Dienstag, 21. August 2018

Das rote Adressbuch - Sofia Lundberg

Titel: Das rote Adressbuch
Autorin: Sofia Lundberg
Originaltitel: Den röda Adressboken
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-31499-7
Euro: 20,00
Veröffentlichungsdatum: August 2018
Seiten: 352
Kein Serientitel
Come in: Vom Verlag









Inhalt

Doris ist sechsundneunzig Jahre alt und lebt allein in Schweden. Ihre einzigen Besuche sind die wechselnden Pflegekräfte, ihr einziger Lichtblick das Skypen mit ihrer Nichte und deren Familie. Als kleines Mädchen hat sie von ihrem Vater ein rotes Adressbuch geschenkt bekommen und dort jahrelang all ihre Bekanntschaften eingetragen. Doch nun, wo sie alt geworden ist, sind die meisten davon durchgestrichen und mit einem "TOT" versehen. Und trotzdem kommt sie beim Betrachten der Namen nicht umhin, sich an die Menschen zu erinnern, die sie einst kannte.

 
Meinung

Sofia Lundberg schreibt im Anhang, dass sie auf die Idee zu diesem Roman durch ihre Großtante gekommen ist, die genau so ein kleines Adressbuch bis zu ihrem Tod geführt hat. Wer all die Menschen waren, blieb ungewiss, aber in dieser Geschichte nicht, denn hier hat Doris sich die Zeit genommen und all ihre Erlebnisse aufgeschrieben. Dabei beginnt sie mit ihrer Kindheit in den Zwanzigerjahren, in der sie früh den Vater verlor und dann aufgrund der großen Armut als Dienstmädchen arbeiten musste. Das allerdings brachte sie nach Frankreich und schließlich über den großen Teich. Noch in Frankreich lernt sie ihre große Liebe kennen, die sie Zeit ihres Lebens nicht loslassen wird.
Dabei wechseln sich Kapitel ab, in denen einmal von der alten Doris im Hier und Jetzt erzählt wird - leider geht es ihr gesundheitlich nicht gut - und andererseits von ihrem bewegten Leben als junge Frau. Probleme im Verständnis treten dabei nicht auf.
Die Autorin hat ein berührendes Werk geschaffen, das nicht sonderlich spektakulär daherkommt und sich eher in den leisen Tönen erzählt. Trotzdem war Doris' Leben bewegt, hat sie nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen und genau darüber auch im Alter sinniert. Persönlich war mir die Liebesgeschichte ein wenig zu unglaubhaft, was schade war, weil hierauf ein Großteil der Motivation der Figur Doris beruht. Sie laufen sich eher zufällig über den Weg, sie kennt nicht einmal seinen Namen, als sie getrennt werden, trotzdem umrundet sie für ihn den halben Globus und bringt sich und andere in Gefahr.
Nun ist Doris alt und auch ziemlich allein. Obwohl ihre Nichte ihr angeboten hat, sie zu sich nach Amerika zu holen, möchte sie Schweden nicht mehr verlassen. Scheinbar ist sie ihr ganzes Leben hin und her gerissen gewesen, hat sich, wenn überhaupt, an die falschen Leute gebunden und vergessen, was Familie bedeutet. Gelernt hat sie daraus nicht. Sie sagt im hohen Alter "Es tut mir leid", sucht aber immer noch nicht die Nähe zur Nichte. Es sind diese kleinen Widersprüche, die am Ende doch ein bisschen ernüchternd wirken.
Alles in allem ist "Das rote Adressbuch" schnell gelesen, im Großteil gefühlvoll und emotional, kann jedoch mitunter auch ein bisschen zäh wirken. Für ein Debüt ist es in jedem Fall hervorragend gelungen, es gibt aber trotzdem noch ein bisschen Luft nach oben.



Sofia Lundberg wurde 1974 geboren und arbeitet als Journalistin in Stockholm. Mit ihrem Debütroman »Das rote Adressbuch« eroberte sie die schwedische Literatur- und Bloggerszene im Sturm.

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