Samstag, 15. Mai 2010

Samtene Nächte - Aveleen Avide


Bei "Samtene Nächte" handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung, die insgesamt zehn Geschichten der Autorin Aveleen Avide beinhalten.
Erotischer Zirkel
Kuschel-Luder
Soll ich ... oder soll ich nicht?
Heiße Wünsche
Wie man sich bettet ...
Lockende Versuchung
Annes süße Versuchung
Spieglein ... Spieglein
Ein Höschen flattert im Wind
Sinneslust
In den einzelnen Geschichten spielt stets eine Frau die Hauptrolle. Immer wagt sie etwas und gewinnt oder verliert dadurch. Es gibt also nicht nur Happy End Geschichten in diesem Buch. Frauen treffen sich, um gemeinsam erotische Geschichten zu lesen. Frauen brechen aus ihrem Alltag aus. Mehrere Liebende finden sinnlich zueinander, massieren sich, denken sich Spiele aus ...

Insgesamt konnte mich die Kurzgeschichtensammlung leider nicht überzeugen. Das einzige, was mir wirklich gefiel war die Tatsache, dass größtenteils auf das im Genre sonst übliche vulgäre Vokabular verzichtet worden ist. Dafür allerdings gibt es einige Geschichten in denen für mein Empfinden etwas grenzwertige Handlungen praktiziert werden. Auch das deutsche Setting überzeugt mich, wenngleich einige Namen wie in etwa "Frauke" oder "Clothilde" dadurch natürlich sofort ein gewisses Bild in meinen Kopf gezaubert haben. Das mag es schwieriger gemacht haben, meine Vorurteile im Inhalt zu durchbrechen.
Leider reicht es für Liebhaber des erotischen Genres heute nicht mehr aus, puren Geschlechtsverkehr (das Wort bewerte ich anders, als das Wort "Sex") vorgesetzt zu bekommen. Neulingen mag das genügen, die erfahreneren Leser allerdings werden von diesem Werk leider enttäuscht sein. Zwar gibt es die ein oder andere Geschichte, die in ihrer Idee und ihrem Aufbau positiv auffallen, aber leider vermag es keine einzige, die Starrheit zu durchbrechen, die fast jeder Zeile anhaftet.
Es ist reichlich schwer, in Kurzgeschichten tiefe Momente aufzubauen, Emotionen zu erzeugen und den Leser sinnlich anzuregen. Schwer, aber nicht unmöglich.
Nachdem ich alle Geschichten gelesen habe und über die vielen Klischees in den Geschichten nachdenken musste, habe ich mich gefragt, was eigentlich noch offen geblieben ist? Hätte noch eine elfte Geschichte ins Buch gepasst oder haben wir von unbefriedigter Hausfrau, über nach Liebe suchender Stripperin bis hin zur lesenden Frauenrunde schon alles durch?
Abgesehen von der Handlung jedoch war es die noch recht unausgereifte Schriftsprache, die mir sofort ins Auge stach. Es gab zu viele Beschreibungen, beispielsweise darin, wie das Paar sich im Auto hin und her dreht, um in Stellung X zueinander finden zu können. Der eigentliche Akt kommt dabei reichlich kurz und die Geschichte ist aus, ehe sie begonnen hat.
In den Szenen, auf die es bei erotischen Werken ankommt, werden verschiedene Themen angesprochen, wenn es dann aber heiß hergeht, nicht genau benannt. Oft stehen drei Punkte zwischen einzelnen Wörtern für ganze Handlungssequenzen, Gefühle und Empfindungen. Das steht im Wiederspruch zur Rahmenhandlung die wesentlich genauer abgehandelt wird.
Die meisten Figuren sind auch leider etwas steif geraten. Was denken, was fühlen sie? So ganz unwichtig finde ich das hier nicht, da mir ohnehin jegliche Beweggründe und Meinungen auf dem Silbertablett serviert werden. Aber leider nur erzählt, nicht gezeigt oder eben von den einzenen Charakteren gelebt.
Meine Empfehlung wäre, aus den zehn Geschichten das nächste Mal zwei zu machen, diese dann aber zu verlängern. Das gibt mehr Raum für Gefühle und den Antrieb der jeweiligen Protagonisten. Auf einer beschränkten Zeichenanzahl ist das ja immer schwierig. So kann auch eine noch so klischeebeladene Idee und Handlung zum besseren hin aufgewertet werden. Ich selbst lese gern jedes Klischee, wenn es denn nur gut verpackt wird in eine lesbare und mich unterhaltende Geschichte. Mehr Zeichen gäben mehr Raum, dann fiele sicher das Nacherzählen im Pressestil weg und schüfe neue Möglichkeiten. Ich möchte atmende Figuren, ich möchte Staub in den Ecken und wenn es dann noch möglich ist, möchte ich das alles selbst entdecken.


Aveleen Avide, geboren 1965, lebt und arbeitet als Autorin in München. "Seidene Küsse", ihr erster Band mit erotischen Kurzgeschichten, den sie zusammen mit Jasmin Leheta geschrieben hat, hielt sich über vier Monate auf Platz 1 der Amazon-Erotik-Bestseller.


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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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