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Donnerstag, 20. November 2025

Liebesromane schreiben für Dummies - Annika Bühnemann

 

Leider sehr verwirrend gemacht.

 


Titel: Liebesromane schreiben für Dummies
Autorin: Annika Bühnemann
Originaltitel
Verlag: ‎Wiley-VCH
ISBN: ‎978-3527722686
Euro: 19,99
Veröffentlichungsdatum: September 2025
Seiten: 320
Serie: nein
Come in: Agentur/vom Verlag

 

 

 

Inhalt/Klappentext
Sie wollen einen Roman schreiben und die Romantik soll darin eine große Rolle spielen oder vielleicht soll es sogar ein Liebesroman sein? Dann wird Ihnen dieses Buch gewiss eine große Hilfe sein. Annika Bühnemann führt Sie einfühlsam in dieses Genre und seine Subgenre ein. Sie erklärt Ihnen, wie Sie als Autor Gefühle auslösen, eine Idee und Figuren entwickeln und eine glaubwürdige Chemie zwischen den Protagonisten schaffen. Die Autorin widmet sich auch Trends, der Frage der Diversität und erklärt, wie Sie Klischees und Vorhersagbarkeit vermeiden können. So ist dies ein Buch zum Lernen, wie auch zum Schmökern.

 

Meinung
Ich muss gestehen, dass dies eine sehr schwere Rezension werden wird, mit der ich lange gehadert habe. Doch handelt es sich auch um das erste Buch, in das ich kleine Eselsohren gemacht habe, immer dann, wenn ich die Stirn runzeln musste. Zusammenfassend sagen lässt sich, dass mich die Autorin wahnsinnig verwirrt hat (und ich bin, wie man so sagt, vom Fach und arbeite seit vielen Jahren mit und im Genre, wenn auch nicht nur). Das begann mit der Definition des Genres (plus Untergenres), setzte sich mit dem Aufbau, vor allem auch dem Ende fort, der Methode, die sie verwendet und hörte mit einigen Tipps nicht auf. Mein Eindruck nach dem Beenden des Sachbuches war, dass sie zwar eine Menge zum Thema „Schreiben“ gelesen und sicher auch ein Stück weit auswendig gelernt hat, es jedoch leider nicht verinnerlichen konnte.

Auf dem Cover steht der Titel „Liebesromane schreiben für Dummies“. Die Bücher der Dummies-Reihe vermitteln komplexe Themen an Leser, die im jeweils behandelten Thema unerfahren sind. Dabei ist die Zielgruppe nicht wortwörtlich zu verstehen: „Gemeint ist eher, dass die Bücher kein Wissen voraussetzen und man sprichwörtlich mit „leerem Kopf“, also bei „Null“ anfängt.“ Ich fürchte, wer an diesen Ratgeber blind und relativ unbelesen im Schreiben herangeht, zudem noch nie einen Liebesroman gelesen hat, wird Schwierigkeiten haben, ihn im Ganzen zu verstehen. Für mich liegen zwei völlig unterschätzte Probleme vor: Die Definition des Genres und die Unterlassung der Einbeziehung einer Zielgruppe (für die jeweils das Schreiben unterschiedlich umgesetzt wird).

Der Liebesroman (LiRo) als solcher ist hier um Liebesdramen erweitert worden, die sich mit dem eigentlichen Genre jedoch beißen. Denn ein LiRo braucht zwingend ein Happy End, genauso wie die Liebesgeschichte der Protagonisten mindestens fünfzig Prozent und mehr der Handlung ausmachen sollte. Wenn am Ende alle tot sind, handelt es sich nicht um einen Liebesroman. Da differenziert die Autorin zwar, indem sie auch von Liebesgeschichte spricht, aber leider nicht klar genug, dass der Unterschied deutlich werden würde. Zudem zitiert sie immer mal wieder aus Büchern, die als Beispiel für ihren jeweiligen Punkt in den Kapiteln herhalten sollen, aber hier werden alle gleich behandelt und nie steht dabei, ob es ein Liebesroman oder eine Liebesgeschichte (ihrer Definition nach) ist. Am Ende ist es gar „Romeo und Julia“, aus dem zitiert wird: Dies ist kein Liebesroman! Das ist eine Tragödie, ein Drama. Später wird die Autorin (Seite 66) von Liebesgeschichte und „Romance“ (in Anführungszeichen, nur warum?) sprechen und dass der zukünftige Autor sich Gedanken um sein Genre machen sollte. Es war anstrengend und ein bisschen frustrierend zu sehen, auf wie tönernen Füßen allein diese Definition des/r Genres stand.

Die Untergenres im LiRo sind wahnsinnig vielfältig und alle aufzuzählen, würde unzählige Seiten verschlingen. In der englischen Sprachwelt sind sie wesentlich einfacher voneinander abgegrenzt. Der Autorin blieb nichts anderes übrig, als einige davon in Anführungszeichen zu setzen, in etwa „Chick-Lit“ und „Nackenbeißer“. Beide Begriffe übrigens sind mir schon ewig nicht mehr untergekommen.

