(DVD) Harry Wild - Mörderjagd in Dublin, Staffel 1

 

Jane Seymour als Literaturprofessorin Harry Wild. Zusammen mit dem jungen Fergus, den sie unter ihre Fittiche nimmt, klärt sie knifflige Fälle auf, die auf alten Klassikern beruhen.

 

 

Titel: Harry Wild - Mörderjagd in Dublin, Staffel 1
Darsteller: Jane Seymour, Rohan Nedd, Stuart Graham, Kevin J. Ryan
Sprachen: Deutsch, Englisch
Euro: je nach Anbieter
Veröffentlichungsdatum: Mai 2022
Produktionsjahr: 2021
Spieldauer: rund sechs Stunden
Ausstattung: 3 DVD
FSK: 12
Come in: Agentur

 

 

 

Inhalt
Literaturprofessorin Harriet „Harry“ Wild geht nach vierundzwanzig Jahren Lehrtätigkeit in den Ruhestand. Kurz darauf wird sie auf offener Straße überfallen und ihres Geldbeutels beraubt. Ihr Sohn Charlie, leitender Detective bei der Garda in Dublin, quartiert sie wegen ihrer Kopfverletzung bei sich und seiner Familie ein. Enkelin Lola freut dies sehr, ist Harry doch scharfzüngig und unkonventionell, anders als ihre Eltern, doch Schwiegertochter Orla gewöhnt sich nur schwer an sie. Als Harry eines Abends nicht schlafen kann, findet sie Fallakten ihres Sohnes und vertieft sich in sie. Sie erkennt das Muster, nach dem der Mörder vorgeht, ist es doch dem literarischen Klassiker Calabras von Edmond Porter nachempfunden. Doch als sie ihrem Sohn davon berichtet, glaubt er ihr nicht. Harry macht sich also selbst auf, mehr herauszufinden. Dabei entdeckt sie den jungen Dieb, der sie überfallen hat. Fergus entspricht so gar nicht dem Klischee, kümmert sich liebevoll um seine kleine Schwester, besucht das Grab seiner Oma. Harry übertölpelt den Jungen und stellt ihn vor eine Wahl: Entweder er hilft ihr bei ihrem Fall oder sie verpetzt ihn an ihren Sohn.
Sie arbeiten fortan zusammen. Harry erkennt das Potential von Fergus und nimmt sich seiner an. Er lernt die Vorzüge von Bildung und Literatur kennen und sie lernt durch ihn alles über die Verbrecher der Straße.
Zusammen gehen sie mehreren Schandtaten nach, was Harrys Sohn wenig erfreut. Und nicht nur das, sie beginnt auch ein Verhältnis mit seinem Chef.

 

 

Meinung

Die unvergleichliche Jane Seymoure in Verbindung mit Literatur – etwas, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Schauspielerin, die von jeher starke weibliche Charaktere verkörpert hat, ist allerdings ein wenig in die Jahre gekommen. So braucht es leider etwas Zeit, sich an ihre neue deutsche Stimme zu gewöhnen, die jedoch einen guten Job macht.

Während ich noch 2018 Gedanken wie diese hatte: „(Buchgedanken) Rebellische Vierzigjährige (Frauen) in der Literatur“ ist es umso schöner zu sehen, dass kräftig nachgeholt wird. Aber Harry ist keineswegs eine brave Seniorin – sie wäre auch nie soweit im Leben gekommen, wenn doch. Auch ihr Alter und die Jahreszahl, in der sie ihre Jugendzeit verbracht hat, sollte aufzeigen, dass sie einiges zu bieten hat. Sie ist laut, flucht gern, trinkt (oft ein wenig zu viel), verbessert die Grammatik anderer und stößt keinen Mann, der ihr gefällt, von der Bettkante. Bei einer anderen Darstellerin wäre das schnell in die Hose gegangen, aber Seymour bringt das alles unheimlich glaubhaft und immer charmant rüber. So entsteht nach und nach ein Charakter, den der Zuschauer nicht so schnell vergisst.

In den neueren Krimiserien scheint es modern geworden zu sein, einen spektakulären und absonderlichen Fall an den nächsten zu reihen, um so das Interesse des Lesers/Zuschauers zu garantieren. Und das, obwohl dies meistens gar nicht nötig wäre. Auch diese Serie hat ein bisschen damit zu kämpfen, was besonders in der der letzten Folge, als eine junge Frau entführt wird und in einem Prinzessinnenkleid im Wald wieder aufwacht, deutlich. Die spätere Täterin agiert nicht sehr glaubhaft, was jedoch nicht an der Schauspielerin, sondern eher dem Text und engen Wirkradius liegt, in dem sie arbeiten muss. Andere Fälle wiederum sind sehr gut gelungen. Besonders jener, in dem Harry, Fergus, Lola und einige andere im Lieblingspub festsitzen, da ein schwerer Sturm wütet. Zufällig findet Harry einen jungen Mann, der im Kofferraum eines Autos gefangen liegt. Herauszufinden wer ihn dort hineinbugsiert hat und warum, entpuppt sich als kleine Herausforderung.

Doch in dieser Serie sind die aufzuklärenden Fälle eher nebensächlich. Sie sollen mehrheitlich Harry und später auch Fergus umgeben und ihnen in der Charakterisierung helfen. Harry lässt sich nicht den Mund verbieten und scheut auch nicht davor zurück, ihre Meinung zu äußern, selbst wenn es andere vor den Kopf stößt.

Die meisten Nebenfiguren treten davor deutlich in den Hintergrund. Zwar fällt auch Charlie, ihr Sohn und Gegenpart, positiv auf, doch dessen Chef und Liebhaber Harrys, Ray Tiernan, ändert im Laufe der Serie sein Gesicht. Zunächst ein eher ruhiger, aber bestimmter Typ, der in seiner Ehe unglücklich wirkt, mausert er sich zu einem anhänglichen Furunkel, das losgelassen werden will. Leider führt das auch zu der ein oder anderen Szene, die etwas übertrieben wirkt. Fergus, der junge Sidekick Harrys, ist eine kleine Überraschung. Zwar halte ich seine deutsche Stimme nicht für sehr passend, doch wer darüber hinwegsehen kann, wird es mit einem kecken Jungen zu tun bekommen, der in nicht einfachen Verhältnissen klarkommen muss und dabei ist, seinen Weg zu finden. Weichgezeichnet wird er durch seine kleine Schwester und dadurch, dass Harry ihn immer wieder zu überrumpeln weiß. Insgesamt eine sympathische Figur.

Staffel 1 hält eine einzigartige Protagonistin im goldenen Alter bereit und interessante Fälle, die oft mit einem Augenzwinkern verstanden werden wollen.