Freitag, 26. Juni 2009

Die Fehde der Königinnen - Eva Maaser



Im Jahr 566 wird die sechzehnjährige Königstochter Brunichild mit Sigibert, dem König der Franken verheiratet. Noch vor ihrer Abreise aus Toledo begegnet die junge Frau Wittiges, einem jungen Landadeligen, der gerade dabei ist, seinen Platz in der Welt zu suchen. Um nicht unvorbereitet in die Ehe gehen zu müssen, lässt sich Brunichild von einer Hure unterweisen und wählt dann Wittiges aus, um das erste Mal bei einem Mann zu liegen. Dieser verliebt sich in die Königstochter und beschließt, mit ihr in das neue Land zu ziehen.
Mit beiden reisen auch der junge Alexander, der als Kind zum Eunuchen gemacht worden ist und ganz wundervolle Musik auf jedem Instrument zustande bringt. Eigentlich Sklave, bekommt er sowohl eine Freilassungsurkunde, als auch ein Schriftstück, das ihm seine wahre Herkunft verkündet; beides wird auf der Reise gestohlen. Aletha, die Dienerin Brunichilds, ist unrechtmäßig schwanger und braucht einen Ehemann. Brunichild wählt Wittiges dazu aus, der sich nur sehr zögernd darauf einlässt.
Am Hofe Sigiberts gelingt es Wittiges den König vor einem Anschlag zu schützen und wird mit Land und seinem Vertrauen belohnt. Zuerst wenig begeistert, nimmt Wittiges beides an und versucht sich ein Leben mit Aletha und Alexander aufzubauen.
Doch dann gerät er mitten hinein in den Bruderkrieg: Sigiberts Vater hatte - obwohl von der Kirche ungern gesehen - fünf Ehefrauen und entsprechend viele Söhne. Vor allem der gutaussehende Chilperich, der auch Brunichild den Kopf verdreht hat, kann sich nicht damit zufrieden geben, was er hat und fordert immer mehr. An seiner Seite seine Mätresse Fredegunde, die ihn zusätzlich anstachelt. Er heiratet Brunichilds jüngere Schwester wegen deren Mitgift, kümmert sich aber nicht weiter um sie. Als das Mädchen umkommt, schwört Brunichild Rache.


Eva Maaser hat ein überzeugendes Werk geschaffen, das Historienfreunde begeistern wird. Doch leider muss erwähnt werden, dass sowohl Titel, als auch Klappentext einen Inhalt vorgaukeln, den es so nicht gibt. Allein Brunichilds Reise zu ihrem Mann und das erste Kennenlernen zieht sich bis etwa zur Mitte des Buches. Mit Fredegunde, die erst im letzten Drittel des letzten Drittels ihre Schwägerin wird, kommt sie nur selten und wenn, dann eher freundschaftlich in Kontakt. Wer also einen "Zickenkrieg" auf hohem Niveau erwartet, wird sicherlich sehr enttäuscht sein.
Wittiges ist der Hauptcharakter in diesem Buch und das wird in der fortlaufenden Handlung immer deutlicher - damit stehen auch nicht, wie im Nibelungenlied, die Frauen im Vordergrund. Sympathisch, draufgängerisch, bedacht und ein wenig starrsinnig kämpft er sich durch die elf Jahre, die das Buch dem Leser bietet. Obwohl für ihn unerreichbar, hält er an seiner Liebe zu Brunichild fest und tut daher nicht nur für sie, sondern auch ihren Ehemann Sigibert alles, was er kann. Dabei wird er immer wieder in Intrigen und Kämpfe verwickelt, die nicht immer zu seinem Vorteil ausgehen.
Brunichild scheint unnahbar, wenngleich auch sie ihre Kämpfe zu bestehen hat. Diese allerdings einer Frau des frühen Mittelalters angemessen und geschichtsnah, dabei aber sehr unterhaltsam dargestellt. Eine Königin, die erst im Laufe der Jahre zu sich und ihrem Platz findet.
Ein großes Manko ist das Ende. Als hätte der Platz nicht mehr gereicht, werden zwei Jahre in nur wenigen Seiten zusammengestaucht und lediglich Wittiges kommt noch zu Wort. Was in dieser Zeit mit Brunichild geschah und warum sie noch immer auf Rache sinnt, bleibt unklar. Allerdings hat Eva Maaser sich auch viele lose Enden in der Handlung gelassen, die darauf schließen lassen, dass es den ein oder anderen Nachfolgeband geben wird. Doch auch "Die Fehde der Königinnen" kann als abgeschlossen betrachtet werden. Zumindest, was diese Generation betrifft.
Die Autorin wird neben Rebecca Gable einen Platz in meinem (virtuellen) Bücherregal finden. Sie schreibt unterhaltsam und locker-leicht hinweg. Der Leser taucht ein in eine Zeit und ein Umfeld, das fremd und nah zugleich ist. Maaser legt hier ihren ersten historischen Roman vor, sie ist bisher eher als Krimi- und Kinderbuchautorin bekannt geworden. Ich für meinen Teil hoffe, dass sie schnell die Fortsetzung vorlegen kann, denn die anderen beiden Genres liegen mir überhaupt nicht.
Hiermit spreche ich eine deutliche Empfehlung für das Buch aus.


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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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