Portalzauber

Dienstag, 25. Januar 2022

Stalker - Arkadi und Boris Strugatzki

 


Titel: Stalker

Autoren: Arkadi und Boris Strugatzki

Originaltitel: Пикник на обочине

Verlag: Heyne

ISBN: 978-3453321014

Euro: 12,99

Veröffentlichungsdatum: Dezember 2021

Seiten: 400

Serie: nein

Come in: vom Verlag

 

 

 

Inhalt/Klappentext
Red Shewhart ist ein Stalker, ein Glücksritter, der illegal immer wieder in die Sperrzone eindringt, in der einst die Aliens gelandet sind. Dort spürt er die Hinterlassenschaften der Außerirdischen auf, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Niemand weiß, wie diese Artefakte funktionieren und wozu sie einmal gedient haben. Manche von ihnen bergen tödliche Gefahren, während andere die Unsterblichkeit versprechen. Red und sein Freund Kirill suchen nach einem ganz besonderen Gegenstand, der sie so reich machen wird, dass sich die Stalker nie wieder ins Sperrgebiet wagen müssen. Doch die Zone gibt ihre Geheimnisse nicht so einfach preis ...

 

 


Meinung

Der im Jahr 1971 entstandene Roman liegt nun in einer neuen Übersetzung vor, die zudem einiges an Bonusmaterial vorweisen kann. Da wäre zunächst ein Vorwort von Wladimir Kaminer (das ich nicht gelesen habe), ein Kommentar von Boris Strugatzki, Teile des Arbeitstagebuches der Brüder, „Die Wunschmaschine“ und ein Nachwort, das sich mit dem Phänomen „Stalker“ auseinandersetzt. Der Verlag hat einiges an Mühe und Zeit in das Werk gesteckt, das als ansehnliche Klappenbroschur und für einen bezahlbaren Preis daherkommt. Mir liegt zudem eine sehr alte DDR-Version von 1983 vor, die ich stellenweise überflogen habe, um die beiden Übersetzungen miteinander zu vergleichen. Und da gibt es etliches zu benennen, nicht nur haben sich Namen und Begriffe geändert, es liest sich in der neuen Version ein bisschen zu geleckt. Boris Strugatzki schreibt im Anhang, das viele seiner Werke zensiert wurden allein wegen der recht saloppen und direkten Sprache – was einen schlechten Einfluss auf die Jugend haben könnte, wie man ihnen einst erklärte. Ich wünschte, davon würde man in der Neuversion noch etwas lesen können. Sie ist sehr gut, nicht falsch verstehen, guter Lesefluss und sehr sauber gearbeitet, aber in der alten Version gibt es das, was ich sprachliche Ecken und Kanten nennen würde. Flair? Oder einfach der Charakter vom Buch. Allerdings habe ich gelesen, dass die Neuversion dichter am Original dran ist, was ich grundsätzlich schätze. Im Russischen bedeutet „Stalker“ übrigens nicht das gleiche wie im amerikanischen Englisch. Wer ein bisschen von der Entstehungszeit des Werkes, eben und vor allem auch sprachlich, mitnehmen möchte, dem empfehle ich ein älteres Werk. Wer „Picknick am Wegesrand“, so der alte, gängige Titel, noch gar nicht kennt, ist mit dieser Neuversion gut bedient.

Auf der Erde sind Außerirdische reingeschneit, aber nicht lange geblieben. Geblieben sind jedoch sechs Zonen, in denen die Natur der Erde nicht mehr wirkt und in denen diverse Dinge, die Artefakte genannt werden, zurückgeblieben sind. Dazu übrigens unbedingt nach dem Lesen (!) das Arbeitstagebuch durchblättern. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, was es mit allem auf sich hat, es bürgert sich jedoch die Überlegung ein, die Aliens seien auf einer Art Wanderung und hätten auf der Erde lediglich eine Rast eingelegt, ohne die Menschen groß wahrzunehmen. Ähnlich wie Menschen am Wegesrand picknicken und dann ihren Müll zurücklassen, so haben es die Besucher gemacht. Die Regierungen haben die Gebiete isoliert, was für die Menschen, die in der Umgebung wohnen, kein leichtes Leben ist. Einige haben sich als Stalker (früher: Schatzgräber) selbständig gemacht und holen aus der Zone unerlaubt einige dieser Dinge heraus (die nicht immer ungefährlich sind). Als die Todesrate unter ihnen steigt, muss Red sich entscheiden wie es weitergehen wird.

Die Handlung umfasst mehrere Jahre, in denen verschiedene Bereiche der Gesellschaft abgeklopft werden, immer mit dem Protagonisten im Mittelpunkt. Er, der er vieles hinterfragt, verliebt sich, heiratet und bekommt Kinder. Auch seine Umgebung wird näher gezeigt. Viel echtes Leben, nicht immer sympathisch, aber stringent umgesetzt. Die Beschreibung der Besuche in der Zone wirken zeitlos und können auch heute unbekümmert gelesen werden.

Zeitlos sind auch diverse Überlegungen, die Red besonders am Ende in Monologen durchdenkt.

Ein Roman, der gelesen gehört, nicht nur von Fans des Genres oder russischer Autoren. In „Stalker“ liegt eine überzeugende Neuversion vor, die zeigt, dass der Verlag einige Überlegungen, Zeit und Mühe hineingesteckt hat. Gelungen und gern weiterempfohlen.

 


 

Arkadi (1925–1991) und Boris (1933–2012) Strugatzki zählen zu den bedeutendsten und erfolgreichsten russischen Autoren der Nachkriegszeit. Ihre Romane sind nicht nur faszinierende Parabeln über die Stellung des Menschen im Universum, sondern auch schonungslose Abrechnungen mit Ideologiegläubigkeit und Personenkult. Etliche ihrer Texte durften in der Sowjetunion nicht erscheinen. Inzwischen hat die Gesamtauflage ihrer Werke die fünfzig Millionen überschritten, sie wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Viele ihrer Romane wurden verfilmt – Andrei Tarkowskis Adaption von »Picknick am Wegesrand« unter dem Titel »Stalker« gehört zu den Klassikern der Filmkunst.

3 Kommentare:

  1. Danke für die tolle Rezension! Das Buch interessiert mich, doch bisher war ich unsicher.

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    1. Hallo Nicole,

      gerne.
      Wenn Du es noch nicht kennst, ist die neue Version in jedem Fall was für Dich. Aber immer im Kopf behalten, wie alt das Werk ist und warum es das mit so besonders macht. Ich würde in jedem Fall empfehlen, es zu lesen, besonders weil es im Genre einfach als Klassiker dazugehört :)
      Viel Spaß beim Schmökern!


      LG
      Daniela

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    2. Hallo Daniela,

      ich lasse es jedenfalls auf der Wunschliste. Besonders der Punkt mit dem echten Leben finde ich recht interessant.

      Liebe Grüße
      Nicole

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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