Portalzauber

Freitag, 11. Oktober 2019

Das Erbe der Elfen - Andrzej Sapkowski


Titel: Das Erbe der Elfen
Autorin: Andrzej Sapkowski
Originaltitel: Krew Elfów
Verlag: dtv
ISBN: 978-3423262446
Euro: 15,00
Veröffentlichungsdatum: September 2019
Seiten: 384
Serie: Die Hexer-Saga 01
Come in: Vom Verlag







Inhalt
Dem Hexer und Krieger Geralt ist es gelungen, die Enkelin der letzten Königin Brokilons, Ciri, aus dem besiegten Königreich zu retten. Sie ist das weissgesagte Überraschungskind, so dass er sie zu seinen Kameraden bringt. Die Hexer können allerdings wenig mit dem jungen Mädchen anfangen und tun mit ihr das Einzige, das ihnen einfällt: Sie bilden sie, wie sie es mit einem Jungen tun würden, zur Hexerin und Kriegerin aus.
Doch Geralt spürt, dass mehr hinter Ciri steckt und so bittet er die Magierin Triss um Hilfe. Ein Glücksfall für Ciri, die nicht nur mit der harten Ausbildung, sondern auch den Besonderheiten beim Erwachsenwerden zur Frau hadert. Die starken magischen Kräfte Ciris bedürfen einer speziellen Ausbildung, so dass beschlossen wird, das Mädchen zum Tempel der Melitele zu bringen. Bereits auf dem Weg wird deutlich, wie tief gespalten das Land ist. Und nicht alle können das Überleben der Thronerbin gutheißen ...


Meinung
Mit „Das Erbe der Elfen“ startet eine mehrbändige Reihe, die in den letzten Jahren weltweit Millionen Fans gefunden hat. Obwohl bereits versucht wurde, sie überzeugend zu verfilmen, wird 2019/2020 die Saga als Serie per Streaming zu sehen sein. Das hat den deutschen Verlag dazu veranlasst, die Bücher neu herauszubringen. Einige Fragen wurden dazu in diesem Interview: „AndrzejSapkowski „Geralt-Saga“ – mit Verlagsinterview“ beantwortet.
Vor allem die neue Aufmachung der Bücher weiß dabei zu überzeugen. Einzig störend ist der rote Aufkleber „Ein Netflix Original“, als sei Netflix das Besondere daran und nicht nur Nutznießer der Arbeit anderer. Das Cover schimmert mit 3D-Auflage und hinter der Klappenbroschur verbirgt sich eine grandiose Karte.
Sapkowski hält sich nicht lange damit auf, die Charaktere einzuführen oder Gesellschaft und Politik näher zu erläutern. Der Leser bewegt sich zusammen mit den einzelnen Figuren durch eine Welt, die als gegeben hinzunehmen ist. Allerdings macht es der Autor seinen Lesern auch nicht allzu schwer, gerade wenn diese bereits (im Genre) belesen sind. Wer sich also auch einfach mal auf eine Geschichte einlassen kann, sollte sich nicht abhalten lassen, zum Buch zu greifen.
Die Gewichtung der Handlung liegt eindeutig auf den Figuren und Sapkowski hat ein echtes Händchen dafür, über Dialoge, Szenen und Mimiken die einzelnen Charaktere und deren Beziehungsgeflecht darzustellen. Mitunter bietet es sich an, im zwischen-den-Zeilen-Lesen geschult zu sein. Einzig Geralt selbst scheint ein wenig kurz zu kommen, auch wenn er seine Momente erhält, die sich aber an einer Hand abzählen lassen. Im Vordergrund steht in jedem Fall das Überraschungskind Ciri, zusammen mit ihren beiden Ausbilderinnen Triss und Yennefer. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht auch Themen an, die eher selten zu lesen sind, besonders in Werken eines männlichen Autors. Dabei geht dieser aber nicht bierernst an die Sache heran, sondern behält sich so einige Schmunzler vor. Tatsächlich halte ich einige der Szenen und Begebenheiten für außerordentlich gelungen und so unterhaltsam, dass das Buch kaum aus der Hand zu legen ist.
Ciri ist jung, macht aber ohne zu murren alles mit, lernt fleißig und schmiedet Pläne für die Zukunft. Für das, was ihr auf dem Schlachtfeld wiederfahren ist, finden sich keine Worte, dass sie das jedoch nicht hinnehmen wird, steht fest. Für Geralt hat sie einiges übrig, was seiner Charakterisierung enorm dient, denn allein durch die Augen des Mädchens und später auch der anderen weiblichen Figuren, nimmt er feste Gestalt an. Wohlgemerkt himmeln ihn nicht alle an, was eben den gelungenen Kontrast bildet. Würde Yennifers und Geralts Beziehung einen Eintrag in Facebook besitzen, müsste dort vermutlich "es ist kompliziert" stehen, dabei ist sie die große Liebe seines Lebens. An welchem Punkt sie derzeit aber genau stehen, weiß er definitiv nicht. Der Autor hat dazu einige Briefe zwischen den beiden wechseln lassen, die vordergründig Ciri betreffen, sich im Prinzip aber um dieses Thema drehen. Yennifers Haltung ist genau zu spüren, wenn sie auch nicht viele Worte darum macht.
Lesern, die Monsterkämpfe und ganze Schlachten erwarten, wird hier wenig geboten. Zwar gibt es Kämpfe, aber sie spielen kaum eine Rolle. Sapkowski jedoch hat neben der Gleichberechtigung auch andere (immer wieder) aktuelle Themen eingeflochten, nicht zuletzt Rassismus, hier in Gestalt Elfen/Zwerge versus expandierende Menschen. Auch wer das Direkte nicht mag, ist schlecht mit Büchern aus der Feder des Autors beraten, denn es geht mitunter auch recht derb zu.
Alle anderen jedoch sollten sich nicht davon abhalten lassen, in Sapkowskis Werk hineinzusehen. "Das Erbe der Elfen" ist ein packender und geistreicher Fantasyroman, der nur auf den ersten Blick dem Mainstream standhält, im zweiten durch den gelungenen Mix zu überzeugen weiß. Erzählweise, Charaktere und Handlung haben von dem gewissen Blick über den Horizont in jedem Fall profitiert.


Die Hexer-Saga
1. Krew Elfów (Das Erbe der Elfen)
2. Czas pogardy (Die Zeit der Verachtung)
3. Chrzest ognia (Feuertaufe)
4. Wieża Jaskółki (Der Schwalbenturm)
5. Pani jeziora (Die Dame vom See)



Andrzej Sapkowski ließ sich für den Außenhandel ausbilden und war in dieser Branche mehr als zwanzig Jahre lang für polnische Firmen tätig. Aber ganz erfüllt hat ihn dieser Job offenbar nicht, denn bereits 1986 wurde in einer Zeitschrift seine Erzählung „Der Hexer“ veröffentlicht. Geboren wurde der Autor 1948 in Łódź. Er lebt weiterhin in seiner Heimatstadt, als deren Ehrenbürger er sich seit 2008 bezeichnen darf.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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