Aber gut, das ist wieder ein anderes Thema ...

    Wenns nach mir ginge, dann dürften übrigens auch gern alle Cover ganz simpel (bis hin zu einfärbig) sein, wenn auch mit schöner Typografie. Bei meinen Cover-Vorlieben gilt: Umso schlichter, umso besser (die meisten Hardcover gefallen mir ohne Schutzumschlag sogar besser).
    Ich bin halt ein Farbharmonie-Mensch und mag diese bunte Mischung, wo rot neben grün neben schlichtem beige steht, in meinen Bücherregalen nicht so wirklich. Das ist so viel Unruhe!

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    1. Das "andere" Thema beschäftigt mich auch immer öfter. Da hat man ein Buch gelesen, das einem gefallen hat udn man schaut nach anderen Meinungen dazu und liest dann nur negative, nicht weil es schlecht gewesen wäre, sondern weil es etwas anderes gewesen ist "als ich erwartet habe". *narf*
      Mich hat früher schon immer die Person gewundert, die auf einem Cover drauf war, weil sie niemandem IM Buch ähnelte.
      Jendenfalls: *nick*

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    2. Im Grunde ist es ja ein Leserbetrug: Es wird einem von außen etwas anderes vorgegaukelt als das, was man innen findet. Und was bringt es denn, wenn das Cover einfach dem entspricht, was gerade "in" ist und dann diejenigen, die das Buch kaufen, etwas ganz anderes erwarten, während diejenigen, für die das Buch geeignet ist, es mit dem Gedanken "ist nicht mein Fall" zur Seite legen?
      Das führt dann nur zu den von dir erwähnten Rezensionen. Sehr sinnvoll ...

      Ich finde das wirklich ziemlich ärgerlich. Aber ja, genau das ist der Grund, weshalb man eben nicht zu sehr aufs Cover achten sollte.

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    3. Leserbetrug ist das richtige Wort dazu. Vielleicht ist nur wichtig, dass sich das Buch verkauft und beim Rest "Schwamm drüber"?

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  3. Im Prinzip stimme ich dir zu und würde eigentlich auch gerne weniger auf die Cover achten - aber in der immensen Fülle der verfügbaren Bücher und Neuerscheinungen erwische ich mich doch immer wieder dabei, nach Covern vorzusortieren! Wobei ich da auch schon öfter festgestellt habe, dass nicht das drin ist, was ich nach dem Cover erwartet hätte...

    Ich finde, wenn ein Cover gut ausgewählt ist und man danach tatsächlich einen guten Eindruck gewinnt, welches Genre man zu erwarten hat, dann ist das schon eine feine Sache - schade nur, dass das eben öfter mal nicht so ist!

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    1. Cover beeinflussen uns alle, das ist klar. Aber was nach dem ersten Anblick geschieht, das ist es was zählt. Wer weiß, was Dir schon alles entgangen ist, nur weil Du an diesem visuellen Prinzip festhälst? ;-)

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  4. karin8.9.13

    Hallo Soleil,

    egal was wir tun, wir wollen erst einmal mit unseren Sinnen angesprochen werden und einer der wichtigen ist da das "Sehen". Das geht erst einmal vor.

    Beispiel Kuchentafel welche Kuchen gehen am schnellsten/besten weg welche die bunt und viel mit Deco haben. Ein einfacher Marmorkuchen hat es da schwer, wenn er in der Masse von überzuckerten anderen Kuchen steht oder?

    Genau so ist es mit Büchern, dass Buch muss erst einmal auffallen in der Masse und somit bleibt es auch beim Betrachter hängen.

    Vielleicht ist der Inhalt eher mittelmäßig genau wie übermäßig verzierte Kuchen, aber das Auge ist bei beiden halt mit und im zweiten Biss/Blick kommt man der Lüge/mangelhaftes Buch/Kuchen erst auf die Schliche...

    LG..Karin..

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    1. Aber genau das ist es doch. Du kaufst doch nicht den erstbesten, Du gehst erst einmal die ganze Reihe ab und schaust Dir alle Kuchen an. UND: Du liest, was auf den Schildchen davor steht, was für ein Kuchen das überhaupt ist. Was ist, wenn der Kuchen toll aussieht, aber Blaubeeren enthält, die Du gar nicht magst (ich jedenfalls nicht)?
      Und mehr sage ich nicht: Schaut genau hin und nehmt nicht hirnlos das erstbeste, nur weil es bunt ist und blinkt.

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  5. karin9.9.13

    Hallo Soleil,

    schreiben wir jetzt an einander vorbei oder?
    Denn ich habe genau das mit meinem Kuchenbeispiel doch gemeint!!

    Hm, also ich schaue mir alles immer sehr genau an und gebe auch nicht viel auf Werbung usw.

    LG..

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    1. Dann haben wir uns missverstanden :(
      Ich schaue auch gern hin, was ich in meinen Haushalt hole, aber beeinflusst werde ich sicher noch mehr als genug. Das ist auch nicht weiter schlimm, wenn man sich davon nicht allein leiten lässt, finde ich.

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  6. karin12.9.13

    Hallo Soleil,

    O.K. alles klar!

    LG..Karin..

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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