Portalzauber

Freitag, 18. Februar 2011

Das Druidentor - Wolfgang Hohlbein


Rezension von Maja.
Titel: Das Druidentor
Autor: Wolfgang Hohlbein
Originaltitel
Verlag: Bertelsmann-Club
ISBN: 3522721659
Euro: Nicht mehr im Handel erhältlich.
Veröffentlichungsdatum: 1993
Seitenanzahl: 544
Kein Serientitel
Come in: Geschenk

Es sollte der sicherste Eisenbahntunnel werden, der je durch einen Berg gebaut wurde. Doch bereits bei den Bauarbeiten geschehen unheimliche Dinge in der unterirdischen Trasse: Elektronische Geräte spielen verrückt; eine unnatürliche Stille prägt das Berginnere; Loren, über und über mit Raureif überzogen, machen sich selbstständig; und dann ist da noch die Zeit, die sich auf unerklärliche Weise verschiebt. Frank Warstein, leitender Ingenieur und Computerfachmann der Baustelle, ahnt, dass diese Dinge etwas mit dem unheimlichen Fremden zu tun haben, der sich selbst als Druide bezeichnet und in unregelmäßigen Abständen auf dem Gelände auftaucht und seine Arbeiter erschreckt. Nur drei Menschen, prophezeit der Fremde, können die Welt noch retten. Ein Wissender. Ein Sehender. Und ein Liebender.
Obwohl Warstein ein sanftes Unbehagen irrationaler Art verspürt, fährt er mit dem Bau des Tunnels fort und ignoriert die Warnung - und das Unfassbare nimmt seinen Lauf.
Jahre später, der Tunnel ist längst fertig gestellt, ist Warstein nicht mehr er selbst. Geprägt von den damaligen Ereignissen in der Tunneltrasse, vegetiert er als Alkoholiker in seinem Ein-Zimmer-Appartment dahin. Die einzige Gesellschaft, die Warstein noch erträgt, ist die seines Katers Vlad, der bereits vor seinem Einzug in der Wohnung lebte.
Warstein scheint mit seinem Leben abgeschlossen zu haben, als der Berg erneut erwacht: Eines Tages steht eine junge Frau vor seiner Tür, die ihm von der Jungfernfahrt eines ICEs durch die Tunneltrasse berichtet, bei der alle Passagiere ums Leben gekommen sind. Die Presse spricht von einem Terroranschlag. Niemand will wahrhaben, dass das Unfassbare erneut geschehen ist. Niemand soll erfahren, dass der ICE und seine Passagiere auf unerklärliche Weise um zweihundert Jahre gealtert sind. Nur Warstein ahnt, dass dies nur das erste Anzeichen ist, dass im Inneren des Berges erneut Bedrohliches vor sich geht. Wenn die Bibel Recht hat, erinnert sich Warstein, und aus einem Klumpen Lehm das Leben entstanden ist, warum sollte es bei einem Berg anders sein? Ein Berg mit Bewusstsein? Aber wie soll man mit einem Geschöpf in Verbindung treten, dessen Gedanken ein Menschenalter währen; wie mit einer Intelligenz in Kontakt treten, die wir nicht einmal als lebende Kreatur erkennen?
Mithilfe der jungen Frau und einem Reporter der Boulevardpresse macht Warstein sich auf die Suche: Ein Wissender. Ein Sehender. Und ein Liebender. Wer sind diese drei Menschen und werden sie rechtzeitig zueinander finden, um der Urgewalt Einhalt zu gebieten?


