Samstag, 16.03.
Heute ist der
wichtigste Tag. Der Tag mit den großen Besucheransturm. Der Tag, an dem
die Messe fast aus allen Nähten platzen wird.
Doch bevor das Chaos
losgeht, unterhalte ich mich an unserem Stand mit Klaus N. Frick
(Chefredakteur bei Perry Rhodan, VPM).
Kurz nach dem Gong
kommt mein Vater vorbeigeschlendert. Er wird heute einen ganzen Tag
Messeluft schnuppern und am Abend unser Chauffeur sein. Leipzig ist
Umweltzone, unser Lieferwagen hat keine Plakette bekommen und wir haben
heute wieder unsere mittlerweile traditionellen Lesungen in der
„Absintherie La Petite“ in der Münzgasse.
Wenig später trifft
Verstärkung für den Stand ein. Mark Staats („Aufstieg einer Heldin“)
taucht mit seiner Freundin auf, übernimmt für eine Weile Standwache und
will uns rigoros rauswerfen.
„Ihr müsst auch mal was von der Messe sehen“, meint er.
Tina
nimmt das Angebot nur zu gern wahr. Mir selbst ist unwohl bei der Sache
– ich fühle mich, als würde ich meinen Stand in Stich lassen. Dabei
weiß ich, dass er in guten Händen ist. Aber trotzdem passt es. So kann
ich in Ruhe ein Einzelgespräch mit Alfred Wallon über unsere
Zusammenarbeit an „Dark Worlds“ führen, ohne mich nebenher um Kunden
kümmern zu müssen.
Meine Autorin Mara Laue
(Ashton-Ryder-Trilogie) taucht auf und posiert mit Alfred und mir für
ein möglichst seriöses Messefoto.
Wenig später taucht auch
Vincent Voss auf. Er wird sofort wegen unserer Absinth-Lesung von
Carolin Gmyrek in Beschlag genommen (Bild 24).
Gegen 13:40 verlasse
ich den Stand Richtung Halle 3. Ich habe ein Interview mit Oda Plein von
den Mindcrusher Studios. Dummerweise habe ich die Rechnung ohne die
ziemlich kopflosen Security-Leute von der Messe gemacht, die selektiv
die Übergänge zwischen den einzelnen Hallen in Einbahnstraßen umwandeln
und Massen an Besuchern weiträumig umleiten … über die Halle 5.
Mit 5
Minuten Verspätung tauche ich zum Interview auf und muss feststellen,
dass Oda ebenfalls noch irgendwo festhängt. In Gedanken notiere ich mir,
in Zukunft keine Termine am Samstag außerhalb meines Standes
auszumachen.
Das Interview macht Spaß und nimmt nicht viel Zeit in
Anspruch. Trotzdem bleibe ich am Stand hängen, unterhalte mich lange mit
Oda über die Möglichkeiten einer gemeinsamen Zusammenarbeit und finde
es schön, dass man immer wieder auf solche Idealisten stößt, für die
Geld erst an zweiter oder dritter Stelle steht.
16 Uhr. Ich bin
endlich am eigenen Stand zurück, schwätze kurz noch mit meiner
Herausgeberin Fabienne Siegmund und Tarot-Autor Thilo Corzilius (beide
Bild 25 Mitte), posiere ein bisschen mit den Kriegern (Bild 26 mit Tom
Daut und Mike Krzywik-Groß), verkaufe ein paar Bücher und bereite mich
seelisch und moralisch auf die Ankündigung der Faulfleisch-Lesung vor.
Bild 25 |
Vincent
Voss startet auch gleich mit einem Brüller, der die Messehalle 2
vibrieren lässt. Dann beginnt er sofort damit, Leichenteile
auszukochen – zumindest verbal.
Ein schockiertes Elternpaar zieht sein
Kind weg. Tut mir leid, liebe Eltern – auch das ist Phantastik.
Trotz der fortgeschrittenen Stunde ist immer noch ziemlich viel los auf der Leseinsel.
