Portalzauber

Dienstag, 8. Oktober 2024

A Song to Drown Rivers - Ann Liang (deutsche Übersetzung)

 

Xishi, die Schönste der Schönen der unterlegenen Yue, soll als Konkubine zu Kaiser Fuchai geschickt werden, damit sie ihn betört. Ihre Künste werden sein Reich stürzen – so der Plan. Aber sie verliebt sich in Fanli, der sie ausbilden soll. Kann sie tun, was nötig ist, um ihre Heimat zu verteidigen?

 

 


Titel: A Song to Drown Rivers
Autorin: Ann Liang
Originaltitel: A Song to Drown Rivers
Verlag: ‎Bramble (Knaur)
ISBN: ‎ 978-3426293461‎
Euro: 24,00
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2024
Seiten: 384
Serie: nein
Come in: vorablesen

 

 

 

Inhalt
China im Jahr 500.  Die beiden Reiche Yue und Wu führten seit Jahren Krieg, bis nun die Yue unterlegen sind. Ihr Herrscher Goujian soll als Tributzahlung auch eine Konkubine an Fuchai, den Kaiser der Wu senden, aber nur die Schönste der Schönen. Als solche gilt Xishi, Tochter einfacher Dorfbewohner – und Fanli, die rechte Hand des Yue-Herrschers stöbert sie auf. Zwei Monate hartes Training machen Xishi einer Palastfrau ebenbürtig. Dabei verlieben sie und Fanli sich. Dennoch begibt sie sich nach Wu und betört Fuchai so sehr, dass er ihr jeden Wunsch erfüllt. Seine Berater und die anderen Frauen glauben nicht an ihre Unschuld – und das bringt Xishi und Fanli in Gefahr.

 

 


Meinung
Es handelt sich um ein Hardcover mit buntem Schnitt, dessen Umschlag wunderschön gelungen ist. Leider lag mir die Haptik überhaupt nicht, es fühlt sich an wie ein schmieriger Luftballon, was man mögen oder ignorieren können muss. Aber auch darunter sind goldfarbene Muster in das Cover eingearbeitet worden, so dass es an der optischen Umsetzung nichts auszusetzen gibt.

Die Autorin gibt in der Danksagung an, dass sie den Roman in dem Sommer schrieb, als sie einundzwanzig Jahre alt gewesen ist. Ich muss gestehen, dass an dieser Stelle meine Vorurteile zum Vorschein kamen. Diese sind jedoch alles in allem unbegründet, es liest sich stetig und locker weg, abwechslungsreich und mit ausgewogenem Wortschatz. Dennoch wird deutlich, dass die Geschichte zwar hervorragend erdacht und konzipiert worden ist, aber in wesentlich mehr Seiten hätte erzählt werden müssen. So wirkt das meiste stark komprimiert und die entscheidenden Stellen können ihre Wirkung einfach nicht entfalten. Von daher geht alles ab mittig leider nicht sehr in die Tiefe – und in einer Art Dreiecksbeziehung und zudem als recht emotional angelegte Story kann das ganz schnell nach hinten losgehen.

Zunächst jedoch sei gesagt, dass Fans chinesischer Dramen, besonders einem, in dem Ruyi und Hailan vorkommen (basiert auf der wahren Geschichte von Ulanara Ruyi, der zweiten Königin von Kaiser Qianlong), auf ihre Kosten kommen werden. Ich habe persönlich schon lange nach einer Geschichte in Buchform gesucht, die eben diesem historischen Drama gleichkommt und werde Liangs Werk daher sogar in mein Regal stellen (was selten vorkommt), in der Hoffnung, dass der farbige Buchschnitt nicht wie die Bücher früher an das Regal abfärben wird.

Zunächst ist da nun Xishi, die in einem kleinen Grenzdorf lebt. Ihre kleine Schwester ist in ihrem Beisein von Wu-Soldaten getötet worden, was ihr eine Motivation gibt, auf das Angebot Fanlis einzugehen. Leider wirkt es durch die Kürze der gesamten Handlung gepresst und wird immer dann von Xishi hervorgekramt, wenn ihr Verhalten Fuchai gegenüber abgemildert werden soll. Mit ihr im Dorf hat  Zhengdan gelebt, die gleichaltrig und auch sehr schön ist. Sie hat aber andere Ziele, will Kämpfen lernen. Das tut sie bravourös in ebenfalls nur zwei Monaten, genau wie Xishi dann sämtliche Hofetikette, Gedichte und generell Bildung in dieser Zeit nachholt, wofür andere ein Leben lang brauchen. Übrigens in Riversong Cottage. Diese englischen Begriffe in einem Buch deutscher Sprache, in dem es ums historische China geht, wirken mehr als fehl am Platz.