Obwohl es hilfreiche Tipps im Sachbuch gibt, fehlt die Erwähnung einer Zielgruppe leider komplett. Nur ein einziges Mal ist dieses Wort im Buch vorgekommen und dann leider nur in einem einzigen Satz. Auch die Autorin hat eben diese für sich und ihr Sachbuch nicht stringent beibehalten oder definiert. Oft war mein Eindruck, sie schreibe mit und über Instagram verbundene Autoren. Dort begegnen mir in einigen Post ebenfalls bestimmte Begriffe und Zusammenhänge, die hier aufgegriffen werden. Leider werden aber etliche davon nicht erklärt. Wer nicht weiß, was ein Trope ist (und nicht jeder zukünftige Autor ist dreißig und jünger) oder was Plotter und was Pantser, hat leider Pech gehabt. Und obwohl ich noch kein Dinosaurier bin, aber auch nicht mehr taufrisch, sind mir diese Begriffe noch nicht lange gewahr. Denn vor Jahren hatten wir dafür andere Bezeichnungen; die englischen Begriffe kamen erst mit der Flut an Schreibratgebern, die oft von englischsprachigen Ratgebern, sagen wir mal, inspiriert waren.

Will sagen: Jeder Autor muss zwingend vor dem Schreiben sein Genre/Untergenre UND seine Zielgruppe kennen. Viele Autoren wissen, dass das Cover ihr Buch verkaufen wird. Und eben dieses ist an das Untergenre und damit eben auch an die Zielgruppe gebunden. Ein Cover in Pastellfarben enthält oft eine Geschichte für jüngere Leserinnen, die nichts gegen Adjektive oder eine etwas blumigere Ausdrucksweise haben. Ein Krimiplot als Grundlage verlangt dagegen dunklere, gesetzte Farben und eine klarere Schriftsprache. Davon ist leider nichts im Buch zu lesen (und spätestens im Kapitel zu „Stil“ hätte es Erwähnung finden können). Meiner Erfahrung nach ist das der am meisten unterschätzte Punkt im Schreibhandwerk überhaupt. Darum, lieber Autor, kenne immer deine Zielgruppe! Der zweite unterschätzte Punkt ist übrigens die korrekte Anwendung der deutschen Schriftsprache. Aber das würde jetzt zu weit führen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Autorin nicht ein bisschen davon geahnt hat. Denn sie hat drei namhafte Autorinnen  zu bestimmten Details im Schreiben befragt und baut deren Antworten, die sich auf wenige Sätze belaufen, mit in ihren Text ein. Allerdings nicht mehr, wenn er tiefer in die Materie eintaucht. Außer aus marketingtechnischen Gründen würde sich mir nicht erschließen, warum das gemacht wurde. Es schadet allerdings auch nicht.

Es folgen Hinweise auf das Erstellen eines Plots, die für Neulinge hilfreich sein können.

Auf Seite 124 war ich verwundert, auf diesen Satz zu stoßen: „Meiner Erfahrung nach ist es äußerst hilfreich, wenn Sie sich frühzeitig Gedanken darüber machen, wie das Finale Ihrer Geschichte aussehen könnte.“ Das ist nicht nur hilfreich, es ist zwingend geboten. Auch wer aus dem Bauch heraus schreibt, sollte wissen, wohin seine Geschichte führen soll. Es ist jeder Story anzumerken, die nur so drauflosgeschrieben wurde (man stelle sich einen Autor vor, der bis ganz kurz vor Ende nicht weiß, wer der Mörder in seinem Krimi ist …). Das steht auch in unmittelbarem Zusammenhang mit der Zielgruppe (und dem Untergenre).

Es gibt übrigens zahlreiche Seiten, die nur aus Listen bestehen, die wiederum immer nur ein oder zwei Worte pro Punkt beinhalten. Mussten hier mehr Seiten herausgeholt werden?

Bei vielen Hinweisen und Tipps wird schnell klar, woher die Autorin diese hat. Leider gibt es keine Fußnoten oder wenigstens eine Liste mit weiterführender Literatur. Was Beat Sheet ist, wird kurz zusammengefasst, aber den Namen des Erdenkers dazu sucht man vergeblich. Und dann stieß ich auf die Girlandenmethode und wusste nicht recht, ob ich lachen oder weinen sollte. Da keine Quelle und keine Herkunft angegeben ist, ging ich beim Lesen zunächst davon aus, dass sie dem Geist der Autorin entsprungen ist. Worauf ihre Methode beruht, erwähnt sie leider mit keinem einzigen Wort. Es ist aber dennoch schnell zu erkennen. Ich sage nicht, dass sie nicht hilfreich ist, aber wer sich auskennt, kann hier nur mit Bauchschmerzen mitlesen. Dass sie zudem an mehreren Stellen im Sachbuch dazu rät, bei anderen abzuschreiben (wenn auch nicht zu veröffentlichen) oder sich Listen mit Ideen von anderen anzulegen, ist hier schon fast nebensächlich.

Leider kann ich dieses Buch nicht weiterempfehlen. Vielleicht werden Schreibeinsteiger etwas für sich herausziehen können. Aber ihnen wird leider auch vieles vorenthalten. Die Autorin kannte ihre eigene Zielgruppe nicht und konnte sich daher auch auf kein Genre (Liebesroman, nicht –geschichte!) festlegen, womit sie äußerst verwirrend in ihren Gedanken herumsprang, denn die Unterschiede bedingen auch verschiedene Herangehensweisen und Definitionen. Zudem kann ich niemanden empfehlen, der zukünftigen Autoren als Übung des Handwerks nicht auch das Lesen empfiehlt (vor allem im eigenen Genre). Mich hat dieses Buch ratlos gemacht – und das in jeder Hinsicht.

 

 

Annika Bühnemann arbeitet als Beraterin angehender und bereits etablierter Autoren und ist zudem zertifizierter Life Coach. Außerdem hat sie selbst als Autorin zahlreiche Krimis und Liebesromane veröffentlicht.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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