Nach der Signierstunde geht’s dann auch schon ans Zusammenpacken für die Lesung.
18
Uhr. Der Gong erschallt, die Hallen leeren sich. Wir schließen unsere
Schubladen ab und räumen die Kisten für die Lesung ins Auto und fahren
mit unserem Auto vom Messeparkplatz, der die Nacht über zu ist.
Unser Plan: auf dem Globus-Parkplatz abparken, die Kisten ins Auto meines Vaters umladen und in die Stadt fahren.
Die
Realität: an einem Samstag Abend 18 Uhr im Dunkeln auf einem
Großmarkt-Parkplatz zu parken und ein Auto zu finden ist gar nicht so
einfach und kostet mehr Zeit als erwartet.
Aber gut – Aufgabe gelöst.
Wir sitzen zu fünft im Auto, neben meinem Vater (unser Fahrer) und
meiner Frau sitzen auch noch Carolin Gmyrek und Angelika Barth (die
Coverzeichnerin der „Geheimnisvollen Bibliotheken“) im Wagen.
Nächste Aufgabe: Schnell in die Stadt reinfahren, etwas essen und rechtzeitig zu meiner Lesung zu kommen.
Die
Realität: Stau, Baustelle, miese Parkplatzsituation vor Ort. Wir
brauchen über eine Stunde, um da zu sein. Aber alles noch kein Problem,
wir haben ja über eine Stunde noch Zeit. Aufgabe gelöst.
Nächste Aufgabe: Schnell mal eben etwas zu essen reinspachteln, gesättigt zur Lesung zu gehen und dort eine gute Show bieten.
Die
Realität: In der Suppenbar, in der Mark Staats und Vincent Voss einen
Platz gefunden haben, ist komplett voll. Also lassen wir uns um 19:40 in
der Pizzeria, die direkt neben der Absintherie liegt, nieder und
bestellen zügig.
20:25 nach mehrfachen Nachfragen verlassen Carolin
und ich die Pizzeria ohne Essen und gehen zu unserer Lesung. Tina bringt
die Pizzen 5 Minuten später nach. Zu spät, um sie noch vor der Lesung
zu vertilgen.
Die Lesung wird eine wirklich tolle Veranstaltung. Die
Absintherie ist mit 28 Besuchern mehr als gut besucht, so dass bereits
Gäste vor dem Notausgang Platz nehmen müssen während ich den
normalen Ausgang blockiere.
Vincent und ich lesen abwechselnd
aus unseren Büchern und oftmals unterstützen wir den anderen in
Dialogpassagen.
Direkt am Tisch vor mir sitzt ein kleiner
Störenfried, der zu allem und jeden was zu kommentieren hat. Na warte,
denk ich mir. Dich kauf ich mir noch. Während der Lesung aus der
„Theraphiestunde“ stehe ich plötzlich hinter ihm, lasse meine Pranke
schwer auf seine Schulter fallen und nähere mich mit meinem Mund an
seinen Hals, wie ein Vampir seinem Opfer. Ich fühle, wie er sich unter
meinen Griff versteift, während die anderen Zuschauer johlen. Für den
Rest der Lesung ist er um einiges ruhiger.
Den krönenden Abschluss
bietet eine lustige Drei-Personen-lesen-fünf-Rollen-Lesung, bei der fünf
phantastische Wesen versuchen, einen "Schatz von unermesslichem Wert"
zu finden.
Die Lesung die relativ überraschend, weil zumindest
Vincent und ich uns erst an dem Tag darauf vorbereitet haben und auch
nicht wissen, was uns im Detail erwartet.
Vincent sucht verzweifelt seinen Text und plauzt mitten in der Lesung heraus: „Mir fehlt ne Seite.“
Carolin: „Umdrehen. Rückseite.“
Vincent: „Oh, was für eine moderne Schatzkarte. Beidseitig bedruckt.“
An
manchen Stellen bin ich so fasziniert wie meine Mitleser, die Rollen
ausfüllen, das ich fast meinen Einsatz verpasse. Vincents Stimme bekommt
tatsächlich etwas entenhaft quakendes, wenn er den Owen liest. Und auch
wenn das eine oder andere schief geht, das Publikum hat seinen Spaß
dran.
