Titel: Der Geist an meiner Seite
Autorin: Megan Crewe
Originaltitel: Give up the ghost
Verlag: Oetinger
ISBN: 3841501079
Euro: 9,95
Veröffentlichungsdatum: September 2011
Seiten: 299
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Inhalt
Die sechzehnjährige Cassie - Cass - McKenna ist seit dem Tod ihrer älteren Schwester Paige vier Jahre zuvor in der Lage, Geister zu sehen. Dieser, von ihr strikt geheim gehaltene, Umstand versetzt sie in die Lage, ihr Außenseiterdasein zumindest dahin abzumildern, dass sie von den meisten Schülern gefürchtet und damit gemieden wird. Denn der Geist des einst vierzehnjährigen Norris schwebt überall und flüstert alle großen und kleinen Geheimnisse von Lehrer- und Schülerschaft in Cassies Ohr.
Unerwartet wendet sich Tim Reed, blond, attraktiv und stellvertretender Schulsprecher an sie. Seine Mutter ist zwei Monate zuvor gestorben und obwohl er nicht weiß, wie Cassies "übersinnliche Kräfte" wirken, will er durch sie Kontakt zu seiner Mutter aufnehmen. Da Cassie ihrer ehemals besten Freundin und nun intimsten Feindin Danielle eins auswischen will und diese zu Tims Freundeskreis gehört, stimmt sie zunächst zu. Doch dann wächst ihr alles über den Kopf und sie muss sich entscheiden, zu welcher Welt sie gehören will - die der Lebenden oder die der Toten.
Cover
Das Cover wurde im Großen und Ganzen vom Original übernommen. Das Mädchen stammt von Bill Reitzel, der mit einem Auge fürs Detail Menschen aller Altersklassen vor seine Fotokameralinse geholt hat.
Der Ausschnitt ist etwas zu verrückt, aber noch annehmbar, trotzdem kommt der Geist ein wenig zu kurz. Insgesamt sehr stimmig, Blicke anziehend und haargenau zum Inhalt passend.
Meinung
Obwohl der Roman in sich abgeschlossen ist, gibt es viel Raum für eine Fortsetzung, von der ich hoffe, dass Megan Crewe sie irgendwann schreiben wird. Denn nicht alle Handlungsstränge und Figuren finden ein wirkliches Ende. Das fällt zwar nicht so recht ins Gewicht, es sind aber doch diese "Und was wird jetzt mit ..."?-Fragen, die im Nachhinein ein klein wenig unbefriedigend wirken.
Cassie erscheint zunächst nicht gerade sympathisch. Wie könnte sie das auch sein, wo sie doch, kaum dass Norris ihr etwas zugeflüstert hat, umgehend die geheimnistragende Person aufsucht, um sie in aller Öffentlichkeit bloßzustellen?
Dabei hat sie aber allen Grund, dies zu tun, was Megan Crewe auch sehr glaubhaft umsetzt. Die Gefühle des Mädchens werden, nicht nur vor ihrer jüngsten Vergangenheit, ausgesprochen deutlich. In der zunehmenden Handlung macht Cassie dann eine spürbare Wandlung durch, in deren Zuge sie mehr Verständnis vom Leser erntet und schließlich sogar echte Zuneigung.
Tim scheint zunächst nur allzu perfekt. Kaum, dass sein Leben neben der Schule offenbart wird, erwacht jedoch das Mitleid. Er ist ein versehrter Held, den die Welt verlassen zu haben scheint. Seine Situation ist es auch, die den Spannungsbogen gehörig anheitzt, denn Cassie ist in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen und weiß nicht mehr, wie man mit lebenden Mitmenschen umgehen muss.
Eine wirkliche Beziehung - schon gar keine romantische - entwickelt sich nicht zwischen den beiden, auch wenn es gegen Ende doch einiges Herzflattern auf Cassies Seite gibt. Darum wäre auch in dieser Hinsicht ein neues Abenteuer der beiden Helden wünschenswert.
Megan Crewe kennt das Problem "Danielle" ziemlich gut, wenn man den Hintergrundgeschichten auf ihrer Homepage glauben darf. Mobbing ist ein ernstes Thema, gerade bei jungen Menschen und in Zeiten, wenn die kleinste Information innerhalb von wenigen Sekunden den Erdball einmal umrundet hat, erst recht. Die Autorin spricht das Thema sehr direkt an, versucht jedoch nicht, pädagogische Sichtweisen in unangebrachter (oder sonstweder) Art und Weise unterzubringen. Die Situation ist klar, Cass rutscht hinein und muss nun sehen, wie sie damit umgeht.
Für die Existenz der Geister wird keine spirituelle oder gar philosophische Erklärung geboten, sie sind einfach da. Das ist auch gut so, denn eigentlich bilden sie nur eine Rahmengeschichte um die eigentliche Handlung und irgendwelche Pseudovermutungen unterzubringen wäre eben dieser nicht förderlich.
Insgesamt ein ausgesprochen lesenswerter Roman, der trotz ernsterem Hintergrund ohne Zeigefinger daher kommt. Eine gewisse emotionale Tiefe und die nachvollziebare Wandlung der Charaktere machen "Der Geist an meiner Seite" zum Schmöker für Jung und Alt.
Megan Crewe wurde 1980 in Toronto, Kanada, geboren und lebt dort zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen. Sie unterrichtet Kinder und Teenager mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Ihre Kurzgeschichten sind in Anthologien und Zeitschriften wie »Brutarian Quarterly« und »On Spec« erschienen. »Der Geist an meiner Seite« ist ihr erster Roman.
Deine Rezi macht wirklich Lust auf das Buch. Und obwohl es wohl eher kein Ende nach meinem Geschmack ist, ist das Buch gerade auf meine Wunschliste gewandert.
AntwortenLöschenLG
Jai
Weil die Liebesgeschichte/Happy End fehlt? ;-) Nee, ist schon im Großen und Ganzen abgeschlossen, aber eben noch genug offen für eine Fortsetzung.
AntwortenLöschenViel Spaß beim lesen!
Hach, deine Rezi macht mir Mut, es doch mal zu versuchen. Ich schleiche um das Buch nämlich schon ein Weilchen umher, war mir aber noch ein bisschen unsicher. Mein letztes YA Geisterbuch ("Nur ein Hauch von dir") hat mich doch sehr ernüchtert ... aber das klingt doch ganz nett. Und halbswegs offene Enden bin ich mittlerweile gewohnt - scheint stark in Mode zu sein. :)
AntwortenLöschenLG Reni