Dienstag, 17. März 2015

(Autorenplausch) Daniela Rohr: Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker

Titel: Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker
Autorin: Daniela Rohr
Originaltitel, 174 Seiten
ISBN: 978-1484194751
Euro: 6,99














»Viel Spaß beim Lesen!«, schreibe ich bei meinem ersten Buch »Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker« gern in die Widmung. Denn es soll ja Spaß machen, und wenn ich mir die Rezensionen so betrachte, die mir durchweg Humor unterstellen, dann weiß ich, dass ich hier nicht zu viel verspreche.
Doch was schreibt man als Autor, wenn man ein Buch verfasst hat, das keinen Spaß machen soll? Ein Buch, das den Leser in seinen Bann ziehen, ihn mit der Protagonistin an den Rand der Verzweiflung treiben, verwirren und erschaudern lassen soll? Ein Warnhinweis? »Achtung! Dieses Buch könnte Sie in eine nicht erstrebenswerte Stimmung versetzen.«
Wie kann ich jemandem Spaß bei einem Buch wünschen, das zu schreiben mir selbst keine Freude bereitete, sondern mich während dieser Zeit in ein tiefes Loch zog? Aber vermutlich wirkt es auf Leser nicht ganz so intensiv wie auf mich. Denn ich habe mehrere Monate mit Linea in ihrem Turm verbracht. Schnelle Leser können ihm nach zwei bis drei Stunden entkommen und die Geschichte je nach persönlichem Sensibilitätsfaktor mehr oder weniger verdrängen. Seltsam, dass selten jemand fragt, wie sich der Autor beim Schreiben fühlt. Wie ergeht es wohl Stephen King, wenn er seine Horrorgeschichten verfasst? Gruselt er sich selbst – auch bei der hundertsten Horrorstory? Oder hat er gelernt, sich zu distanzieren? Aber meistens fragen die Leser nach etwas anderem – nach der Idee.
Wenn ich also gefragt werde, wie ich auf die Idee zu »Im Turm des Panopticons« gekommen bin, erzähle ich gern, wie mich das aktuelle Thema der Rundumüberwachung fesselte, wie ich das Wort Panopticon entdeckte und über ein Bild stolperte, bei dem die Gefangenen eines Panopticons an den Rändern ihrer Zellen stehen. Nur Schatten, menschliche Umrisse im grellen Gegenlicht. Ob sie ihren Blick auf den Fotografen richteten, der sie in dem Moment ablichtete? Ich weiß es nicht. Aber so stellte ich es mir vor. Und es ließ mich erschaudern.
Dieses Gefühl wollte ich auch in meinem Buch unterbringen. Das Gefühl im Mittelpunkt zu stehen, und doch völlig isoliert zu sein. Als ich die Novelle schrieb, zog ich mich sehr zurück, wurde ebenfalls zu einer isolierten Person, deren einzige Gesellschaft ihr Computer war und die hin und wieder einen Anruf von einem Freund erhielt. Dementsprechend froh war ich, dass ich die Geschichte auf 100 Seiten beschränken wollte.
Und als ich es schließlich veröffentlichte und ich wieder aus diesem Gefängnis entfliehen konnte, das ich mir selbst erbaut hatte, zweifelte ich zunächst, ob überhaupt jemand so etwas lesen wollte. Die Zweifel verflogen zum Glück, als ich die ersten Rückmeldungen erhielt. Besonders gefielen mir die Rezensionen, bei denen sich herausstellte, dass die Geschichte nachhallte – die Leser dazu bewegte, sich noch Tage danach mit verschiedenen Aspekten meiner Novelle zu beschäftigen.
Ja, ich liebe es, zu schreiben. Ich genoss es auch, auf irgendeine masochistische Weise, »Im Turm des Panopticons« zu verfassen. Doch es machte mir definitiv keinen Spaß. Denn Spaß bedeutet für mich Lachen, Schmunzeln, Heiterkeit. Ein paar auflockernde Stellen zum Schmunzeln konnte ich mir als langjährige Komödienschreiberin mit Hang zu schwarzem Humor trotzdem nicht verkneifen. Doch wer gern leichtverdauliche Lektüre zum Abschalten sucht, der sollte »Im Turm des Panopticons« tunlichst meiden.
Das tue ich übrigens auch. Für mich stand danach nämlich fest, dass ich mich lieber wieder humoristischer Science-Fiction widme. Und so arbeite ich derzeit an einer elfteiligen Serie über eine Frau, die nach einem One-Night-Stand mit einem Außerirdischen feststellen muss, dass er ihren Vibrator gestohlen hat. Und weil das einfach ein so dermaßen grausames Verbrechen ist, dass man es nicht einmal Galaktopol erzählen möchte, folgt sie ihm kurzentschlossen durch die halbe Galaxis.
Momentan habe ich wirklich sehr viel Freude bei meiner Arbeit. Und sobald ich es veröffentlicht habe, kann ich auch endlich wieder ruhigen Gewissens schreiben: »Viel Spaß beim Lesen!«

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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