Hier ein kleiner Mitschnitt: http://www.youtube.com/watch?v=3N7eNEcVd5M
Nach
der Lesung vertilge ich die Pizza und kurz vor Mitternacht verlassen
wir den Lesungsort. Irgendwann um 1 sind wir daheim, fallen todmüde ins
Bett und schlafen sofort ein.
Sonntag, 17.03.
Nach
der gestrigen Nacht sind wir heute nun erst gegen 9 auf dem Gelände und
lassen es ruhig angehen. Der große Kundenansturm am letzten Tag bleibt
aus.
Mara Laue stellt um 12 Uhr „Sanktuarium“, den Abschlussband
der Ashton-Ryder-Trilogie vor.
Bei der anschließenden
Signierstunde ist zum letzten Mal an diesem Wochenende richtig viel an
unserem Stand los.
Mit Boris Koch mache ich den
letzten Schluck Portwein nieder und diskutiere die Möglichkeit … aber
wirklich nur die Möglichkeit …
Die Zeit vergeht wie im Fluge und ehe
wir uns versehen, ist es 18 Uhr. Abbauzeit. Nach nur
einer Stunde ist alles im Auto untergebracht.
Auch WERKZEUGS hat
mittlerweile zugemacht und nachdem es keinen Kaffee mehr gibt,
ist für mich die Messe endgültig vorbei. Denn ohne Kaffee hat der Spaß
auf der Messe ein Loch.
Demonstrativ reiße ich das VIP-Bandl für die Autoren-Lounge ab. Die Messe ist vorbei.
Montag, 18.03.
Nach
dem Mittagessen bei meinen Eltern springen Tina, Emily und ich ins
Auto. Wir wollen so zeitig wie möglich zu Hause in Erlingen sein, damit
wir noch das Auto ausladen können. Die Fahrt verläuft ohne
Zwischenfälle.
Zu Hause landen alle Bücherkisten erstmal im Flur. In
den nächsten Tagen muss ich die beiden Neuerscheinungen versenden, da
wird einiges an Kisten weggehen. Und dann steht ja auch die nächste
Messe an.
Aber erstmal will ich nicht mehr an die Messe denken. Zur
Abwechslung arbeite ich abends mal nicht für den Verlag sondern schaue
mit Tina einen Film.
Mittwoch, 10.04.
Ich
schreibe den Nachbericht für das Verlagsgeplauder. Ja richtig, der
Nachbericht, der schon nach der Dresdner Schriftgut geschrieben sein
sollte.
Ich blättere durch meine Aufzeichnungen, schaue mir Fotos
an, schreibe, stelle zusammen, wühle in der Kiste mit den
Messeunterlagen durch Visitenkarten, versuche mich an Namen zu erinnern.
Dann fallen mir zwei gefaltete Zettel in die Hand. Mir wird heiß
und kalt. Da war doch was. Ich falte die Zettel auseinander und fluche.
Scheiße, nun habe ich die Rechnung von der Druckerei doch wieder vergessen …
Vielen Dank - das waren drei sehr interessante Berichte! Und mir hat es eigentlich recht gut gefallen, das es um die Leipziger Messe ging (auch wenn erst viel Pech im Spiel war), weil es eine der wenigen Messen ist, die ich auch mal besucht habe.
AntwortenLöschenIch war ja selbst hin und weg, als ich gesehen habe, worüber Torsten berichtet! Und für die vielen Fotos müssen wir der guten Seele hinter dem Verlag (die nicht bissig ist!) danke: Tina!
LöschenVielen lieben Dank an Euch beide.
PS: Welchen Film habt Ihr denn geschaut und wie war er?
Hallo Soleil,
AntwortenLöschenwar sicherlich eine coole Sache so!
Schöne Bilder, die mir auch eine gewissen Eindruck vermitteln.
Danke dafür und LG..Karin...