Es wird, spätestens wenn Xishi am Hofe der Wu ist, deutlich, dass das Niveau und der Charme und eben alles was Ruyis Geschichte ausmacht, nicht erreicht wird und auch nicht erreicht werden kann. Selbst ich, als Neuling am Hofe des Kaisers habe etliche Etikette allein beim Einnehmen der Speisen nur vom Zusehen aufgeschnappt. Solche Feinheiten gibt es im Buch leider nicht, vermutlich würde das auch zu sehr aufhalten und die Seitenanzahl, die nur ein Buch umfassen sollte, sprengen. Aber auch die anderen Konkubinen und Frauen Fuchais spielen keine Rolle. Ihre Stellung ist allerdings genau bemessen gewesen. Und es wirkte nicht so auf mich, als habe die Autorin gewusst, was genau eine Konkubine am kaiserlichen Hof eigentlich ist. Bei ihr stammen sie mehrheitlich aus dem Bordell (was sich mit der allumfassenden Ausbildung widerspricht), das wird sogar mehrfach erwähnt. Nur Xishi soll eine Ausnahme sein, da sie ja die Schönste der Schönen ist.

Fuchai wird durch eine clevere Tat ihrerseits auf sie aufmerksam, aber Xishi muss noch am engsten Berater vorbei, der wenig für Yue übrig hat und ihr nicht traut. Aber als sie ihn einmal an der Angel hat, lässt sie nicht mehr los. Wie sie es über zwei Jahre lang schafft, nicht intim mit ihm zu werden und trotzdem alles zu bekommen, wird leider nicht näher geschildert, weil es immer mal größere Zeitsprünge gibt, die in zwei, drei Sätzen zusammengefasst werden. Und warum sie jungfräulich sein muss, erschließt sich leider auch nur mau. Zudem haben die zwei Monate lernen keine sehr enge Bindung zwischen ihr und Fanli geschildert, die erklären könnte, warum das die eine wahre große Liebe sein sollte, die dann auch noch Jahre ohne Kontakt hält. Die eigentlich spannenden Szenen, in denen sie sich mit Fuchai begegnen, verpuffen da leider nur mau im Wind.

Zhengdans Rolle als Xishis vertraute Dienerin wird leider auch nicht deutlich. Sie verbringen kaum Zeit miteinander und was immer Zhengdan den ganzen Tag so treibt, es wird weder gezeigt noch geschildert. Wie also soll man im Angesicht der Katastrophe mit Xishi mitfühlen? Der Leser hat kaum eine Beziehung zu Zhengdan aufgebaut und versteht auch die enge Bindung der beiden nicht, weil er sie nie zu sehen bekommen hat.

Wer unbedingt ein Happy End benötigt, wird hier leider nicht fündig werden. Im Gegenteil es gibt sogar ein recht trauriges Ende, das stark an eine alte Legende erinnert, was gut erdacht und umgesetzt wurde.

„A Song to Drown Rivers“ ist für Fans chinesischer Dramen geeignet, die nach ähnlichen Stoffen suchen. Allerdings geht es nicht in die Tiefe, da die Geschichte auf zu wenigen Seiten erzählt wird. Wer in einer Bibliothek auf das Buch stößt, sollte mal reinlesen, kaufen wäre, auch in Anbetracht des Buchpreises, weniger empfehlenswert.

 

Edit: Ich habe erst nach dem Schreiben dieser Rezension gesehen, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Xi Shi und Fan Li hat es wirklich gegeben. In der Realität hat es drei Jahre gedauert, ehe Xi Shis Ausbildung abgeschlossen war, was sehr viel glaubhafter ist, als die zwei Monate in Liangs Geschichte. Herrscher Goujian hat zusammen mit seiner Frau und Fan Li als Gefangener unter Fu Chai gelebt und in den Ställen gearbeitet, bis er genug Vertrauen gewonnen hatte, um freigelassen zu werden. Das wird nur zaghaft im Buch angedeutet. Zurück in seinem Land hat er diverse geheime Vorkehrungen getroffen, um seine Feinde doch noch zu besiegen und das sehr gut geplant und intelligent. Die Bauten, die Xi Shi sich von Fu Chai wünscht, gehören dazu. Schade, dass ein paar Worte zur wahren Existenz der Personen fehlen. Und ich glaube, dass das Erfassen der realen Geschichte dann doch ein bisschen zu groß für eine einundzwanzigjährige Autorin gewesen ist.

 

 

Die New-York-Times-Bestsellerautorin Ann Liang wurde in Peking geboren und wuchs zwischen China und Australien auf. Sie schrieb mehrere Jugendbücher, bevor sie mit A  Song To Drown Rivers ihren ersten dramatischen historischen Roman vorlegte. Anns Bücher wurden in mehr als 20 Länder verkauft.  Heute lebt sie in Melbourne, kreiert ausgefeilte To-do-Listen und führt tiefgehende Gespräche mit ihrem Labradoodle darüber, wer denn nun ein guter Hund ist.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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