Das erste, was mir beim Lesen der Inhaltsangabe von "Das Druidentor" in den Sinn kam, war J.R. Tolkiens Satz: "Die Zwerge haben zu tief gegraben." Hier endet aber auch schon die Ähnlichkeit zu Tolkien. Gleich zu Beginn des Buches wurde ich in die Handlung hinein gesogen. Hohlbein hält sich nicht lange mit Einleitungen auf, der Spannungsbogen wird kontinuierlich hoch gehalten. In einer Zeit, in der man in Flugzeugen noch rauchen durfte und der ICE als Wunder auf Schienen galt, mag dem einen oder anderen dieser Mix aus ScienceFiction- und Fantasy-Geschichte ein wenig angestaubt erscheinen, ich für meinen Teil empfand es als sehr erholsam, in diese Fabel vom Wesen der Zeit einzutauchen, in der es noch keine Handys und E-Mails gab. Je mehr ich von Frank Warsteins Leben erfuhr, desto sympathischer wurde mir der ehemalige Diplom-Ingenieur.
Bereits früh erfährt der Leser von der inneren Zerrissenheit, die Warstein schon im frühen Stadium des Tunnelbaus beherrscht. Die Natur nach Maßstäben menschlicher Ästhetik umzugestalten, erfahren wir von Warstein, sei nicht nur eine moralisch verwerfliche sondern auch eine höchst riskante Sache. Immer wieder wird Warstein bewusst, dass sie mit dem Bau des Tunnels einen Frevel begehen, und manchmal schießt es ihm durch den Kopf, dass dieser Frevel eines Tages gesühnt werden wird.
Mit "Das Druidentor" hat Wolfgang Hohlbein einen spannenden ScienceFiction/Fantasy Roman vorgelegt. Er stellt nicht nur die blinde Technologiegläubigkeit der Menschheit in ein kritisches Licht, er spricht auch unmittelbare Umweltthemen wie die Zerstörung und die Ausbeutung der Natur durch den Menschen an und stellt den technischen Fortschritt um jeden Preis in Frage.
Die Angabe auf der Webseite des Autors, dass der Roman für Jugendliche ab 16 Jahren ist, mag eine Erklärung sein, warum die Sprache direkt und schnörkellos und flott zu konsumieren ist. Die Seiten fliegen bei der Lektüre nur so dahin, man spürt dem Textaufbau an, dass hier jemand sein Handwerk versteht, man spürt dem Ganzen aber leider auch ein wenig die Routine an, die hier und da durch die Sätze hindurch schimmert: Die Dialoge schienen mir manchmal zu abgeschliffen, fast ein Selbstläufer - man liest einen Satz an und weiß, ehe man die Zeile überflogen hat, wie der Dialog endet. Hinzu kommen klischeebeladene Akteure: Die mürrischen Polizisten, der sensationsgierige Reporter eines Boulevardblattes, der angeschlagene, alkoholgetränkte Held, der weise Druide mit dem schlohweißen Haar.
Die Charaktere sind leider wie Schablonen gezeichnet, eindimensional und für mich ohne realen Wiedererkennungswert. Aber auch hier sei auf die Angabe des Autors verwiesen, dass die Lektüre für Jugendliche ab 16 Jahren empfohlen ist und eventuell aus diesem Grund für den schnellen und leichten Konsum vorgesehen ist.
Ich hatte zu keiner Zeit Mühe, mich in der geschilderten Umgebung zurecht zu finden. Der unaufdringliche Schreibstil lehnt sich sehr an Stephen King an - dieselbe Raffinesse hinsichtlich des Plots, ein gutes Händchen fürs Detail und stets den richtigen Riecher für das rechte Timing.
Eine Geschichte mit vielen Rückblenden - die damaligen Ereignisse während des Tunnelbaus werden aus Warsteins Erinnerung konstruiert - verlangt ein großes Können vom Autor, um die Sache auf einem hohem spannenden Niveau zu halten. Hohlbein gelingt dieser Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart mühelos, mehr noch: Als Leser taucht man vollkommen ab und vergisst Raum und Zeit.
Wolfgang Hohlbein ist ein Garant für solide, spannende Unterhaltung. Das "Druidentor" ist eine spannende Lektüre, die ich jederzeit für eine Bahnfahrt oder den Urlaub empfehlen würde.


http://www.hohlbein.de/
Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist der meistgelesene und erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 37 Millionen Büchern. Der Durchbruch gelang ihm 1982 mit "Märchenmond", das seinen Siegeszug in zahlreichen Ausgaben von den USA bis in den Fernen Osten bis heute ungebrochen fortsetzt. 1993 stand "Das Druidentor" für ein Jahr auf der Spiegel Bestsellerliste und zählt zu den erfolgreichsten Romanen des Autors. Der Roman wurde seitdem in diversen Verlagen neu aufgelegt, die aktuellste Ausgabe ist als Taschenbuch im Piper Verlag (Januar 2010) zu finden.



4 Kommentare:

  1. Anonym18.2.11

    Ich habe das Buch vor vielen Jahren gelesen und habe es noch immer sehr positiv in Erinnerung =)

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  2. Ich kenne es selbst gar nicht, aber die Inhaltsangabe klingt auch nicht so, als wäre das was für mich. Außerdem hat er ja noch dutzende andere spannende Romane geschrieben - ich weiß es, die stehen alle hier rum. ;)

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  3. Das Buch ist als Neuauflage erhältlich, es wurde diverse Male von ebenso vielen diversen Verlagen neu aufgelegt. Ich glaube, zuletzt war es der Piper Verlag mit einem TB. Ich finde hier besonders interessant, dass es sich um einen Fantasy Roman handelt, der in der "normalen" Jetzt-Zeit spielt ohne Fabelwesen oder dergleichen. Und der ökologische Aspekt ist auch spannend.

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  4. Das habe ich bei der Coversuche gemerkt, dass es einige gibt. :) Mir gefiel dieses Cover mit am besten.
    Ich habe ja auch ein Faible für UF entwickelt, aber merke doch, dass ich da bestimmte Dinge favorisiere.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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