Samstag, 23. Mai 2015

(Autorenplausch) Susanne Ferolla: Der tote Schatten

Titel: Der tote Schatten
Autor: Susanne Ferolla
Originaltitel, 480 Seiten
ASIN: B00LEUKOY2
Euro: 5,90














Warum ich Angst vor einem Schatten habe ...

Nicht einmal für eine Millionen würde ich länger als nötig in Thoran verbringen wollen. Obwohl die Stadt inmitten des reißenden Flusses Korothá einmalige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und ich die Autorin bin. Sie ist traumhaft (mein absoluter Geheimtipp ist die Gasse der Heiler und Magier, wo kunstvolle Aushängeschilder die Geschäfte zieren) — wenn auch die Gebäude am Abgrund durch die Gischt leider sehr anfällig für den Hausschimmel sind.* Nicht einmal ins Hinterland zu den Wolfselben würde es mich ziehen, egal wie romantisch es an den sandigen Ufern des Korothá auch sein mag — in meiner Welt würden an so einem Naturkleinod endlose Autoschlangen in der Sonne glänzen und die Campingplätze in der Hochsaison hoffnungslos überbelegt sein. Einheimische Wilde, wie zum Beispiel meine Ji`harbis, hätte man längst in Reservaten gebändigt und dazu gebracht, Parkplatztickets und Eis zu verkaufen. So schön und ursprünglich ist es dort.
Trotzdem verzichte ich dankend auf einen Urlaub in dieser Region. Denn der tote Schatten hat dort sein Unwesen getrieben. Angeblich der letzte seiner Art. Aber wer weiß ...
Weil nicht einmal die Magier der Wolfselben die Macht gehabt hatten ihn zu bändigen, wurde der tote Schatten kurzerhand in Thorans Fundamenten gebannt. Beim Schreiben fragte ich den Obersten von Thoran, wie ich mir das vorzustellen habe. Er blickte mich ganz indigniert an. Natürlich habe man den Dämon nicht einfach nur eingemauert, lächerlich. Nein, er wurde mit Hilfe der Wolfselben dazu verflucht, im Gestein zu verharren, beteuerte mir der Oberste. Der Arme hörte sich fast so an, als wollte er sich für die Taten des Wahnsinnigen rechtfertigen, der den Dämon befreit und ein schreckliches Chaos angerichtet hat. Ob der Oberste insgeheim gehofft hatte, Thorans Schimmel könnte den Schatten da unten vernichten? Den Gefallen konnte ich ihm leider nicht tun. Wäre eine ziemlich langweilige Geschichte geworden. Vielleicht ist der Oberste deshalb schlecht auf mich zu sprechen. Was soll`s, man kann es nicht jedem recht machen. Autoren sind schließlich da, um zu quälen.
Die Greisin Abelka aus dem Hinterland, deren Großmutter die dunklen Zeiten des Kriegsherren Xeres miterlebt hat, beschreibt die Dämonen sehr treffend: „Die Schatten sind halb Körper, halb Geist, von keiner Mutter geboren. Sie sind nichts Richtiges, weder das eine, noch das andere. Da sie keine eigene Seele besitzen, fressen sie die der Lebenden.“ Und weiter: „Sie haben Menschengestalt, aber ihre Augen blicken leer und kalt wie der Tod, weil sie seelenlos sind. Gehen sie an dir vorbei, wirst du dich kaum an sie erinnern, denn du wirst glauben, es sei ein hoher Herr mit einem schwarzen Umhang gewesen. Wenn dich der Lufthauch eines toten Schattens streift, kannst du ihn nicht riechen. Er sieht aus wie ein Körper, ist aber weniger als Luft. Du kannst nicht mit ihm zusammenstoßen, wohl aber kann er dich festhalten und umarmen.“
Da läuft es mir kalt den Rücken runter. Dabei ist ein Schatten lediglich eine unbeleuchtete Fläche. Ihm kann man keine Eigenschaften zuschreiben. Eigentlich ist er … nichts. Er wiegt nichts, man kann ihn weder fangen noch zertreten. Trotzdem legt er sich auf uns. Und drückt uns nieder. Tritt man ins Licht, ist der Spuk vorbei, vor uns liegt lediglich der eigene Schatten. Bleibt einem das jedoch verwehrt, ist man gefangen. Gruslig.
Der tote Schatten ist ein Seelendieb. Er nimmt dir alles. Selbst wenn du nackt bist und du nur mehr dich selbst hast, frisst er deine Träume und Wünsche. Außer deiner Körperhülle bleibt nichts von dir übrig.
Das macht mir Angst. So was denkt man sich nicht einfach aus. Hinzu kommt, dass er von dem größenwahnsinnigen Kriegsherren Xeres auf der Suche nach der perfekten militärischen Waffe erschaffen wurde. Nicht auszudenken, könnten heutige Diktatoren und Kriegstreiber zaubern und Dämonen erschaffen. Ein Schatten klebt an dir, den wirst du nie los. Deshalb sehe ich zu, meine Aufenthalte in Thoran so kurz wie möglich zu halten. Wer weiß: vielleicht lauert der Schatten nur darauf, mit mir in unsere Welt zu gelangen. Vielleicht gibt es die Seelenfresser ja wirklich. Es wird schon seinen Grund gehabt haben, warum dieses Buch entstanden ist.

* (Thoraner husten viel. Das wird aber in der Geschichte nach Rücksprache mit dem Obersten von Thoran verschwiegen. Ist aber leidiges Dauerthema dort. An einer einzigen Stelle durfte ich auf diese Problematik eingehen: Während Thorans Belagerung verschimmelte das Mehl und wurde ungenießbar.)

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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