Dienstag, 5. Januar 2010

Aus dem Verlagsleben geplaudert




Der Verleger Torsten Low plaudert aus dem Nähkästchen. Und das auch noch gern! In regelmäßigen Abständen wird er sich ein Thema wählen und einige Worte dazu aufschreiben. Alle, die sich näher dafür interessieren, sind herzlich eingeladen, sich diese Worte durchzulesen und zu kommentieren. Mehr noch: Interessiert ein Thema besonders? Dann her damit, Torsten antwortet gern.

Autor und Verleger

Eine Frage, die mir auf Veranstaltungen immer wieder gestellt wird, lautet: "Wie wird man ein Verleger?"

Ich muss ehrlich zugeben - ich habe keine Ahnung. Wir sind von vielen Dingen einfach überrollt worden...
Als ich 2004 meinen ersten Roman fertig hatte, wusste ich absolut nicht, was ich damit anstellen sollte. Ich hatte kein Zutrauen zu meinem Roman und ich hatte kein Selbstvertrauen. Dann hatte ich Horrorgeschichten über Druckkostenzuschüsse und dergleichen gehört. Und die Verlage, die nichts verlangten, schauten sich angeblich nur wenige Manuskripten an. Als ich mir von BoD ein Werbeexemplar zukommen ließ, brach es beim ersten Öffnen in zwei Hälften.

Kurz - ich war frustriert und habe die Verlagssuche aufgegeben, bevor sie begonnen hatte.
Und eigentlich wollte ich ja nur zwei Exemplare machen. Eins für mich, und eins für die gute Freundin, die eigentlich "Schuld" an dem Roman hatte. Naja - und wenn ich schon mal dabei war, konnte ich mir ja eine ISBN kaufen und mich damit unsterblich machen (Wer ein Buch mit einer ISBN herausbringt, hat die Verpflichtung, die Bibliotheksexemplare abzuliefern). Und vielleicht würde ich dann ja noch das eine oder andere zum Selbstkostenpreis verkaufen können. Das war so wenig, dass wir sie selber produzieren konnten. Ich rechnete insgesamt mit 5-10 Büchern, danach sollte das Thema eigentlich erledigt sein.
Was dann jedoch passierte, war der blanke Irrsinn.
Plötzlich bekamen eine ganze Menge Leute mit, dass ich ein Buch geschrieben hatte. Und mit einem Schlag hatte ich einen Haufen Vorbestellungen. Ich wollte dann natürlich alles ganz korrekt machen. Wir sind aufs Gewerbeamt und haben einen Verlag angemeldet.
Und das war es eigentlich auch schon.
Der Rest ist mittlerweile Geschichte.
2005 startete unser Verlag mit einem Roman, der auf unserem heimischen Laserdrucker ausgedruckt war und komplett von Hand gebunden wurde. Die Kalkulation war alles andere als wirtschaftlich.
Trotzdem verkaufte sich das Buch für einen Selbstverlag ausgesprochen gut. Meine Frau Tina entwickelte sich in der Zeit zu meiner Managerin und Marketingbeauftragten. Ohne die sagenhafte Unterstützung meiner Frau hätte der Verlag wahrscheinlich nicht mal das erste Jahr überlebt.
2007 folgte der zweite Roman aus meiner Feder. Auch dieser war reine Handarbeit. Im gleichen Jahr wurde ich auf meine erste Lesung eingeladen - auf die Tübinger Tolkien Tage. Bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Wie werde ich ein Autor" saß ich neben Nina Blazon und Evelyn Okonnek und beantwortete die Fragen des Publikums.
Und bei diesen Fragen ist mir einiges klar geworden.
Ich bin nicht allein.
Es gibt viele Menschen, die gerne schreiben und es wert wären, veröffentlicht zu werden.
Mancher wahrscheinlich sogar mehr, als ich.
Aber nicht jeder hat die Chance oder die Möglichkeiten.
Für mich war an dieser Stelle ein Scheideweg. Ich musste mich entscheiden, was ich lieber machen würde. Einfach nur meine eigenen Romane schreiben, sie im Selbstverlag herauszugeben und meine Erfahrungen im Vermarkten von Büchern vor der "Konkurrenz" heimlich hüten.
Oder meine eigenen Geschichten ab und an etwas zurückzustellen, Autoren eine Chance zu geben. Und damit vielleicht einen Jungautor irgendwann mal die Tür zu einem großen Verlag zu öffnen.
Ich habe mich für den zweiten Weg entschieden.
Natürlich schreibe ich auch weiterhin. Der dritte Teil meines Romanzyklus "Dunkel über Daingistan" ist soeben erschienen. Nach wie vor handgebunden.

http://www.verlag-torsten-low.de/

3 Kommentare:

  1. Ui, das ist eine tolle Idee!
    Mich würde ja besonders interessieren wie du heute als eigenständiger Verleger zu den etablierten (Gross)verlagen und den sog. Dienstleistunsgverlagen (DKZ) stehst? Hat sich dein Bild von 2004 gewandelt?

    Und ist schon, nach Weltenbaum und Grotesken, ein neues Anthologieprojekt in Planung?

    Beste Grüsse

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  2. Immer wieder interessant, von anderen Autoren und Verlegern zu hören!

    Bei BoD hat sich in der Vergangenheit einiges getan. Ich weiß nicht, wie es mit den Softpapern bzw. Taschenbüchern ausschaut, aber die Hardcover brauchen sich nirgendwo mehr zu verstecken, was die Qualität angeht, sie brechen auf keinen Fall beim "Auseinanderklappen" auseinander. Für einen Preis von knapp 14 Euro für ein 200 Seiten Hardcover mit Schutzumschlag, Lesebändchen und einem Recht auf unbegrenzt kostenlose Rezensionsexemplare für die nächsten 5 Jahre (bei entsprechender ISBN für 39,-- Euro) habe ich als Autorin bisher keinen günstigeren und qualitativ gleichwertigen Anbieter finden können. Das ist natürlich immer eine Kostenrechnung und eine Frage des "Lohnanspruches", bzw. was man an seinem Buch verdienen will. BoD kann ich auf jeden Fall für Autoren empfehlen, deren Verkäufe UNTER der Summer der angeforderten Rezensionsexemplare liegen, das rechnet sich ;o)

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  3. @Kirsten:
    Ja, da hat sich in der Zwischenzeit viel getan. Gerade die Preissenkung von fast 400 Euro auf 40 oder die Tschibo-Aktion haben sicherlich für mehr Anklang gesorgt. Aber für mich ist dieses Umdenken bei BOD zu spät. Habe mittlerweile eine sehr gute verbindung zu meiner Druckerei aufgebaut - und bekomme meine Bücher zu Tarifen, die mir BOD nie bieten könnte.

    @Feenfeuer:
    Meine Meinung hat sich nicht sonderlich gewandelt. DKZVs käme für mich nicht in Frage. Und ehe ich mein Geschäftkonzept darauf ausrichte, den Autor auszunehmen, wie eine Weihnachtsgans, werde ich mir lieber auch weiterhin im Spiegel in die Augen sehen und mein Geschäft einstellen.
    Bei den Großen hat sich meinen Meinung mittlerweile dahin gewandelt, dass ich sie mehr verstehe. Ich meine, ich selber habe einen 1-Mann-Betrieb und kriege mittlerweile schon manchmal 2-4 Manuskripte im Monat. Da kann es schon mal ein paar Monate dauern, bis ich reagieren kann. Das "Tagesgeschäft" (Ware verpacken und verschicken, Werbung machen, Events vorbereiten, Bücher setzen, korrigieren und Anthologiebeiträge auswählen) hat Vorrang.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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